31. Juli 2024, 13:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Extremer Mundgeruch durch unbemerkte Mandelsteine – das kommt häufiger vor, als man denkt. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Symptome denen einer Mandelentzündung stark ähneln. FITBOOK erklärt, warum und wie sich Tonsillolithen entwickeln, wer besonders betroffen ist und wie man sie selbst entfernen kann.
Mandelsteine sind eine der gängigsten und häufigsten Erkrankungen. Und doch bleiben sie häufig unbemerkt. Erfahren Sie hier, worum es sich dabei genau handelt, wie sie entstehen und wer besonders häufig betroffen ist. Außerdem: Woran man Mandelsteine erkennt, wie man sie entfernen kann, und was vorbeugend hilft.
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Übersicht
Was sind Mandelsteine überhaupt?
Mandelsteine, medizinisch Tonsillensteine oder Tonsillolithen, sind kleine, verkalkte, weiß-gelbliche Gebilde. Sie entstehen durch verschiedene Bakterien, die sich bspw. durch Essen oder Schleim in den vielen kleinen Einsenkungen der Gaumenmandeln oder im Bereich der Kehle abgesetzt haben. Verhärten sich diese Ablagerungen, bilden sich Tonsillensteine. In ihrer Zusammensetzung ähneln Tonsillolithen dentalen Biofilmen. Diese bestehen aus einer Ansammlung von Bakterien und Keimen. Die Größe von Mandelsteinen variiert zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter, meistens sind sie nur wenige Millimeter groß.
Wer ist am häufigsten betroffen?
Aus Studien geht hervor, dass Tonsillolithen in der Bevölkerung sehr verbreitet sind. So fand etwa eine Überprüfung bei 1145 von 2873 Patienten Mandelsteine – das entspricht 39,9 Prozent. Die Anzahl der Tonsillolithen pro Gaumenmandel variierte zwischen einem und 18.1 Eine andere Studie, für die 1524 Kiefer-Übersichtsaufnahmen von Menschen zwischen neun und 87 Jahren untersucht wurden, fand bei insgesamt 124 von ihnen Mandelsteine. 38 Personen hatten einzelne Mandelsteinen, während 86 Personen mehrere Mandelsteine hatten.2
Die Prävalenz von Tonsillolithen nimmt mit dem Alter zu und tritt am häufigsten bei Patienten im Alter zwischen 50 und 69 Jahren auf. Kinder und Unter-30-Jährige sind wiederum weniger betroffen als Menschen in den 40ern und älter. Des Weiteren wurde nachgewiesen, dass Menschen, die häufiger mit Atemwegs- oder Halserkrankungen Probleme haben, besonders häufig Mandelsteine entwickeln. Das lässt sich auf die tieferen Furchen im Bereich der Gaumenmandeln und des Rachens zurückführen, die bei solchen Erkrankungen entstehen.
Ursachen für Mandelsteine
Wie bereits erwähnt, sind Reste und bakterienhaltige Substanzen der Grund für die Entstehung von Mandelsteinen. Neben Essensresten und Schleim, der durch Probleme mit den Atemwegen verursacht werden kann, spielen auch Zungenbelag, abgestorbene Zellen sowie Lymphozyten eine Rolle bei der Entstehung von Mandelsteinen. Auch Zucker scheint bei der Entstehung eine Rolle zu spielen: Atemtests haben gezeigt, dass Saccharose (Haushaltszucker) die Vermehrung solcher Bakterien ermöglicht, welche in sauerstofffreiem Milieu („saurem“ Millieu) leben können und in den Tonsillolithen enthalten sind. Andersherum konnte gezeigt werden, dass Fluorid die Säureproduktion in Gegenwart von Saccharose unterdrückt.3
Welche Rolle spielt die Mundhygiene?
Eine Ursache für die Entwicklung von solchen Biofilmen und Mandelsteinen ist eine vernachlässigte Mundhygiene. Speisereste oder Schleim können sich viel leichter absetzen und Bakterien fangen an, sich auszubreiten, bis sich besagte Steine bilden. Wer sich jedoch regelmäßig die Zähne putzt, mit Mundwasser spült und allgemein auf die Mundhygiene achtet, hat ein niedrigeres Risiko für Tonsillensteine.
