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Symptome, Gefahren, OP

Woran man einen Leistenbruch erkennt – und wie er behandelt wird

Leistenschmerzen können Indikator für einen Leistenbruch sein
Leistenschmerzen können Indikator für einen Leistenbruch sein Foto: Getty Images
Laura Pomer

20. März 2023, 4:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ein Leistenbruch hört sich natürlich immer erst einmal dramatisch an, doch viele bemerken ihn erst gar nicht. FITBOOK hat sich vom Experten noch genauer erklären lassen, was bei einem Leistenbruch passiert und was Betroffene tun sollten.

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Die Leiste ist der untere Teil der menschlichen Bauchwand. Dort – genauer gesagt zwischen Bauchhöhle und äußerer Genitalregion – verläuft auch der Leistenkanal (Canalis inguinalis), eine röhrenförmige, rund fünf Zentimeter lange Verbindung. Man spricht von einem Leistenbruch (auch „Leistenhernie“ genannt), wenn durch diesen Leistenkanal Schichten der Bauchwand durchbrechen. Klingt unangenehm – und kann tatsächlich gefährlich werden.

Symptome: einen Leistenbruch erkennen

So wie man es sich bildlich vorstellt, so sieht es auch aus: Eine Art wulstige Schwellung drückt sich tast- und erkennbar durch den Unterbauch, und die kann man tatsächlich mit den eigenen Fingern (zumindest für eine kurze Zeit) wieder reindrücken. Es handelt sich dabei um Eingeweide, in den meisten Fällen um Teile des Darms.

„Die Schwellung kann auch im Hoden lokalisiert sein“, erklärt Notfall- und Allgemeinmediziner Dr. Falk Stirkat auf FITBOOK-Nachfrage. Manchmal verursacht ein Leistenbruch – insbesondere bei Belastung – Schmerzen, muss er aber nicht. Und wenn, werden sie von Betroffenen gemeinhin als aushaltbar beschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass kein Handlungsbedarf besteht.

Leistenbruch illustriert

Wie es zu einem Leistenbruch kommt

„Eine Kombination aus erhöhtem Druck im Bauchraum, wie er durch schwere Arbeit, Pressen oder Husten zustande kommt, und einem anfälligen Bindegewebe kann zum Leistenbruch führen“, berichtet der Experte. Der Hintergrund: Die Organe im Bauchraum (Magen, Leber und nicht zuletzt der bis zu siebeneinhalb Meter lange Darm) drücken auf die Leiste. Für gewöhnlich sollten Muskeln und Bänder in diesem Bereich die Last stemmen können. Vereinfacht gesagt erklärt sich ein Bruch so, dass der Leistenkanal an einer bestimmten Stelle unter dem Druck zusammengebrochen ist.

In manchen Fällen stehen andere, schwerere Krankheiten im Zusammenhang mit dem Durchbruch – etwa Tumore oder Prozesse, die durch Wassereinlagerungen den Druck im Bauchraum erhöhen. Laut Dr. Stirkat spricht man in diesem Fall von einem symptomatischen Leistenbruch.

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Wer ist vorwiegend betroffen?

Es sind überwiegend Männer betroffen. Das liegt zum einen daran, dass sie einen weiteren Leistenkanal haben als Frauen, zum anderen daran, dass Frauen in der Regel eine stärkere und festere Bauchwand als Männer entwickeln. Außerdem wandern die Hoden eines Jungen erst im Laufe der Kindheit nach unten in den Sack. Dadurch entsteht eine Schwachstelle in diesem Bereich, welcher leichter brechen kann. Besonders im voranschreitenden Alter steigt die Anzahl der männlichen Patienten aufgrund der abnehmenden Gewebestärke in der Leistengegend. Zur Einordnung: Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens einen Leistenbruch zu entwickeln, liegt bei einer Frau bei etwa drei Prozent, bei Männern bei ungefähr 27 Prozent.

