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Übertragen durch Zecken

Symptome, die auf Lyme-Borreliose hindeuten

Lyme-Borreliose kann von Zecken übertragen werden
Bakterium den Namen „Borrelia burgdorferi“ wird von Zecken übertragen Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

28. März 2025, 4:32 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Gerade im Frühling und Sommer lauern sie im Gras und im Wald: Zecken. Der „gemeine Holzbock“ ist ein winziger, blutsaugender Parasit. Er beißt sich in die Haut seines Wirts (also uns!) fest und gräbt seinen Stachel hinein, um sich dann vollzusaugen. Ein Zeckenstich jagt vielen in der Regel erst mal einen gehörigen Schrecken ein – ist in den meisten Fällen aber harmlos. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Denn Zecken können schwere Krankheiten übertragen. Eine davon ist die sogenannte Borreliose. FITBOOK-Autorin Doris Tromballa hat alles Wissenswerte zu der tückischen Infektion zusammengetragen.

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Jährlich erkranken Schätzungen zufolge etwa 80.000 bis 300.000 Menschen in Deutschland an Borreliose. Genaue Daten gibt es nicht – die Erkrankung ist nicht bundesweit meldepflichtig, nur in einigen Bundesländern. Das Robert Roch-Institut spricht aber von einer „weitverbreiteten Erkrankung, die ernst zu nehmen ist.“1 Sportmoderatorin Laura Papendick sagte zu FITBOOK über ihre Borreliose-Erkrankung: „Ich wurde aus dem Leben geworfen“. Mit welchen Symptomen äußert sich Lyme-Borreliose und was macht die Erkrankung so tückisch?

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Was ist Borreliose?

Borreliose wird auch manchmal „Lyme-Borreliose“ oder „Lyme-Krankheit“ genannt, weil sie erstmals im US-amerikanischen Städtchen Old Lyme beschrieben wurde. Dort traten im Jahr 1977 gehäuft Hautrötungen und Gelenkentzündungen nach Zeckenstichen auf. 1982 konnte das Bakterium, das für die Erkrankung verantwortlich ist, zum ersten Mal von dem US-amerikanischen Bakteriologen Willy Burgdorfer isoliert werden. Seitdem trägt das Borreliose-auslösende Bakterium den Namen „Borrelia burgdorferi“.2

Die Erkrankung hat viele Gesichter: Sie kann nur die Haut betreffen, das Bakterium kann aber auch das Nervensystem, das Gehirn, die Gelenke und das Herz angreifen und ernsthafte Komplikationen verursachen.

Wie steckt man sich an?

In Deutschland tragen etwa fünf bis 35 Prozent aller Zecken das Borreliose-Bakterium in sich.3 Es besiedelt den Magen-Darm-Trakt der Zecke.4 Und so kommt der Erreger zum Menschen: Die Zecke beißt sich in der Haut fest und sticht zu, um unser Blut zu saugen. Damit können die Bakterien in uns „einwandern“. Das Risiko einer Ansteckung wird größer, je länger die Zecke an uns saugen kann. Unter zwölf Stunden ist die Infektionswahrscheinlichkeit noch relativ gering, steigt aber danach auf zehn bis 25 Prozent an. Von Mensch zu Mensch kann sich der Erreger nicht weiterverbreiten.

In Deutschland stecken sich laut „Internisten im Netz“ nach einem Zeckenstich etwa 1,5 bis sechs Prozent der Betroffenen mit Borreliose an. Bei 0,3 bis 1,4 Prozent wiederum ist mit einer tatsächlichen Erkrankung zu rechnen. Am häufigsten äußert sich das in der sogenannten „Wanderröte“, einer großen, runden, roten Hautveränderung. Die heilt meist problemlos ab, wenn sie früh behandelt wird. Unbehandelt aber kann es zu ernsthafteren Komplikationen, Folgeerkrankungen und Spätschäden kommen.5

Übrigens: Auch Hunde und Katzen können Borreliose durch Zeckenstiche bekommen, es gibt aber keine Hinweise auf eine direkte Übertragung auf den Menschen. Allerdings können sie die Zecken in den heimischen Garten „einschleppen“. Deswegen ist es sinnvoll, auch die Vierbeiner nach einem Trip ins Grüne regelmäßig auf Zecken zu untersuchen.6

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Die Symptome von Lyme-Borreliose

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein, dadurch ist es nicht immer leicht, Borreliose genau zu diagnostizieren. Zudem treten in verschiedenen Phasen von Lyme-Borreliose verschiedene Symptome auf.7

