15. März 2024, 12:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Lepra – früher auch Aussatz genannt – wird oft im Mittelalter verortet. Doch tatsächlich reicht das erste Aufkommen der Infektionskrankheit noch viel länger zurück. Auf der anderen Seite gibt es bis heute jedes Jahr Neuinfektionen, mitunter mit steigender Tendenz. So zählen neben den typischen Lepra-Gebieten auch die USA, konkret Florida, seit 2000 wieder mehr Lepra-Fälle. Droht diese Entwicklung auch in Deutschland? Und an welchen Symptomen würde man eine Erkrankung erkennen? FITBOOK-Autorin Laura Pomer klärt auf.
„Lepra ist mindestens 10.000 Jahre alt und damit eine der ältesten der Menschheit bekannten Krankheiten.“ So steht es im Epidemiologischen Bulletin 03/2023 des Robert-Koch-Instituts (RKI).1 Trotzdem ist die Krankheit noch aktuell, worauf jedes Jahr mit dem international begangenen Welt-Lepra-Tag am letzten Januarsonntag hingewiesen werden soll. Laut dem RKI ein wichtiger Termin – denn viele Menschen glauben, dass es die Infektionskrankheit nicht mehr gibt. Wir erklären im Folgenden, wo Lepra vorkommt und mit welchen Symptomen sie einhergeht.
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Übersicht
Was ist Lepra?
Bei Lepra handelt es sich um eine chronische, bakterielle Infektionskrankheit, meist ausgelöst durch den Erreger Mycobacterium leprae. Daneben steht auch das eng verwandte Bakterium Mycobacterium lepromatosis im Verdacht, Infektionen auslösen zu können.2 Der umgangssprachliche Name Aussatz rührt daher, dass man Erkrankte früher in Siedlungen ausgesetzt hat, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
Man assoziiert die Erkrankung mit Symptomen wie verstümmelten Händen und Fingern, Flecken und Knötchenbildungen auf der Haut. Doch es hängt vor allem von der jeweiligen Lepra-Form ab, wie genau sie sich darstellt.
Lepra-Formen und ihre Symptome
Tuberkuloide Lepra
Die weniger ansteckende Form ist die tuberkuloide Lepra. Sie zeichnet sich durch einen Befall der Nerven, Haut und in seltenen Fällen der Lymphknoten aus.3 Betroffene weisen Verletzungen und knotige Veränderungen (= Leprome) auf der Haut auf. Dort fallen zudem die Haare aus. Daneben bedingt die tuberkuloide Lepra auch das Verknoten der peripheren Nerven. Dies führt zunächst zu einer Überempfindlichkeit der Haut, mit Fortschreiten der Krankheit verlieren Betroffene ihren Tastsinn und dauerhaft gänzlich ihr Berührungs- und Schmerzempfinden. Später kommen Muskelrückbildungen und Lähmungserscheinungen hinzu. Deshalb sind Lepra-Kranke anfälliger dafür, sich zu verletzen, und in der Folge für Verstümmelungen.
Lepromatöse Lepra
Die schwerere Form der Krankheit ist die lepromatöse Lepra. Dabei befallen die Bakterien den gesamten Körper: das Blut- und Lymphsystem, Organe, die Schleimhäute und Nervengewebe. Die Symptome auf der Haut fallen stärker aus, sie ist nicht nur mit hellroten bis braunen Lepromen gezeichnet, sondern zudem von Flecken übersät. „Bei Beteiligung der Nasen-Rachenschleimhaut kann es zur Zerstörung des Nasenseptums und des Kehlkopfes führen“, schreibt dazu das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.
Ansteckung
Der Erreger ist nicht sehr stark infektiös. Eine Ansteckung wird durch mangelnde Hygiene und ein schwaches Immunsystem (aufgrund von z. B. Vorerkrankungen oder Unterernährung) begünstigt. Sie erfolgt durch engen Kontakt mit Erkrankten per Tröpfcheninfektion. Bis sich daraufhin erste Symptome zeigen, können rund 20 Jahre vergehen – kein bekanntes Bakterium hat eine längere Inkubationszeit. Abhängig von der körperlichen Verfassung des Infizierten beträgt die Dauer zum Krankheitsausbruch durchschnittlich fünf Jahre.
Vorkommen der Krankheit
Global betrachtet ist die Zahl an Neuansteckungen rückläufig. Doch speziell in ärmeren ländlichen Gebieten in Afrika, Asien und Südamerika ist die Krankheit noch ein Thema. „Lepra wird aus allen sechs WHO-Regionen gemeldet; die meisten der jährlich neu entdeckten Fälle kommen aus Südostasien“, schreibt dazu die Weltgesundheitsorganisation (WHO).4
Anstieg an Fällen in den USA
Im vergangenen August ging der Fall eines US-Amerikaners um die Welt, der mit erhabenen Ausschlägen – angefangen von den Füßen bis ins Gesicht – in einer Hautklinik vorstellig wurde. Es handelte sich um Lepra-Symptome. Der Landschaftsbauer war kein Einzelfall. Seit einigen Jahren und auch aktuell vermelden die USA einen Anstieg an Neuinfektionen, wie man dazu in einer Veröffentlichung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC nachlesen kann.5 Speziell der Bundesstaat Florida sei laut CDC ein „endemisches Gebiet für Lepra“. Man spricht von einem Endemiegebiet, wenn dort über Jahre hinweg eine Krankheit kontinuierlich und mit saisonal steigender Inzidenz auftritt. Die Ursachen dafür sind unklar.
Lage in Deutschland
In Deutschland sieht es nach einer vergleichbaren Entwicklung zumindest nicht aus. Laut RKI wurden zwischen 2001 und 2015 pro Jahr maximal fünf Lepra-Erkrankungen gemeldet, durchschnittlich zwei pro Jahr.6 Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Bei den Betroffen habe es sich um Migranten gehandelt, die sich demnach noch vor ihrer Zuwanderung angesteckt haben müssen. Eine Verbreitung innerhalb der Bevölkerung gilt aufgrund der geringen Infektiosität des Erregers als unwahrscheinlich.
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Verlauf und Behandlung von Lepra
Früher gab es für Lepra keine Therapie. Die von Symptomen gezeichneten „Aussätzigen“ starben an Folgeerkrankungen ihrer Infektion.
Heute kann man das Fortschreiten der bakteriellen Erkrankung durch die Vergabe mehrerer Antibiotika aufhalten. Es ist nicht üblich, nur ein Präparat zu verabreichen, da Lepra-Erreger so Resistenzen entwickeln können. Die Behandlung kann aber bereits erfolgte Schädigungen z. B. der Haut nicht rückgängig machen.