7. August 2024, 18:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kult-Regisseur David Lynch (78) ist an einem Lungenemphysem erkrankt. Medienberichten zufolge gehe es ihm momentan gut, dennoch könne er kaum sein Haus verlassen. Doch wie kommt es zu dieser Lungenerkrankung? Und warum können sich Betroffene nur noch schwer bewegen? FITBOOK-Autor Martin Lewicki beantwortet die wichtigsten Fragen zum Lungenemphysem.
Laut dem Lungeninformationsdienst des Helmholz Zentrum München und Schätzungen des Bundesverbandes der Pneumologen leiden in Deutschland rund eine Million Menschen an einem Lungenemphysem.1 Vor allem sind rauchende Männer und Frauen jenseits des 50. Lebensjahres betroffen. Doch die Krankheit kann auch Nicht-Raucher treffen. Hier erfahren Sie, was die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bei einem Lungenemphysem sind.
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Übersicht
Was passiert bei einem Lungenemphysem?
Bei einem Lungenemphysem ist der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid in den Lungenbläschen (Alveolen) gestört. Dabei verformen sich die kleinen Alveolen, sodass sich ihre innere Oberfläche verringert. Normalerweise beträgt die Fläche von ausgebreiteten Lungenbläschen bei einem gesunden Menschen etwa 200 Quadratmeter.2 Bei Patienten mit einem Lungenemphysem ist diese durch Zerstörung der inneren Fläche deutlich kleiner. Die Folgen sind Atembeschwerden und Atemnot vor allem bei steigender Belastung, denn der Körper kann nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.
Zudem bilden sich aus den kleinen Lungenbläschen große Blasen, in denen sich die Atemluft aufstaut. Das führt zu dem Paradoxon, dass die Lunge zwar voll mit Luft ist, die Betroffenen dennoch Atemnot verspüren. Deswegen wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff Lungenüberblähung oder Blählunge verwendet.
Wie kommt es zum Lungenemphysem?
Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung, die sich zwar behandeln lässt, aber nicht mehr zurückbildet. In vielen Fällen wird sie nicht als einzelnes Krankheitsbild wahrgenommen, sondern ist Teil der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Sowohl die CODP als auch das Lungenemphysem entstehen schleichend über einen längeren Zeitraum. Vor allem Menschen, die jahrelang Luftschadstoffen ausgesetzt sind, haben ein hohes Risiko daran zu erkranken. Das sind die häufigsten Ursachen:3
- Zigarettenrauch
- anhaltende Entzündungsprozesse wie Bronchitis oder Asthma
- Schadstoffbelastungen in der Luft wie Feinstaub, Abgase, etc.
Bei lediglich ein bis zwei Prozent der Betroffenen handelt es sich um eine angeborene Erkrankung. Dabei leiden die Patienten unter dem Mangel des Eiweißstoffes Alpha-1-Antitrypsin. Auch dies führt zu einem langsam fortschreitenden Zerstören der Lungenbläschen. Wer jedoch gesund lebt und auf Zigaretten verzichtet, kann viele Jahre symptomfrei leben. Beschwerden treten dann meist erst im höheren Alter auf.
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Welche Symptome treten bei einem Lungenemphysem auf?
Das Lungenemphysem kann sich langsam und somit lange Zeit unbemerkt ausbreiten. Die ersten Symptome sind meist Atemnot bei körperlicher Anstrengung. Im fortgeschrittenen Stadium bekommt man schon bei normalen Alltagsbewegungen schwer Luft. Folgende Symptome weisen auf die Krankheit hin:
- Kurzatmigkeit und Atemnot
- häufige Erschöpfung und Schlappheit
- Gewichtsabnahme (im fortgeschrittenen Stadium)
- der Sauerstoffmangel führt zu bläulich gefärbten Lippen und Fingern (im fortgeschrittenen Stadium)
Als Teil einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) können auch folgende Symptome auftreten:
- Husten über einen längeren Zeitraum
- Schleim in der Lunge lässt sich schwer abhusten
- Pfeifgeräusche beim Atmen
- starke Husten-Beschwerden bei Erkältungen
Ursachen und Therapie Mögliche Symptome, die auf die Lungenerkrankung COPD hinweisen
Nicht nur Atemnot Anzeichen und Ursachen von Asthma
Er kann das Haus nicht verlassen Star-Regisseur David Lynch hat eine schwere Lungenerkrankung
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Die chronische Zerstörung der Lungenbläschen lässt sich nicht rückgängig machen. Damit gilt das Lungenemphysem als nicht heilbar. Das Tückische dabei: Die Erkennung im Frühstadium ist selbst mit modernsten Geräten schwierig.4 Wird die Erkrankung diagnostiziert, ist sie meist schon fortgeschritten. Allerdings kann das Fortschreiten der Erkrankung mit geeigneten Therapien verlangsamt werden. Zudem können Patienten lernen, das vorhandene Lungengewebe besser zu aktivieren und zu nutzen.
Verzicht auf Zigaretten
Im ersten Schritt gilt es, den Einfluss von Schadstoffen so weit wie möglich zu minimieren. Dazu gehört beispielsweise der Verzicht von Rauchen. Aber auch sonstige schädliche Umwelteinflüsse, die zum Beispiel am Arbeitsplatz auftauchen, müssen eliminiert werden.
Inhalation oder Einnahme von Medikamenten
Wie bei einer COPD wird auch beim Lungenemphysem eine Kombination aus Medikamenten (oft zum Inhalieren) und Lungentraining als Therapie eingesetzt. So kommen unter anderem bronchienerweiternde Medikamente (Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika) zum Einsatz, um die Atemwege zu erweitern und die Selbstreinigungsfunktion der Schleimhaut zu verbessern. Dies hilft Betroffenen, ihre Atemnot und Kurzatmigkeit zu reduzieren.
Verabreichung von Sauerstoff
In einigen Fällen (zum Beispiel Sauerstoffmangel im Schlaf) kann auch die Verabreichung von Sauerstoff helfen. Da dies zwölf bis 16 Stunden pro Tag erfolgt, sind Betroffene auf eine stationäre Behandlung angewiesen. Patienten, die Sauerstoffmangel nur unter Belastung entwickeln, können auch tragbare Geräte nutzen.
Patientenschulung
Nicht zuletzt hilft eine professionelle Patientenschulung den Betroffenen, die Atmung erleichternde Methoden und Entspannungstechniken zu erlernen. So können Sie besser in Notsituationen oder bei Schüben, aber auch im Alltag auf ihre Atemnot reagieren. Hierzu gehört auch das Entwickeln gesunder Lebensweisen und das Abgewöhnen des Rauchens.
Sollten all die Maßnahmen keine Besserung der Symptome bringen und die Lunge zu sehr zerstört sein, kommt eine Lungentransplantation infrage. Allerdings sind die Wartezeiten für ein Spenderorgan hoch.