
11. April 2025, 11:00 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Lungenentzündung gehört zu den häufigsten Atemwegserkrankungen im Kindesalter. Allerdings lässt sie sich wegen ihrer unspezifischen Symptome nur schwer erkennen – was im schlimmsten Fall lebensgefährlich werden kann. Denn bei einem schweren Verlauf kann die Erkrankung tödlich enden. FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt was im Falle einer Lungenentzündung bei Kindern zu beachten ist.
Weltweit sterben jedes Jahr etwa 1,8 Millionen Kinder an einer Lungenentzündung. In Deutschland ist die Sterblichkeitsrate bei Kindern mit Lungenentzündung im internationalen Vergleich deutlich geringer. Ausschlaggebend dafür sind die hochwertige medizinische Versorgung sowie die bestehenden Impfangebote, die gezielt vor den häufigsten Erregern schützen.1
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Übersicht
Was die Erkrankung so gefährlich macht
Unter einer Lungenentzündung versteht man eine chronische oder akute Entzündung des Lungengewebes, die besonders häufig bei Kindern auftritt – wie FITBOOK bereits berichtete.
Eine Lungenentzündung bei Kindern ist aufgrund von zwei Aspekten problematisch:
- Zum einen ist das Immunsystem bei Kindern noch nicht vollständig ausgereift.
- Zum anderen werden Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren bei ihnen leichter übertragen – vor allem durch Husten oder Niesen (Tröpfcheninfektion).
Besonders Orte wie Kindergärten, Schulen und Heime begünstigen eine Ansteckung mit den Erregern. Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren sind sehr gefährdet, da sie häufig in engem Kontakt mit Gleichaltrigen stehen und Infekte in dieser Altersgruppe allgemein häufiger vorkommen.
Häufigkeit
Statistisch betrachtet erkranken jährlich etwa 35 von 10.000 Kindern unter sechs Jahren an einer Lungenentzündung, bei älteren Kindern sind es nur noch etwa 15 von 10.000. Gerade Säuglinge im ersten Lebensjahr und Kleinkinder sind am häufigsten betroffen.
Auch wenn die Erkrankung in den meisten Fällen ohne Komplikationen verläuft, gibt es Ausnahmen. Für Neugeborene oder gesundheitlich geschwächte Kinder (durch Mangelernährung oder andere Vorerkrankungen), kann eine Lungenentzündung lebensgefährlich verlaufen. Nicht umsonst zählt sie in ärmeren Regionen der Welt zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern.2
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Ursachen einer Lungenentzündung bei Kindern
Es ist möglich, dass eine Lungenentzündung bei Kindern sowohl als Folge einer bestehenden Atemwegserkrankung entstehen kann (wie z. B. Asthma) oder aber eine Komplikation bei chronischen Erkrankungen wie Mukoviszidose ist. Seltener tritt sie bei Kindern ohne erkennbare Vorerkrankungen oder Risikofaktoren auf.
Bakterielle Lungenentzündung bei Kindern
Ähnlich wie bei Erwachsenen gehören bei Kindern Bakterien zu den häufigsten Auslösern. Zudem sind Babys und Kleinkinder anfällig für bestimmte Erreger, gegen die ältere Kinder und Erwachsene meistens immun sind.
Zu den häufigsten bakteriellen Erregern gehören:
- Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae)
- Streptococcus agalactiae
- Hämophilus influenzae
- Escherichia coli.
Hingegen kommen bei Schulkindern sogenannte atypische Pneumonien vor, die z. B. durch Chlamydien oder Mykoplasmen ausgelöst werden. Die Symptome einer bakteriellen Lungenentzündung sind in der Regel ausgeprägter als bei einer viral bedingten Form. Oft entwickelt sich eine bakterielle Pneumonie im Anschluss an eine Virusinfektion – in diesem Fall spricht man von einer Superinfektion.
Virale Lungenentzündung
Typische virale Auslöser einer Lungenentzündung bei Kleinkindern sind das Respiratory-Syncytial-Virus (RS-Virus), das Adenovirus und das Influenzavirus. Besonders gefährdet sind Säuglinge, bei denen eine Infektion mit dem RS-Virus mitunter einen schweren Krankheitsverlauf haben kann.
Pilzbedingte Lungenentzündung
Pilze sind nur selten für Lungenentzündungen im Kindesalter verantwortlich. Meist betrifft dies Kinder mit geschwächtem Immunsystem oder Frühgeborene, deren Abwehrkräfte noch nicht vollständig ausgebildet sind.
So äußert sich eine Lungenentzündung bei Kindern
Tückisch an der Erkrankung bei Kindern – insbesondere bei Kleinkindern und Säuglingen – ist, dass sie oft schwer zu erkennen ist, da ihre Symptome denen einer Erkältung ähneln oder ganz fehlen. Gerade bei Babys, die ihre Beschwerden nicht äußern können, ist es wichtig, auf bestimmte Warnzeichen zu achten, die auf eine ernsthafte Infektion hindeuten können.
