4. Oktober 2021, 7:57 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
„Es ist nicht Lupus!“ – dem ein oder anderem „Dr. House“-Fan wird dieser Satz von dem schlechtgelaunten Diagnostiker noch im Gedächtnis sein. Im Verlauf der beliebten Serie kam die Autoimmunerkrankung oft als eine der möglichen Diagnosen von schwerkranken Patienten ins Spiel. Doch was steckt eigentlich hinter der Krankheit? Und was kann man tun, wenn man tatsächlich Lupus bekommt?
Lupus erythematodes (im Volksmund auch einfach Lupus genannt) ist eine entzündlich-rheumatische Autoimmunerkrankung, die sich durch chronisch-entzündliche, schubhaft auftretende Prozesse kennzeichnet. Das Immunsystem erkennt bei der Erkrankung körpereigene Zellstrukturen als fremd an und attackiert sie fälschlicherweise. Dadurch entstehen Entzündungen, die lokal begrenzt sein können oder sich zu einer systemischen Erkrankung entwickeln. Je nachdem, wie die Krankheit verläuft und welche Bereiche des Körpers betroffen sind, unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen von Lupus erythematodes. Die Erkrankung bleibt leider oft lange unentdeckt, weil die Symptome nicht schnell genug zugeordnet werden können.
Übersicht
Symptome
Viele Lupuskranke leiden an einer milden Form der Krankheit, die sich allerdings ohne angemessene Behandlung verschlimmern kann. Je nach Form, Schwere und Stadium der Erkrankung können die Beschwerden variieren. Außerdem können die Symptome davon abhängen, welche Organe und welches Gewebe betroffen sind. Das können Gelenke, Haut, Herz, Blut, Gehirn und Nieren sein. Wie lange und intensiv die Symptome auftreten, hängt ebenfalls vom Individuum ab. Typische Symptome können sein:1,2
- Hohes Fieber
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Hautausschlag
- Gewebeveränderungen der Haut
- Kurzatmigkeit
- Sjögren-Syndrom, das mit trockenem Mund und trockenen Augen einhergeht
- Kopfschmerzen
- Verwirrung
- Gedächtnisschwierigkeiten
Selbstverständlich muss man nicht gleich Lupus haben, wenn man an einem oder mehreren dieser Symptome leidet. Dennoch ist es ratsam, bei dieser Art von Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.
Ursachen
Die genauen Ursachen für Lupus erythematodes sind unbekannt. Nichtsdestotrotz gibt es einige Studien, die auf mögliche Auslöser hinweisen könnten. Darunter fallen genetische Präposition, Hormone sowie Infektionen. Aber auch Umwelt- und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Stress und Belastung durch Toxine sowie Langzeit-Medikamenteneinnahme können potenziell Lupus verursachen.3,4
Ist man bereits an Lupus erkrankt, kann Sonnenlicht, vor allem UV-Licht, also ultraviolettes Licht bestimme Symptome wie Ausschläge, Müdigkeit und Gelenkschmerzen aktivieren. Dementsprechend wichtig ist es für Lupuskranke, genügend Sonnenschutz und Schutzkleidung zu tragen.5
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Formen
Es gibt verschiedene Formen von Lupus erythematode. Je nach Typ können unterschiedliche Gewebearten betroffen sein.
Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
Systemischer Lupus ist die am meisten verbreitete Form von Lupus. Die vom eigenen Immunsystem gebildeten Abwehrstoffe (Antikörper) gelangen über das Blut in alle Körperregionen. Dadurch kommt es zu Entzündungen und Schädigungen in allen Körperregionen und Organe und Organsystem werden angegriffen. Dementsprechend kann es zu Entzündungen von Gelenken, Haut, Bindegewebe, Gehirn, Organen und Schleimhäuten kommen.6
Kutaner Lupus erythematodes (CLE)
Bei einer kutanen Lupuserkrankung sind die Haut und das Unterhautfettgewebe betroffen, wodurch es zu Hautausschlägen und dauerhaften Läsionen mit Narbenbildung kommt. Es gibt unterschiedliche Typen von kutanem Lupus, die sich in der Art, wie die Haut betroffen ist, unterscheiden. Auch wenn beim kutanen Lupus erythematodes in der Regel keine Organe betroffen sind, kann sich ein kutaner Lupus auch zu einer systemischen Lupuserkrankung entwickeln.7
Neonataler Lupus erythematodes
Neonataler Lupus ist sehr selten und tritt bei Neugeborenen auf, deren Mütter bestimmte Autoimmunerkrankungen haben. Die Antikörper werden über die Plazenta von der Mutter auf das Kind übertragen. Die Symptome des Neugeborenen können Hautschläge, niedrige Anzahl Blutkörperchen und Leberprobleme nach der Geburt sein. Viele Symptome verschwinden nach ein paar Monaten wieder.8
Arzneimittelinduzierter systemischer Lupus erythematodes
Das Benutzen von bestimmen verschreibungspflichtigen Medikamenten kann ebenfalls Lupus auslösen. Darunter fallen unter anderem bestimmte antimikrobielle Mittel wie Terbinafin und Pyrazinamid sowie spezielle Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck.9,10
Diagnose
Selbstverständlich sollte man bei Lupus-ähnlichen Symptomen zunächst seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser befragt den Patienten oder die Patientin dann nach dem Gesundheitszustand, möglichen genetischen Prädispositionen und Vorerkrankungen. Über einen Bluttest kann nachgewiesen werden, ob sich für Lupus typische Antikörper im Blut befinden. Ist dies der Fall und es können alle anderen weiteren möglichen Erkrankungen ausgeschlossen werden, werden in der Regel noch weitere Spezialisten hinzugezogen und gegebenenfalls bei einem Rheumatologen weitere Tests veranlasst.
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Risikofaktoren
Frauen erkranken zwar häufiger an Lupus als Männer, dafür aber nicht ganz so schwer. Auch wenn Lupus in jedem Alter auftreten kann, wird es meistens im Alter zwischen 15 und 44 Jahren diagnostiziert. Die Ethnizität soll ebenfalls eine Rolle spielen: Afroamerikaner, Lateinamerikaner, asiatische Amerikaner, sowie amerikanische Ureinwohner sind häufiger von Lupus betroffen. Einer der größten Risikofaktoren bleibt aber die Genetik. Wenn in der Familiengeschichte Lupus aufgetreten ist, hat man ein höheres Risiko, selbst an Lupus zu erkranken.11
Behandlung
Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto erfolgreicher kann die Behandlung ablaufen. Handelt es sich um kutanen Lupus erythematodes werden die entzündeten Hautbereiche mit kortisonhaltigen Salben behandelt. Damit kann man im besten Fall erneute Veränderungen der Haut vorbeugen.