Symptome in der Frühphase

  • Wanderröte: Ein häufiges Symptom ist die sogenannte „Wanderröte“ (medizinisch: Erythema migrans): Das ist eine mindestens fünf Zentimeter große ringförmige Hautrötung, die sich über mehrere Tage hinweg ausbreitet und mehrheitlich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich auftritt. Die Rötung ist in der Mitte blasser als am Rand und juckt in der Regel nicht. Sie kann um den Zeckenstich herum, aber auch an anderen Körperstellen auftreten. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass sich die Bakterien bereits im Körper ausgebreitet haben.8
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Hinzu kommen meist Fieber, Schwellungen der Lymphknoten, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Symptome in der fortgeschrittenen Phase

  • Neuroborreliose: Von Neuroborreliose spricht man, wenn der Erreger das Nervensystem angegriffen hat. Die Beschwerden beginnen meist erst Wochen oder Monate nach dem Zeckenstich. Typisch sind brennende Nervenschmerzen (vor allem nachts), Gesichtslähmungen, Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen der Arme und Beine, Seh- oder Hörstörungen. Bei Kindern äußert sich eine Neuroborreliose häufig als nicht eitrige Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen oder plötzlich auftretenden Gesichtslähmungen. Plötzlich geht Lächeln nur noch einseitig oder die Stirn wirkt wie versteinert. Etwa drei von 100 Borreliose-Erkrankten entwickelt diese Komplikation. Eine Neuroborreliose kann auch noch Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich auftreten.9
  • Lyme-Arthritis: Das sind Gelenkentzündungen, besonders in den Kniegelenken, die schubweise und wiederkehrend verlaufen. Zu einer Lyme-Arthritis kommt es in etwa fünf von hundert Borreliose-Erkrankungen. Wie die Neuroborreliose kann sich auch die Lyme-Arthritis erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich entwickeln.
  • Herzprobleme: Der Erreger kann das Herz angreifen und Entzündungen oder Rhythmusstörungen auslösen.
  • Chronische Hautveränderungen: Die Haut an den Innenseiten von Armen, Beinen oder Fingern wird dann papierdünn und bläulich. Vor allem bei Kindern können sich knötchenartige oder blaurote Hautschwellungen bilden, besonders an Ohr, Brustwarzen oder im Genitalbereich.

Wie wird Borreliose diagnostiziert?

In der Regel ist die „Wanderröte“, also die runde, rote Hautveränderung, der erste Hinweis darauf, dass man sich mit Borreliose angesteckt hat. Bei etwa 90 Prozent der Borreliose-Fälle tritt dieses Symptom auf. Bei Verdacht auf Borreliose heißt es: Sofort ärztlichen Rat aufsuchen! Mithilfe eines Bluttests kann im Labor gesichert werden, ob es sich um eine Borreliose-Infektion handelt. Bei einer Neuroborreliose ist eine Gehirnwasserprobe notwendig.10

Wie kann man die Erkrankung behandeln?

Das Wichtigste bei einer Borreliose ist eine schnelle Behandlung. Denn je länger der Erreger im Körper sein Unwesen treiben kann, desto wahrscheinlicher wird es, dass Komplikationen oder Spätschäden auftreten. Deswegen heißt es bei einem Verdacht oder bei auftretender Wanderröte: ab zum Arzt oder zu Ärztin! In der Regel wird Borreliose mit Antibiotika über mehrere Tage behandelt. Die Heilungschancen sind in der Frühphase der Erkrankung sehr gut – die meisten Patienten erholen sich nach dieser Therapie wieder vollständig.11 Eine vorbeugende Antibiotikagabe nach einem Zeckenstich ohne Krankheitszeichen wird allerdings nicht empfohlen. Auch eine Neuroborreliose kann durch Antibiotika behandelt werden. Dann ist eine Medikamentengabe von zwei bis drei Wochen notwendig.12 Bei einer Lyme-Arthritis werden zusätzlich zu einer 30-tägigen Antibiotikagabe auch Schmerzmittel verabreicht, um die Gelenkschmerzen zu lindern.

So kann man sich vor Borreliose schützen

Leider gibt es, im Gegensatz zu der anderen, häufig von Zecken übertragenen Krankheit, FSME, noch keine Impfung gegen Borreliose. Auch schützt eine Infektion nicht vor einer erneuten Ansteckung. Deswegen ist es am besten, wenn man versucht, Zecken möglichst gar nicht erst an die Haut zu lassen.

Kleidung

Dazu ist es ratsam, sich bei Ausflügen in die Natur (Wälder und Wiesen, aber auch bei Gartenarbeiten zu Hause) lange, schützende Kleidung anzuziehen, Hosenbeine in die Socken zu stecken und feste Schuhe zu tragen. Häufig wird helle Kleidung zur Zeckenabwehr empfohlen. Allerdings lieferte eine schwedische Studie Hinweise dafür, dass Zecken von heller Kleidung fast 21-mal stärker angezogen werden als von dunkler.13 Der Vorteil heller Kleidung liegt jedoch darin, dass Zecken leichter zu erkennen und zu entfernen sind, bevor sie die Haut erreichen.