Der Einfluss der Mandeln auf Tonsillensteine
Die Mandeln sind essenziell für unsere Mundhygiene. Durch ihre Lage gewährleisten sie mithilfe vieler weißer Blutkörperchen, dass Bakterien und andere Krankheitserreger schnellstmöglich abgetötet werden und sich nicht weiter verbreiten können. Sind die Mandeln wie bspw. bei einer Mandelentzündung nicht voll funktionsfähig, können sich die Keime innerhalb des Munds viel leichter und effektiver verbreiten. Das begünstigt die Entwicklung von Tonsillensteine massiv.
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Woran man Mandelsteine erkennt
Mandelsteine können starken Mundgeruch verursachen. Wenn die Steine groß sind und sich schon relativ weit entwickelt haben, kann man sie mit bloßem Auge im Rachen erkennen. Wenn die Steine noch relativ klein sind, verursachen sie möglicherweise noch keine Symptome. Hier die Liste möglicher Anzeichen:
- starker Mundgeruch
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Reizhusten
- Ohrenschmerzen
- Fremdkörpergefühl im Rachen
- fauler Geschmack im Mund4
Mandelsteine selbst entfernen
Sollten die Steine schon sichtbar, aber dennoch relativ klein sein, kann einfaches Husten oder Räuspern bereits reichen, Mandelsteine zu lösen. Auch das simulierte Gähnen mit dem Kopf im Nacken oder das Kauen harter Lebensmitteln wie bspw. Karotten kann Tonsillolithen lösen. Falls das nicht hilft, kann man auch zu einfachen Hilfsmitteln greifen. So kann man bspw. versuchen, die Mandelsteine mit einem Wattestäbchen oder einer Zahnbürste zu entfernen. Bei Würgereflex kann man versuchen, die Steine mithilfe einer Pipette abzusaugen.
Ärztlicher Therapieansatz
Das Rödern ist eine Methode, die schon lange besteht, aber nur von Ärzten durchgeführt werden sollte, um Mandelsteine zu entfernen. Dabei gurgelt man mit einer salz- oder antibakteriell wirkenden Lösung. Danach werden die Steine mithilfe von Sauggläsern entfernt. Anschließend wird eine Massage der Gaumenmandeln durchgeführt. Bei einer Mandel- oder Halsentzündung sollte diese Therapie jedoch nicht angewendet werden.
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Wie kann man Mandelsteinen vorbeugen?
Tonsillensteinen kann man mit einfachen Hausmitteln vorbeugen:
- Häufiges Gurgeln: Beispielsweise mit einem Gemisch aus Wasser und einer der folgenden Zutaten: Kokosöl, Salz, Xylit, Apfelessig oder Zitronensaft. Auch Gurgeln mit Kamillen- oder Salbeitee bieten sich an.
- Ölziehen: Dabei spült man einen Teelöffel Kokosöl kräftig durch den Mund. Das Kokosöl hat eine antibakterielle Wirkung und hilft gegen Mundgeruch.
- Mundspülungen anwenden
- Kaugummikauen: Die Kaubewegung säubert den Rachenbereich ein wenig. Kaugummis mit bakterienhemmendem Xylit sind besonders zu empfehlen.
- Regelmäßige Zungenreinigung: Wie bereits erwähnt, ist Mundhygiene das A und O zur Vorbeugung von Mundgeruch, Biofilm und Mandelsteinen. Viele Menschen vergessen, die Zunge aktiv und häufig zu reinigen – dabei ist diese Maßnahme besonders einfach.5
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Zur Vorbeugung von Mandelsteinen gehören aber auch professionellere Methoden. Falls bereits starke Zahnbelege vorhanden sein sollten, empfiehlt sich eine professionelle Zahnreinigung. Diese sollte man, neben den Besuchen beim Zahnarzt, ohnehin ein mal im Jahr angehen und selbst ohne bereits starke Beläge oder Plaque ist eine Zahnreinigung eine durch und durch sinnvolle Angelegenheit.