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Gefährliche Infektionskrankheit

Masern-Fälle steigen in Österreich und Großbritannien stark an

Frau tupft Masern ab.
Gegen die Masern gibt es eine wirkungsvolle Impfung, welche die Krankheitsfälle gering halten sollte. Doch nun steigen in Großbritannien und Österreich die Zahlen – was bedeutet das für Deutschland? Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

24. Januar 2024, 17:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Masern gehören zu den gefährlichsten und am einfachsten zu übertragenden Infektionskrankheiten. Obwohl es eine effektive Impfung dagegen Masern gibt, steigen die Infektionsfälle in Europa an. Vor allem in Österreich und Großbritannien sind die Masern wieder auf dem Vormarsch. Doch wie sieht die Situation in Deutschland aus?

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Impfungen sind ein beliebtes Streitthema zwischen Befürwortern und Gegnern. Unbestritten ist jedoch die Wirksamkeit von Masern-Impfungen: So schützt die zweimalige Impfung 98 bis 99 Prozent der Geimpften vor einem schweren Krankheitsverlauf.1 Damit gehört die Masern-Schutzimpfung zu den wirksamsten Impfungen, wobei nach der zweimaligen Verabreichung ein lebenslanger Schutz besteht. Dennoch kam es in den vergangenen Jahren zu einem starken Anstieg der Masern-Fälle. Laut dem Robert Koch-Institut erkrankten im Jahr 2018 allein in Europa rund 89.000 Menschen an Masern.2 Davon musste über die Hälfe der Patienten im Krankenhaus betreut werden, 74 Patienten starben. Im Jahr 2019 wurden bereits 103.000 Masern-Fälle in Europa gezählt. Nun überrascht Österreich mit der europaweit zweithöchsten Infektionsrate.

Österreich liegt gleich hinter Rumänien bei den Masern-Fällen

Laut der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden seit 2023 insgesamt 193 Masern-Fälle durch das epidemiologische Meldesystem (EMS) gemeldet registriert.3 Im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte liegt Österreich damit ganz weit vorne im europäischen Vergleich – direkt hinter Rumänien, wie das österreichische Nachrichtenportal Heute.at berichtet. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im Jahr 2023 lediglich 53 Masernfälle gezählt.4 „Das ist dramatisch und beunruhigend. Österreich muss sich hier wirklich schämen“, kommentiert Rudolf Schmitzberger, Wiener Kinderarzt und Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten, die neuen Zahlen. Er könne nur schwer nachvollziehen, warum diese Erkrankung wieder auszubrechen scheint, wohingegen es großen Nationen wie den USA gelang, das Virus nahezu komplett auszurotten. Dabei habe man mit der Impfung ein sehr effektives Instrument, um sich vor Masern zu schützen.

Auch interessant: Fast jede zweite Masern-Erkrankung bei Erwachsenen

Über 200 Masern-Fälle in England seit Oktober 2023

Auch aus Großbritannien gibt es Berichte über stark gestiegene Masern-Zahlen, insbesondere in Zentralengland. Seit Oktober 2023 wurden in der Region West Midlands mehr als 200 bestätigte Fälle und rund 100 Verdachtsfälle gemeldet, wie die Gesund­heits­­behörde „UK Health Security Agency“ (UKHSA) mitteilt.5 80 Prozent der Fälle seien in Birmingham aufgetreten, der Großteil davon bei Kindern, die jünger als zehn Jahre waren.

„Kinder, die sich mit Masern infizieren, können schwer erkranken und lebenslange Komplikationen davontragen. Die beste Möglichkeit für Eltern, ihre Kinder vor Masern zu schützen, ist die MMR-Impfung. Zwei Dosen des MMR-Impfstoffs bieten einen lebenslangen Schutz – und es ist nie zu spät, die Impfung nachzuholen“, sagt Professor Dame Jenny Harries, Chefin der UKHSA in der Pressemitteilung.

Masernschutzgesetz in Deutschland sorgt offenbar für weniger Fälle

In Deutschland ist der Stand der Masern-Fälle erstaunlich niedrig: lediglich 53 Fälle traten im Jahr 2023 auf. Dies hängt offenbar mit dem Masernschutzgesetz sowie der seit März 2020 gültigen Masern-Impfpflicht zusammen. Denn im Jahr 2019, bevor das Gesetz in Kraft trat, gab es noch 519 Masern-Fälle. Doch es gibt noch einen anderen positiven Effekt, der dazu beigetragen hat: Seit 2020 haben sicherlich auch die Corona-Schutzmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Masern-Infektionen stark sanken.

Auch interessant: Nachweisfrist endet – ab jetzt gilt die Masern-Impfpflicht

Masern-Fälle der letzten Jahre in Deutschland

Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts gab es im Jahr 2017 noch 926 gemeldete Masern-Fälle. Zwischen 2018 und 2019 gingen die Zahlen jedoch auf über 500 Fälle zurück. Im Jahr 2020 wurden nur noch 76 Masern-Fälle registriert, 2021 lediglich neun und 2022 nur 15. Erst 2023 gab es wieder einen deutlichen Anstieg auf 53 Fälle. Dieser liegt allerdings weit unter den Zahlen, die man vor der Corona-Pandemie und dem Masernschutzgesetz auswertete.

Auf diese Masern-Symptome sollten Sie achten

Besonders anfällig für eine Masern-Erkrankung sind Kinder unter 5 Jahren und ungeimpfte Erwachsene. Bei ihnen können schwere Komplikationen auftreten wie eine Mittelohrentzündung, eine Lungenentzündung, Durchfälle oder sogar eine Gehirnentzündung (Enzephalitis). In Industrieländern sterben etwa ein bis drei von 1.000 Betroffenen. Zudem müssen seit März 2020 alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Eintritt in die Schule oder in den Kindergarten die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Masern-Impfungen vorweisen. Eine Maßnahme, die sicherlich zu den niedrigen Masern-Zahlen beigetragen hat.

Dennoch sollte man bei folgenden Symptome einen Arzt aufsuchen – insbesondere Eltern, die ihre Kinder noch nicht geimpft haben:

  • Fieber
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Schnupfen
  • Husten
  • Enanthem an der Mundschleimhaut, die sogenannten Koplik-Flecken (kalkspritzartige weiße Flecken)
  • Masernexanthem der Haut (typische rosafarbene Flecken) entsteht rund zwei bis vier Tage nach den oben genannten Symptomen
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Quellen

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Quellen

  1. Bundesministerium für Gesundheit - Masernschutz.de: Masern-Impfung (aufgerufen am 24.1.2024) ↩︎
  2. Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber Masern. (aufgerufen am 24.1.2024) ↩︎
  3. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Masern. (aufgerufen am 24.1.2024) ↩︎
  4. Nationale Lenkungsgruppe Impfen. Gemeldete Masern-Krankheitsfälle in Deutschland. (aufgerufen am 24.1.2024) ↩︎
  5. UK Health Security Agency. Measles outbreak could spread warns UKHSA Chief Executive. (aufgerufen am 24.1.2024) ↩︎
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