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Untersuchung der Uni Freiburg liefert Erkenntnisse

Der Einfluss von Bildung und Gewicht auf das Risiko für Long Covid

Long Covid Risikofaktoren: Müde Frau auf der Couch
Müdigkeit und teils sogar extreme Erschöpfung gehören zu den Symptomen von Long Covid Foto: Getty Images
Nuno Alves
Chefredakteur

24. Januar 2025, 12:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Auch im zweiten Jahr nach einer Covid-19-Infektion kämpfen viele Betroffene weiterhin mit belastenden Symptomen wie Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und Atemnot. Eine aktuelle Studie aus Deutschland beleuchtet erstmals detailliert die anhaltenden Beschwerden, die Schwere der Symptome und liefert wertvolle Einblicke in mögliche Risikofaktoren – wie etwa Gewicht und Bildung. Was bedeuten diese Ergebnisse für die Betroffenen und zukünftige Behandlungsansätze?

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Das Post-Covid-Syndrom (PCS), auch bekannt als Long Covid, betrifft zahlreiche Menschen weltweit und stellt ein wachsendes Gesundheitsproblem dar. Trotz intensiver Forschung bleiben viele Fragen offen. In einer aktuellen Untersuchung analysierten deutsche Forscher fast 1000 Patienten mit PCS sowie eine Kontrollgruppe. Ziel war es, Unterschiede in Symptomen, Lebensqualität und objektiven Gesundheitsparametern aufzuzeigen. Parallel sollten auch mögliche Risikofaktoren für Long Covid identifiziert werden.1 Die Ergebnisse, veröffentlicht in „PLOS Medicine“, bieten neue Perspektiven auf die Mechanismen hinter PCS und die Symptomschwere und könnten die Grundlage für gezieltere Therapien legen. Die Studie zeigt etwa, dass Bildung und Gewicht wichtige Einflussfaktoren sind.

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Risiko für Long Covid – was untersucht wurde

Die Studie zielte darauf ab, die klinischen Merkmale und Risikofaktoren von PCS zu bewerten. Die Erkrankung ist durch Symptome wie Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen und Atemnot charakterisiert, die länger als ein Jahr nach der akuten Infektion anhalten können. Wissenschaftler der Universität Freiburg wollten herausfinden, warum manche Betroffene nicht genesen, während andere sich vollständig erholen. Dabei untersuchten sie auch den Einfluss von Faktoren wie Bildungsniveau, Gewicht und beruflicher Situation.

Grundlage war eine frühere Befragung (Phase 1), bei der Personen mit und ohne Long Covid identifiziert wurden. In Phase 2 wurden Teilnehmer medizinisch umfassend untersucht. Ziel war es, objektive Unterschiede zwischen den Gruppen zu erkennen und die Mechanismen hinter PCS zu verstehen. Zudem wurde zwischen moderaten und schweren Symptomen unterschieden, um den Grad der Beschwerden genauer zu analysieren.

Studiendesign und Methoden

An der Studie nahmen 982 PCS-Betroffene und 576 genesene Kontrollpersonen teil. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 48 Jahre alt, 65 Prozent waren Frauen.

Die Untersuchungen umfassten:

  • Neurokognitive Tests wie den Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
  • Kardiopulmonale Belastungstests zur Messung der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max)
  • Validierte Fragebögen zu Schlafqualität, Stress, Angst und Depression
  • Bluttests und weitere Labormessungen, die jedoch keine Hinweise auf das Vorhandensein des Coronavirus oder signifikante Entzündungsmarker zeigten.

Durch die Kombination von Fragebögen und objektiven Tests konnten die Forscher Symptome wie Erschöpfung und Leistungsdefizite umfassend analysieren. Dabei wurde präzise zwischen moderaten und schweren Symptomen differenziert.

Was die Studie über Long Covid und mögliche Risikofaktoren ergab

Zwei Drittel der PCS-Patienten (67,6 Prozent) litten auch im zweiten Jahr nach der Infektion weiterhin an Symptomen. Die häufigsten Beschwerden waren:

  • Müdigkeit (67,9 Prozent der Betroffenen), wobei 9,2 Prozent unter extremer Erschöpfung litten
  • Neurokognitive Störungen wie Konzentrationsprobleme (62,8 Prozent)
  • Atemwegsbeschwerden (47,4 Prozent)

Objektive Tests bestätigten die reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit: Patienten mit PCS zeigten eine signifikant niedrigere maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max: 27,9 ml/min/kg) und Griffstärke (40,2 kg vs. 42,5 kg bei Genesenen).

Ein niedriger Bildungsgrad, Übergewicht und eine schwere Erstinfektion erhöhten das Risiko für anhaltende Long-Covid-Beschwerden. Interessanterweise fanden sich keine Hinweise auf eine anhaltende Viruspräsenz. Die SARS-CoV-2-Antigen- und RNA-Tests in Plasma- und Stuhlproben waren negativ, und auch die meisten Labormarker, wie Entzündungs- und Gerinnungswerte, zeigten keine signifikanten Unterschiede.

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Die Bedeutung der Studienergebnisse

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Long Covid eine erhebliche Belastung für die Lebensqualität darstellt. Sie zeigen zudem, dass soziale und körperliche Faktoren wie Bildungsniveau und Übergewicht eine entscheidende Rolle spielen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von personalisierten Behandlungsstrategien, die sowohl psychische als auch physische Aspekte berücksichtigen. Die Autoren betonen auch, dass bei Patienten mit Verdacht auf PCS kognitive und körperliche Belastungstests in die klinische Bewertung und Überwachung einbezogen werden sollten.

Für Betroffene sind vorwiegend Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsstörungen belastend. Therapien, die auf eine Verbesserung der kognitiven Funktion und der körperlichen Fitness abzielen, könnten vielversprechend sein. Eine präzisere Bewertung der Symptomschwere könnte zudem eine effektivere Behandlung ermöglichen.

Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Die Studie ist eine der umfangreichsten Untersuchungen zu Long Covid in Europa. Sie hebt sich durch die Kombination von subjektiven und objektiven Messungen hervor. Dennoch gibt es Einschränkungen:

  • Die Ergebnisse könnten durch den Ausschluss schwer erkrankter oder immobilisierter Personen verzerrt sein.
  • Es fehlen Vergleichsdaten aus der Zeit vor der Infektion, was die Interpretation erschwert.

Trotzdem liefern die Ergebnisse wertvolle Einblicke in die Mechanismen von PCS und zeigen wichtige Ansatzpunkte für zukünftige Forschung und Therapien.

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Fazit

Long Covid bleibt ein komplexes Krankheitsbild mit weitreichenden Folgen. Diese Studie zeigt, dass viele Betroffene auch noch ein Jahr nach einer Covid-Erkrankung erhebliche Beschwerden haben, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Bildung, Übergewicht und psychische Belastungen sind wichtige Einflussfaktoren. Für die Forschung und die klinische Praxis bedeutet dies: Mehr Fokus auf personalisierte Behandlungen und Prävention durch Bildung und Gesundheitsförderung.

Themen Coronavirus Long Covid

Quellen

  1. Peter RS, Nieters A, Göpel S, Merle U, Steinacker JM, et al. (2025). Persistent symptoms and clinical findings in adults with post-acute sequelae of COVID-19/post-COVID-19 syndrome in the second year after acute infection: A population-based, nested case-control study. PLOS Medicine ↩︎
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