7. Dezember 2022, 11:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei Menschen, die an Lungenkrebs leiden, verändert sich die Zusammensetzung des Atems. So weit nichts Neues – Forscher arbeiten schon länger an Methoden, dieses Wissen für die Früherkennung der Erkrankung zu nutzen. Doch nun endlich scheint ein Verfahren entwickelt zu sein, das in der medizinischen Praxis Einzug halten kann.
Ein Bronchialkarzinom, also Lungenkrebs, setzt bestimmte sogenannte flüchtige organische Verbindungen (kurz: VOC) frei. Diese sind theoretisch im Atem einer Person feststellbar. Mit anderen Worten: Lungenkrebs lässt sich durch einen Atem-Test erkennen. Nur gab es dafür bisher keine geeignete Messmethode. Bis jetzt.
Übersicht
Messverfahren für typische Lungenkrebs-Verbindungen im Atem
Forscher der Universität von Louisville, Kentucky, haben ein Verfahren entwickelt, das die für Lungenkrebs typischen Verbindungen im Atem aufspürt. Dem zugrunde liegen die Erkenntnisse ihrer aktuellen Studie.1 So sei es ihnen u. a. gelungen, die zahlreichen VOC, die im Zuge verschiedener Lungenerkrankungen im Atem Betroffener vorkommen können, auf die für Lungenkrebs spezifischen einzugrenzen.
Ablauf der Studie
Studienleiter Shesh Rai und sein Team arbeiteten für ihre Untersuchung mit 414 Probanden. Bei 156 von ihnen handelte es sich um Lungenkrebskranke, deren Behandlung (noch) nicht aufgenommen worden war, und 65 der Probanden waren der Dokumentation zufolge mit gutartigen Tumoren diagnostiziert. Weiterhin hatten 193 gesunde Erwachsene, teilweise Raucher, als Kontrollgruppe an der Studie teilgenommen.
Zur Messung des VOC-Vorkommens im Atem der Probanden verwendeten die Wissenschaftler spezielle, mit Silikon ausgekleidete Mikroreaktoren. Wie hoch die Konzentration der gesuchten organischen Verbindungen jeweils war, definierten sie anhand des Vorkommens bestimmter Kohlenstoffatome und derer Menge.
Auch interessant: Überraschender Risikofaktor für Lungenkrebs entdeckt
Auswertung
Auf Basis der Untersuchungsergebnisse geht Studienleiter Rai davon aus, dass bereits sieben VOC im Atem maßgebliche Hinweise auf Lungenkrebs und somit auf den Bedarf an weiterführenden Diagnoseverfahren geben könnten. Er beruft sich dabei auf eine Treffsicherheit von immerhin 92 Prozent. Eine unabhängige Überprüfung der Arbeit steht allerdings noch aus.
Chance für die Früherkennung und Heilung von Patienten
Eine Atemuntersuchung zur Lungenkrebs-Früherkennung ist schon länger im Sinn der Wissenschaft. Hier sind schon verschiedene Versuche unternommen worden; unter anderem darauf beruhend, dass Hunde eine Veränderung der Atemluftzusammensetzung riechen können.2 Doch Tiere im großen Stil dazu auszubilden, sei einerseits teuer, und eine Standarisierung der beobachteten Fähigkeit wohl auch nicht möglich.
Rai und sein Forscherteam hoffen nun, eine praktikable Messmethode vorlegen zu können. Und diese lasse sich demnach auch zum Aufspüren weiterer Erkrankungen (z. B. Covid-19) weiterentwickeln.
Studie findet klare Antworten Warum es nicht egal ist, wenn man nach der Lungenkrebsdiagnose weiterraucht
Sterberisiko bei Frauen höher Forscher finden möglichen Grund, warum nicht alle Raucher Lungenkrebs bekommen
Daten von rund 177.000 Männern Regelmäßiges Ausdauer-Training kann laut Studie das Krebsrisiko senken
Quellen
- 1. Rai, S., Das, S., Pan, J. et. al. (2022), Multigroup prediction in lung cancer patients and comparative controls using signature of volatile organic compounds in breath samples, PLOS One.
- 2. Feil, C., Staib, F., Berger, M.R. et al. (2021). Sniffer dogs can identify lung cancer patients from breath and urine samples. BMC Cancer.