10. April 2025, 12:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Covid-19-Betroffene mussten aufgrund eines schweren Krankheitsverlaufs stationär behandelt werden und litten weiterhin unter Symptomen, was wir heute als Long Covid bezeichnen. Auch wenn es den Patienten viele Monate später endlich besser zu gehen schien: Nach drei Jahren können weitgehend überwunden geglaubte Beschwerden, insbesondere die so genannte PEM (Post-Exertional Malaise), wieder an Intensität zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie.
Die zähe Ära der Corona-Pandemie ist endlich vorbei – zumindest für die meisten von uns. Denn während bei der Mehrzahl der Genesenen die mit der Virusinfektion einhergehenden Beschwerden nach dem Abklingen bald vergessen waren, gab es auch Betroffene mit Spätfolgen der Erkrankung. Sie litten an Long Covid (auch: Post Covid), einem noch nicht vollständig erforschten Krankheitsbild, das mit verschiedenen belastenden Symptomen einhergeht. Neue Daten zeigen: Insbesondere PEM, eine besonders schwerwiegende Begleiterscheinung von Long Covid, kann auch noch drei Jahre nach der ersten schweren Covid-19-Erkrankung verstärkt auftreten.1
PEM bei Long Covid – was ist das?
Vor rund einem Jahr berichtete im FITBOOK-Interview der Mediziner Dr. med. Michael Feld, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, über die vielen Betroffenen von Long Covid, die demnach „völlig hilflos in deutschen Betten liegen“. In diesem Beitrag erläuterte er auch die verschiedenen schwerwiegenden Begleiterscheinungen der Erkrankung. Eine der wichtigsten ist die Post-Exertional Malaise, kurz PEM. Dabei handelt es sich um ein typisches Symptom des Fatigue-Syndroms, das mit einer ausgeprägten und anhaltenden Erschöpfung nach geringster körperlicher oder geistiger Anstrengung einhergeht. Die Betroffenen erleben in der Folge eine oft tagelange Verschlechterung ihres körperlichen und seelischen Befindens.
Die vorliegende Studie widmete sich der Frage, wie es Patienten langfristig erging, die aufgrund eines sehr schweren Verlaufs ihrer Infektion mit dem sogenannten Coronavirus stationär behandelt werden mussten. Ziel war es, die gesundheitlichen Folgen bis zu drei Jahre nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zu bewerten, insbesondere im Hinblick auf PEM-Symptome.
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Details zur Untersuchung
Es handelte sich um eine prospektive, multizentrische Kohortenstudie. Das bedeutet, dass die ausgewählte Personengruppe an mehreren Standorten über einen bestimmten Zeitraum prospektiv beobachtet wurde. Die Probanden waren zwischen 2020 und 2021 in einem von sieben niederländischen Krankenhäusern wegen ihrer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt. Im Rahmen der sogenannten CO-FLOW-Studie wurden sie 3, 6, 12, 24 und 36 Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus zu ihrem Gesundheitszustand befragt.2 Die bis Mai 2024 erhobenen Daten umfassten Einschätzungen der Probanden zu ihrem Genesungsstatus, verbliebenen Symptomen (z. B. Erschöpfung), ihrem psychischen Befinden und ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit. Wie war es um ihre Teilhabe am Leben bestellt? Konnten sie wieder arbeiten? Und vor allem: Spürten sie noch etwas von der PEM?
Ergebnisse
Von den ursprünglich 344 Patienten beendeten 299 die 3-jährige Nachbeobachtung. Bei ihnen stieg die Rate der vollständigen Genesung von Covid-19 von 12 Prozent nach 3 Monaten auf 24 Prozent nach 3 Jahren. Während sich einige ihrer Long-Covid-bedingten Symptome verbesserten, wie eine zuvor eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Muskelschwäche, blieben andere Beschwerden bestehen, insbesondere kognitive Beeinträchtigungen, die sich zum Teil sogar verschlimmerten.
Nach 3 Jahren kam es zu verschiedenen Verschlechterungen – auch hinsichtlich der untersuchten PEM. Bei 36 Prozent der Probanden verschlechterten sich die PEM-Symptome. Als Risikofaktoren dafür konnten die Forscher nach Auswertung der Daten weibliches Geschlecht und bereits bestehende Lungenerkrankungen definieren. Auch Probanden, die vor ihrer Covid-19-Erkrankung wenig körperlich aktiv waren, und solche, die im Zuge der Virusinfektion intensiv behandelt werden mussten, waren dauerhaft anfälliger für PEM.

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Einschränkungen
Drei Jahre nach einer Covid-19-Erkrankung kehrt im Zuge von Long Covid PEM verstärkt zurück – diese Aussage muss nicht unbedingt zutreffen. So weisen die Autoren auf Einschränkungen ihrer Studie hin. Da nur hospitalisierte Patienten berücksichtigt wurden, seien die Ergebnisse möglicherweise nicht generell auf alle Covid-19-Patienten übertragbar. Zumal eine Kontrollgruppe fehlte. Dies erschwere die Beurteilung spezifischer Effekte der stationären Behandlung. Schließlich beruhen die untersuchten Daten in erster Linie auf Selbstauskünften der Probanden. Diese sind unter Umständen nicht objektiv.