Was Betroffene tun sollten

Bei Leistenbruch-Symptomen bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, ist Ihr nächster Ansprechpartner ein Chirurg, die Diagnose kann zunächst aber auch Ihr Hausarzt stellen. In der Regel ist der Fall bei einem Leistenbruch sichtbar und klar. In seltenen Fällen kann die Beule aber auch auf einen angeschwollenen Lymphknoten in der Leistenregion zurückzuführen sein. Diese Möglichkeit gilt es auszuschließen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Kann man an einem Leistenbruch sterben?

„Im aller-, aller-, allerschlimmsten Fall kann ein Leistenbruch tödlich enden“, warnt der Arzt, und berichtet von zwei grundsätzlichen Gefahren: zum einen eine extreme Größenentwicklung des Bruchsacks und zum anderen eine sogenannte Inkarzeration, d. h. das Einknicken des Leistenbruchs an der Engstelle des Bruchsacks. „Verdreht sich der Bruchinhalt hier, wird er nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Unbehandelt führt das zum Tod“, erklärt Stirkat. Das passiere in der westlichen Welt aber eigentlich nicht. „Das größte Risiko bei uns ist im Grunde der Verlust eines Darmstückes.“

Besonders Frauen sollten aber aufpassen und bei Anzeichen auf einen vermeintlichen Leistenbruch dringend zum Arzt. Bei ihnen besteht nämlich häufig die Möglichkeit auf einen Schenkelbruch, welcher sich ähnlich verhält und aussieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der austretende Darm dabei dann aber einklemmt, ist um einiges höher.1

Die Behandlung eines Leistenbruchs

„Früher oder später muss operiert werden“, weiß Notfallarzt Stirkat. Die Schwellungen nehmen an Größe zu, weshalb ein zu langes Warten den Eingriff unnötig erschweren würde.

Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren. Mittlerweile entscheiden sich Chirurgen meistens für die „Schlüssellochtechnologie“, wie uns erklärt wird. Dabei handelt es sich um die minimal-invasive Methode, bei der anstelle eines großen Schnitts (wie bei der offenen Operation, um den Bauchraum zu öffnen) in der Regel drei kleine Schnitte gesetzt werden. Hierdurch führt der Operateur das nötige chirurgische Besteck sowie ein Endoskop (Gerät mit Minikameras) ein.

„Der Verschluss der Bruchpforte erfolgt entweder mit oder ohne künstliches Netz“, sagt uns Stirkat. Ein Netz reduziert die Rückfallgefahr und wird daher häufiger verwendet, insofern der Bruch groß genug ist.

Die andere Möglichkeit ist das offene Verfahren. Hierbei wird ein einzelner größerer Schnitt über dem Bereich gesetzt und so das Netz eingesetzt oder der Bruch anderweitig verschlossen. Dieses Verfahren wird aufgrund des Heilungsprozesses und der körperlichen Strapazen aber seltener verwendet. Wenn der Bruch jedoch zu groß ist, muss es zu diesem Eingriff kommen. Ein Leistenbruch kann sich in seltenen Fällen bis zum Hoden hinunterziehen.

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Wie es nach der Operation weitergeht

Patienten dürfen in der Regel etwa eine Woche nach dem Eingriff wieder ihr alltägliches Leben aufnehmen. Von Sport oder körperlicher Arbeit ist in den ersten Wochen aber abzusehen. Die möglichen Komplikationen reichen von den üblichen Operationsrisiken (also Wundheilungsstörungen, etc.) bis zu möglichen Überempfindlichkeits- und Abwehrreaktionen auf das eventuell eingesetzte Netz oder Schmerzen am Leistenkanal, wenn hier Nerven verletzt worden sind.

Sehr selten sind Rückfälle möglich, also erneute Leistenbrüche, die ebenfalls operiert werden müssen. Im Großen und Ganzen sind nach einer Leistenbruch-OP aber keine Probleme zu erwarten, versichert der Fachmann.

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Quellen

Themen Verletzungen
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