Mögliche Anzeichen für eine Lungenentzündung sind:
- Verweigerung von Nahrung
- Trinkunlust
- Husten mit gelblichen oder grünlichem Auswurf
- Beschleunigte und flache Atmung (Tachypnoe)
- Nasenflügelatmen (deutliche Mitbewegen der Nasenflügel beim Einatmen), kann ein Hinweis auf Atemnot sein
- Hohes Fieber
- Zustand von Antriebslosigkeit
Hinzu kommen Anzeichen, die auf eine schwere Verlaufsform hindeuten können und unbedingt einen raschen Arztbesuch erforderlich machen:
Säuglinge wirken apathisch, verweigern das Trinken oder erbrechen die Milch – nicht selten sind dies die einzigen Symptome. Auch ein sehr schneller Herzschlag kann bei Babys ein Warnsignal sein. Alarmierend ist außerdem, wenn die Atemfrequenz deutlich erhöht ist:
- Bei älteren Kindern über zwanzig Atemzüge pro Minute
- Bei Kleinkindern über vierzig pro Minute
- Bei Säuglingen mehr als fünfzig Atemzüge pro Minute
Ein deutlich hörbares Stöhnen beim Atmen oder das sichtbare Einziehen der Haut zwischen den Rippen können zusätzlich auf eine ernst zu nehmende Atemnot hinweisen.3
Bei älteren Kindern
Eine Lungenentzündung lässt sich in der Regel bei älteren Kindern besser feststellen, da sie ihre Beschwerden bereits ausdrücken können. Abgesehen von einem allgemeinen Krankheitsgefühl, berichten sie oft über Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost sowie Brustschmerzen beim Husten, die manchmal bis in den rechten Unterbauch ausstrahlen. Auch bei ihnen treten häufig Fieber, Husten und Abgeschlagenheit auf.4
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Diagnose
Tatsächlich verläuft die Diagnose einer Lungenentzündung bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen. Zuerst erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der die Eltern Auskunft über die gesundheitliche Situation geben (weil die Kinder noch zu jung sind). Wichtige Fragen ermitteln etwa Beschwerden wie anhaltender Husten, Fieber, verändertes Essverhalten oder auffällige Zustandsveränderungen. Danach folgt für gewöhnlich eine körperliche Untersuchung, bei der mit einem Stethoskop Rücken und Lunge abgehört werden. Somit lassen sich typische Geräusche wie feinblasige Rasselgeräusche erkennen, die auf Schleimbildung oder entzündetes Gewebe hinweisen können.
Behandlung
Die anschließende Therapie richtet sich nach Gesundheitszustand, Alter des Kindes und Schweregrad der Erkrankung. Allerdings muss beachtet werden, dass Säuglinge bis sechs Monate sowie Kinder mit Vorerkrankungen oder schwerem Verlauf im Krankenhaus behandelt werden müssen. Handelt es sich jedoch um Kinder ohne zusätzliche Risiken, können sie zu Hause therapiert werden – wobei dies trotzdem unter ärztlicher Kontrolle und mit strikter Einhaltung der verordneten Maßnahmen erfolgen muss.
Antibiotika
Handelt es sich um eine bakterielle Lungenentzündung, bekommen die Kinder für gewöhnlich über mehrere Tage Antibiotika verabreicht. Dabei richtet sich die Auswahl des Wirkstoffs nach dem vermuteten Erreger. Das Medikament kann in verschiedenen Formen verabreicht werden: Ältere Kinder erhalten es meistens als Saft oder Tabletten, während Säuglinge unter sechs Monaten das Medikament per Infusion verabreicht bekommen.
Bei einer viralen Infektion kommen Antibiotika ebenfalls zum Einsatz, indem sie entweder eine gleichzeitig vorliegende bakterielle Infektion behandeln oder als vorbeugende Maßnahme gegen eine Superinfektion eingesetzt werden.
Fiebersenkende Mittel
Liegt hohes Fieber vor, verordnet der Arzt fiebersenkende Medikamente, die für Kinder geeignet sind. Dazu gehören Säfte mit Ibuprofen oder Paracetamol.
Schleimlöser und Hustenstiller
Damit das Abhusten erleichtert wird, können auch schleimlösende Medikamente eingesetzt werden. Nachts kann man auch von einem Hustenstiller Gebrauch machen – jedoch sollten beide Mittel nicht gleichzeitig eingesetzt werden, da der Schleim sonst nicht abgehustet werden und es zur Atemnot kommen kann.5
Komplikationen
Auch wenn Komplikationen selten auftreten, sind sie doch möglich – insbesondere, wenn die Therapie nicht richtig durchgeführt wird. Als Folge kann sich die Erkrankung verlängern oder sogar auf andere Organe ausbreiten. Mögliche Komplikationen sind:
- Rippenfellentzündung (Pleuritis)
- Flüssigkeitsansammlung im Brustraum (Pleuraerguss)
- Lungenabszess (Eiteransammlung im Lungengewebe)
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
Prognose
Allgemein betrachtet hängt die Heilung einer Lungenentzündung bei Kindern vom Erreger und dem Gesundheitszustand des Kindes ab. Bei gesunden Kindern heilt die Erkrankung etwa nach sieben bis zehn Tagen von selbst wieder aus. Jedoch ist es möglich, dass die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte danach noch mehrere Wochen bestehen bleibt. Daher wird eine Schonzeit von mindestens einem Monat empfohlen.

Wie gefährlich ist eine Lungenentzündung?

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Vorbeugung
Da viele unterschiedliche Ursachen die Entstehung einer Lungenentzündung auslösen können, ist es nicht möglich, sie vollständig zu verhindern. Jedoch gibt es effektive Schutzimpfungen, die das Risiko deutlich senken. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt unter anderem:
- Masernimpfung (als MMR-Kombinationsimpfstoff)
- Pneumokokken-Impfung
- Hämophilus influenzae Typ b (Hib)
- Windpockenimpfung (als MMRV-Kombinationsimpfstoff)
Neben Schutzimpfungen tragen auch ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung sowie ausreichend Bewegung entscheidend zur Vorbeugung bei. Kinder mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sollten engen Kontakt zu akut erkrankten Kindern möglichst meiden, da für sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe besteht. Besonders wichtig: Eine überstandene Lungenentzündung muss vollständig ausheilen, bevor ein Kind wieder eine Kita oder Schule besucht – nur so lassen sich Rückfälle und Komplikationen wirksam verhindern.