18. Januar 2024, 11:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Besonders im höheren Alter entwickeln viele Männer eine weiblich anmutende Brust. Diesen Vorgang bezeichnet man als Gynäkomastie. Das empfinden viele nicht nur als unschön, sondern kann auch das Sterberisiko deutlich erhöhen, wie jetzt eine dänische Studie herausfand. Allerdings trifft das nicht auf jede Form der männlichen Brustvergrößerung zu.
Man spricht von einer Gynäkomastie, wenn beim Mann das Wachstum der Brustdrüse und des umliegenden Gewebes erhöht ist. Optisch ist es meist dadurch sichtbar, dass die Brust eine weiblich anmutende Form annimmt. Der Grund dafür ist ein veränderter Hormonhaushalt zugunsten des weiblichen Hormons Östrogen.1 Viele Männer leiden unter dem optischen Erscheinungsbild, schließlich ist es das Gegenteil einer durchtrainierten Männerbrust. Nun fanden dänische Forscher in einer Langzeitstudie heraus, dass Gynäkomastie auch das Sterberisiko für einen Tod vor dem 75. Lebensjahr deutlich erhöht.2
Übersicht
Wann spricht man von einer „echten“ Gynäkomastie?
Eines vorweg: Nicht jede weiblich aussehende Männerbrust ist einem unausgeglichenen Hormonhaushalt geschuldet. Auch Übergewicht und damit ein erhöhter Körperfettanteil kann zu einer weich und rund aussehenden Brust bei Männern führen. Man spricht dann von einer Pseudogynäkomastie, die sich normalerweise durch eine Gewichtsreduktion wieder zurückbilden lässt.
Bei einer echten Gynäkomastie kommt es dagegen zum verstärkten Wachstum des Drüsengewebes. Dies geschieht beispielsweise bei Säuglingen und oft bei Teenagern durch Hormonschwankungen in den Wachstumsphasen. Wenn sich die Gynäkomastie in der Jugend nicht zurückbildet, kann sie jedoch dauerhaft bleiben.
Oft entwickeln auch Männer über 50 eine dauerhafte Gynäkomastie, wenn der Testosteronspiegel stark sinkt und das Östrogen im Hormonhaushalt überwiegt. Wie man eine echte Gynäkomastie anhand eines Selbsttests erkennt und wie sie medizinisch behandelt werden kann, erklärte FITBOOK bereits in einem früheren Beitrag.
Studie untersucht über 23.000 Männer mit vergrößerter Brust
Um die gesundheitlichen Risiken des vergrößerten Drüsengewebes bei Männern zu erforschen, haben dänische Wissenschaftler die Daten von fast 23.500 Betroffenen ausgewertet. Rund 44 Prozent von ihnen waren zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen 19 und 40 Jahre alt. Als Vergleichsgruppe wurden fünfmal so viele Männer (ca. 117.200) ohne Gynäkomastie herangezogen. Sie waren alle im vergleichbaren Alter wie die anderen Kandidaten.
Die Daten stammen aus dem dänischen Gesundheitsregister und stammen von Männern, bei denen zwischen dem 1. Januar 1995 und dem 30. Juni 2021 Gynäkomastie diagnostiziert wurde. So auch bei den Vergleichskandidaten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: In der einen Gruppe waren Männer, die eine Gynäkomastie ohne eine Vorerkrankung aufwiesen. In der zweiten Gruppe befanden sich entsprechend männliche Personen, die eine Vorerkrankung hatten.
Alle Teilnehmer wurden ab dem Tag des Studieneintritts bis zum Tod oder bis Ende der Studiendauer im Juni 2021 gesundheitlich beobachtet. In dem Beobachtungszeitraum von 26 Jahren verstarben insgesamt rund 12.700 Probanden, also etwa 9 Prozent der Männer.
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Männer mit Gynäkomastie haben ein deutlich erhöhtes Sterberisiko
Die Auswertung der Daten von über 140.000 Probanden ergab, dass Männer mit Gynäkomastie ein um 37 Prozent erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Tod (vor dem 75. Lebensjahr) im Vergleich zu Männern ohne die Brustdrüsenvergrößerung aufweisen. Denn von den Männern mit Gynäkomastie ohne Vorerkrankung verstarben im Beobachtungszeitraum 1093 (ca. 7 Prozent) Probanden sowie 1501 (ca. 21) jener Männer mit einer Vorerkrankung wie beispielsweise Krebs. Im Vergleich dazu gab es ca. 10.500 (rund 9 Prozent) Todesfälle bei den Kandidaten ohne eine Brustdrüsenvergrößerung.
Besonders hoch ist das Risiko bei Männern mit einer Vorerkrankung, bei denen das Sterberisiko um 75 Prozent höher liegt als bei denen mit Gynäkomastie ohne eine Vorerkrankung. Das größte Risiko besteht bei vorbestehenden Krebserkrankungen sowie bei Herzkreislauf-, Lungen- und Darmerkrankungen.
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Brustvergrößerung bei Männern sollte besser behandelt werden
Obwohl es sich hierbei nur um eine Beobachtungsstudie handelt, welche die kausalen Zusammenhänge nicht deutlich genug macht, raten die Forscher dazu, Männer mit Gynäkomastie besser und intensiver zu behandeln, um sie vor einem frühzeitigen Tod zu schützen. „Männer, bei denen eine Gynäkomastie diagnostiziert wurde, haben ein höheres Sterberisiko, insbesondere jene mit einer Vorerkrankung als Risikofaktor für die Gynäkomastie“, sagt der Studienautor Dr. Anders Juul von der Universität Kopenhagen in einer Pressemitteilung. Er hofft, dass die Forschungsergebnisse das Bewusstsein der behandelnden Mediziner schärfen, damit sie frühzeitig Maßnahmen ergreifen können, um Männern mit Gynäkomastie zu helfen und so ihr Sterberisiko zu senken.