Sprays

Neben der richtigen Kleidung können auch spezielle Sprays mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin helfen, Zecken fernzuhalten. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sollten diese Mittel aber nach drei bis vier Stunden erneut aufgetragen werden, da ihre Schutzwirkung nachlässt.14 Alternativ kann Kleidung mit dem Insektizid Permethrin behandelt werden, das auch zur Imprägnierung von Matratzen bei Hausstauballergikern verwendet wird. Eine koreanische Studie bestätigte die Wirksamkeit gegen Zecken, wies jedoch darauf hin, dass der Schutz mit der Zeit nachlässt.15

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Wie entferne ich eine Zecke richtig?

Falls die Zecke schon zugebissen hat: so schnell wie möglich entfernen. Je länger die Biester saugen können, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir ihre krank machenden Bakterien abbekommen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie dabei vorgehen sollten:

  1. Wichtig! Versuchen Sie nicht, die Zecke mit Öl, Klebstoff oder anderen Substanzen zu behandeln, da dies die Zecke reizen und dazu führen kann, dass sie vermehrt Speichel abgibt, was das Infektionsrisiko erhöht.
  2. Geeignetes Hilfsmittel wählen: Verwenden Sie eine spezielle Zeckenpinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte. Falls diese nicht verfügbar sind, eignet sich auch eine feine, spitze Pinzette mit nach innen gewinkelten Spitzen.
  3. Zecke richtig greifen: Setzen Sie das Hilfsmittel so nah wie möglich an der Hautoberfläche an und greifen Sie die Zecke am Kopf oder den Mundwerkzeugen, nicht am vollgesogenen Körper. Dies verhindert ein Quetschen der Zecke und reduziert das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden.
  4. Zecke entfernen: Ziehen Sie die Zecke langsam und gleichmäßig gerade aus der Haut heraus. Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen oder Drehungen, da dies dazu führen kann, dass Teile der Zecke in der Haut verbleiben.
  5. Stichstelle versorgen: Reinigen Sie nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle gründlich mit Wasser und Seife und desinfizieren Sie sie anschließend.
  6. Zecke entsorgen: Entsorgen Sie die Zecke sicher, indem Sie sie beispielsweise in ein Stück Klebeband einwickeln und im Hausmüll entsorgen oder sie in einem verschließbaren Behälter aufbewahren, falls eine spätere Untersuchung notwendig sein sollte. Wenn noch Reste der Zecke in der Wunde verbleiben, ist das nicht so schlimm – das Ansteckungsrisiko steigt dadurch nicht.
  7. Stichstelle beobachten: Behalten Sie die Einstichstelle in den folgenden Wochen im Auge. Sollten Rötungen, Schwellungen oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten, suchen Sie einen Arzt auf.
Themen Krankheiten A bis Z

Quellen

  1. Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  2. Sternbach, G., Dibble, C.L. (1996). Willy Burgdorfer: Lyme Disease. The Journal of Emergency Medicine ↩︎
  3. Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland. Borreliose: Infektion bzw. Übertragung der Borrelien durch Tiere. (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  4. Steinmann, D. Borreliose. Hautarztpraxis Steinmann Neder-Wilmert (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  5. Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten. Übertragung & Häufigkeit der Lyme-Borreliose (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  6. U.S. Centers for Disease Control and Prevention. How Lyme Disease Spreads (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  7. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Borreliose. Infektionsschutz.de ↩︎
  8. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Empfehlungen zur Therapie der Lyme-Borreliose. (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  9. Radolf, J.D., Strle, K., Lemieux, J.E., Strle, F. (2021). Lyme Disease in Humans. Current issues in molecular biology. ↩︎
  10. Gelbe Liste Online. Lyme-Borreliose - Symptome, Diagnostik, Therapie (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  11. Lantos, P.M., Rumbaugh, R., Bockenstedt, L., Falck-Ytter, Y. T. (2021). Clinical Practice Guidelines by the Infectious Diseases Society of America (IDSA), American Academy of Neurology (AAN), and American College of Rheumatology (ACR): 2020 Guidelines for the Prevention, Diagnosis and Treatment of Lyme Disease. Clinical Infectious Diseases. ↩︎
  12. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Neuroborreliose (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  13. Stjernberg, L., Berglund, J. (2005). Detecting Ticks on Light versus Dark Clothing. Scandinavian Journal of Infectious Diseases. ↩︎
  14. Dpa. FSME und Borreliose: Kinder vor Zeckenstichen schützen. Pharmazeutische Zeitung online. (aufgerufen am 27.3.2025) ↩︎
  15. Han, M.A., Kim, C.-M., Yun, N. R. et al. (2021). The Effect of Long-lasting Permethrin Impregnated Socks on Tick Bite in Korea. Journal of Korean Medical Science. ↩︎

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