3. August 2019, 8:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Millionen Deutsche nehmen regelmäßig Tabletten ein, um die Säureproduktion im Magen zu regulieren und somit Beschwerden wie beispielsweise Sodbrennen zu begegnen. Allerdings ist die massenhafte Verschreibung solcher Mittel schon länger umstritten, und dafür gibt es nun einen weiteren Grund: Wer die Mittel einnimmt, ist offenbar allergiegefährdeter.
Sogenannte Protonenpumpenhemmer bzw. Magensäureblocker sind weit verbreitete Medikamente, die zum Beispiel bei saurem Aufstoßen und Sodbrennen eingesetzt werden. Und tatsächlich ist es sinnvoll, derartige säurebedingten Beschwerden zu behandeln, da sie nicht nur unangenehm sind, sondern auf Dauer auch u.a. die Speiseröhre schädigen können. Dafür sollen Magensäureblockern aber ungewünschte Nebenwirkungen mitbringen. Unter anderem fördern sie wohl die Entwicklung von Allergien.
Forscher der Universität Wien hatten Daten österreichischer Krankenversicherungen ausgewertet. Diese boten Einblick in die Behandlung von über 8,2 Millionen Patienten, was nahezu der gesamten österreichischen Bevölkerung entspricht. Die Wissenschaftler prüften, wie oft die Menschen zwischen 2009 und 2013 bestimmte Medikamente verschrieben bekamen.
Es zeigte sich: Patienten, denen Medikamente gegen Magensäure verschrieben wurden, bekamen in den Jahren darauf häufiger auch Medikamente gegen Allergien. Die Wahrscheinlichkeit, ein Allergiemedikament zu benötigen, war bei ihnen zweimal so hoch wie bei Patienten, denen keine Säureblocker verordnet worden waren. Besonders stark waren der Untersuchung nach Frauen von der erhöhten Allergiegefahr betroffen, zudem auch ältere Menschen, berichtet das Team im Fachmagazin „Nature Communications“.
Problem liegt in der Wirkung, nicht am Produkt
Die Forscher erklärten, dass es keinen Unterschied gemacht hatte, welches Medikament verschrieben wurde. Da Magensäureblocker auf ganz unterschiedliche Weise wirken, vermuten sie, dass ihr Effekt – der veränderte Säure- bzw. PH-Wert im Magen – für die Allergien verantwortlich ist. Proteine, die über die Nahrung aufgenommen werden, könnten demnach im Magen nicht mehr so gut zerlegt werden und folglich die zu befürchtenden Allergien hervorrufen. Es könnte auch sein, so die Forscher, dass die Medikamente Signalwege aktivieren, über die Allergien ausgelöst werden.
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Nur nehmen wenn nötig, und nicht zu lang
Das bedeutet aber nicht, dass Pantoprazol, Nexium und Co. automatisch schlecht sind. Im Gegenteil. „Das sind sehr gute Medikamente, welche bei einigen Patienten die Lebensqualität erheblich verbessern können, wobei die Nebenwirkungen sich in einem überschaubaren Rahmen bewegen“, sagt dazu Ulrich Fölsch vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Man sollte sie aber nur bei entsprechender Indikation einnehmen, und am besten setzte man sie nach einer gewissen Zeit wieder ab. Manche nähmen sie jahrelang ein.
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Schon länger kritisieren Experten, dass Magensäureblocker zu oft und leichtfertig verschrieben würden. Laut Zahlen der Barmer Krankenversicherung bekamen im Jahr 2018 rund 11,5 Millionen Versicherte in Deutschland eine Verordnung von Magensäureblockern. Die Mittel sind zudem auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.