16. Oktober 2024, 4:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das sogenannte Marcus-Gunn-Syndrom (manchmal auch Marcus-Gunn-Jaw-Winking-Phänomen genannt) ist eine seltene neurologische Erkrankung, die durch eine unnatürliche Mitbewegung des Augenlids bei Kieferbewegungen gekennzeichnet ist. Nur wenige Menschen sind davon betroffen; eine davon ist die Tochter des bekannten Musikers Bushido. FITBOOK-Autorin Laura Pomer stellt das Syndrom vor.
Laila, die 11-jährige Tochter von Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushido und seiner Frau Anna-Maria, hat seit einigen Monaten einen eigenen, von ihrer Mutter betreuten Instagram-Account. Dort gewährt sie ihren bereits rund 88.400 Followern Einblicke in das bunte Leben der kinderreichen Familie Ferchichi. Kürzlich erst zeigte sie sich dabei mit einer ihrer Schwestern beim Naschen von Schokolade, wobei zahlreichen Nutzern vor allem eines auffiel: Lailas Augenzucken, während sie kaute. Auf entsprechende Kommentare reagierte sie am Folgetag. „Das heißt Marcus-Gunn-Syndrom“, klärte sie auf.
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Übersicht
Was ist das Marcus-Gunn-Syndrom?
Beim Marcus-Gunn-Syndrom, welches aufgrund seines auffälligsten Merkmals den Beinamen „Marcus-Gunn-Kieferzwinker-Phänomen“ trägt, handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. Aufgrund seiner Seltenheit beschränkt sich die vorhandene Fachliteratur zu dem Thema auf die Beobachtungen einzelner untersuchter Fälle.1 Das Syndrom ist vor allem durch eine unnatürliche Beteiligung des Augenoberlids bei Kieferbewegungen charakterisiert. Als Grund dafür führt die Forschung eine fehlerhafte Verknüpfung zwischen den betreffenden Nerven an. Beobachtungen zeigen, dass meistens nur eines und dann das linke Auge betroffen ist. Zu den Symptomen kann auch eine sogenannte Ptosis (Lidlähmung, umgangssprachlich oft Hängelied genannt) zählen.
Über die möglichen Ursachen, die zu den für das Marcus-Gunn-Syndrom typischen Nervenfehlverbindungen führen, ist noch nicht viel bekannt. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass sich beim Fötus Entwicklungsstörungen ereignen. Da gelegentlich familiäre Häufungen beobachtet wurden, halten Forscher begünstigende genetische Faktoren für denkbar.
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Wichtig ist eine genaue Diagnose
Herabhängende Augenlider sind längst nicht immer auf das Marcus-Gunn-Syndrom zurückzuführen. Sie können verschiedenste und mitunter schwerwiegende Ursachen haben – vom harmlosen altersbedingten Erschlaffen der Augenmuskeln über Nervenschädigungen nach Verletzungen bis hin zu Tumoren. Um das Marcus-Gunn-Syndrom zu diagnostizieren (und andere Befunde auszuschließen), müssen umfangreiche Untersuchungen vorgenommen werden. Hierzu zählt neben einer Anamnese die genaue Beobachtung der Lidbewegungen des Patienten sowie etwaiger Reaktionen auf Kieferbewegungen. Manchmal werden bildgebende Untersuchungsverfahren veranlasst.
In einigen Fällen kann eine frühe Diagnose bzw. Differentialdiagnose von Bedeutung sein. Denn etwa eine kongenitale Ptosis, also eine von Geburt an bestehende Lidlähmung, sollte möglichst direkt nach Bekanntwerden behandelt werden, betonen Forscher.2 Es gibt Patienten, die gleichzeitig an einer kongenitalen Ptosis und unabhängig davon am Marcus-Gunn-Syndrom leiden.
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Behandlung des Marcus-Gunn-Syndroms
Beim Marcus-Gunn-Syndrom richtet sich die Indikation einer Behandlung nach dem Vorhandensein von Beschwerden. Die Beeinträchtigungen sind meist vor allem ästhetischer Natur und somit objektiv betrachtet zwar nicht bedrohlich oder gesundheitlich gefährlich. Sie können jedoch bei Betroffenen ein nicht zu unterschätzendes seelisches Leid verursachen. Daneben ist bei einem schweren Befund eine Einschränkung der Sehkraft möglich, wenn das Auge vom hängenden Lid verdeckt wird.
Operation
Es gibt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. „In schweren Fällen wird eine Operation empfohlen“, heißt es in der ersten angeführten Studie, „je nach Grad der Ptosis und des Kieferzwinkerns“. Gemeinhin versucht man jedoch, diesen Schritt zu vermeiden. Denn ein Eingriff an diesem fragilen Körperteil ist nicht frei von Risiken und kann schlimmstenfalls die ungewünschten Lidbewegungen verschlimmern.
Physio- und Psychotherapie
Zu den konservativen Therapiemethoden gehören manchmal physiotherapeutische Maßnahmen. Diese können dabei helfen, die Augenmuskeln zu stärken, wodurch sich die Koordination der beteiligten Muskeln verbessern soll. Und natürlich kann im Einzelfall eine psychologische Betreuung für den bestmöglichen Umgang mit der Auffälligkeit sinnvoll sein.
Bei Bushidos Tochter Laila scheinen sich die Beschwerden im Rahmen zu halten. So wirkte es jedenfalls in ihrer Instagram-Story. Und es ist wohl davon auszugehen, dass das so bleibt. Wie man in der Literatur erfährt, ist das Marcus-Gunn-Syndrom allgemein keine fortschreitende Erkrankung.