Bei systemischem Lupus erythematodes handelt es sich um eine chronische Erkrankung, wodurch die Behandlung sehr viel aufwendiger sowie langwieriger ist. In vielen Fällen müssen sich Betroffene sogar lebenslang einer Therapie unterziehen. Je nachdem, welches Organ oder Gewebe betroffen ist, muss ein individueller Behandlungsplan angepasst werden. Medikamente, mit denen oft neben anderen immunsuppressiven medikamentösen Therapien behandelt wird, sind:
- Antimalariamittel (wirken entzündungshemmend und insbesondere bei Langzeittherapien gut)
- Immunsuppressiva (um das Immunsystem und damit die Antikörperbildung ein bisschen zu dämpfen)
- Cortison (oftmals als Dauertherapie notwendig)
- Biologika (als Option in Form einer Infusion alle 4 Wochen
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Neben der Lupus-Erkrankung selbst muss man auch frühzeitig die Begleiterkrankungen von Lupus therapieren. So ist die Behandlung von Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte besonders wichtig, da Lupus-Patienten ein erhöhtes Risiko einer Gefäßverkalkung haben (Arteriosklerose).12
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Ernährung und Lebensstil
Wie bei ganz vielen Krankheiten kann man auch bei Lupus erythematodes die Behandlung mit der richtigen Ernährung und dem passenden Lebensstil unterstützen. Auf folgende Dinge ist dabei zu achten:
- sich nicht zu stark UV-Licht aussetzen
- aufhören, zu Rauchen
- aufhören, Alkohol zu trinken
- ungesunde Lebensmittel mit viel Zucker, Salz und ungesättigten Fettsäuren vermeiden
- Infektionen vermeiden
- regelmäßig Sport machen
- eine gesunde Ernährung mit viel Omega-3 Fetten, Calcium, Vollkorn sowie Obst und Gemüse
Prinzipiell sollte man versuchen jegliche Form von Stress zu vermeiden oder zumindest gesunde Wege zu finden, den Stress abzubauen. Das geht besonders gut über moderat-ansprechende Sportarten wie Yoga oder Thai Chi, aber auch mit Meditation. Da Lupus die Betroffenen psychisch sehr belasten kann, ist es ratsam, einen Therapeuten oder Psychiater zu finden, der einem dabei hilft, bestimmte Mechanismen zu finden, mit der Krankheit möglichst stressfrei umzugehen.13,14
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Fazit
Es besteht kein Zweifel daran, dass mit Lupus erythematodes nicht zu spaßen ist. Lupus konfrontiert die Betroffenen mit schweren und belastenden Symptomen und kann bei systemischem Lupus sogar zu Organversagen führen. Neben den Risikofaktoren wie Geschlecht, Ethnizität und genetische Prädisposition spielen Lebensstilfaktoren eine große Rolle. Sowohl als Prävention als auch als unterstützende Maßnahmen, wenn die Krankheit ausgebrochen ist, kann ein gesunder Lebensstil mit guter Ernährung und Vermeidung von Rauchen, Alkohol und Stress helfen. Besteht der Verdacht einer Erkrankung, hilft wie immer nur der Gang zum Arzt, der einem Klarheit verschafft.
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Quellen
- 1. National Institute of Athritis and Musculoskelatal and Skin Diseases. Systemic Lupus Erythematosus (Lupus). (aufgerufen 30.09.2021)
- 2. Mayo Clinic. Lupus. (aufgerufen 30.09.2021)
- 3. Munoz-Grajales, C., Gonzales, L. A., Alarcon, G. et al. (2016) Gender differences in disease activity and clinical features in newly diagnosed systemic lupus erythematosus patients. sage journals
- 4. McMurray RW, May W (2003).Sex hormones and systemic lupus erythematosus: Review and meta-analysis. Arthritis & Rheumatology
- 5. Lupus Foundation of America. 10 truths about UV radiation. (aufgerufen 30.09.2021)
- 6. Lupus Foundation of America. What is cutaneous lupus? (aufgerufen 30.09.2021)
- 7. Lupus Foundation of America. What is systemic lupus erythematosus (SLE)? (aufgerufen 30.09.2021)
- 8. Lupus Foundation of America. What is neonatal lupus? (aufgerufen 30.09.2021)
- 9. Lupus Foundation of America. What is drug-induced lupus? (aufgerufen 30.09.2021)
- 10. Solhjoo, M., Bansal, P., Goyal, A., et al. (2021) Drug-Induced Lupus Erythematosus. StatPerls Publishing.
- 11. Centers of Disease Control and Prevention. Systemic Lupus Erythematosus (SLE). (aufgerufen 30.09.2021)
- 12. American College of Rheumatology. Lupus (aufgerufen 30.09.2021)
- 13. Doria, A., Canova, M., Tonon, M. et al. (2008). Infections as triggers and complications of systemic lupus erythematosus. Autoimmunity Reviews
- 14. Lupus Foundation of America. National Resource Center on Lupus. (aufgerufen 30.09.2021)