Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Laut Studie

Welche Lebensmittel das Risiko für Dickdarmkrebs beeinflussen

Darmkrebs
Häufig ist bei der Entstehung von Dickdarmkrebs die Ernährung ein Risikofaktor Photo: Getty Images/Science Photo Library RF

9. Januar 2025, 15:17 Uhr | Read time: 6 minutes

Die ersten Symptome von Darmkrebs erscheinen häufig sehr unspezifisch. Denn mit einem veränderten Stuhlgang und Bauchschmerzen bringt man oft nicht sofort eine so aggressive Krankheit in Verbindung. Das ist auch der Grund, weshalb diese Krebsform häufig erst spät erkannt wird. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, kann man sein Risiko für Darmkrebs mit der richtigen Ernährung senken.

Share article

Darmkrebs – auch kolorektales Karzinom genannt – ist die dritthäufigste Krebsart weltweit, bei Frauen in Deutschland sogar die zweithäufigste.1,2 Besonders in westlichen Ländern wie Großbritannien, Deutschland und den USA ist die Erkrankung weit verbreitet. Neben einem ungesunden Lebensstil in Form von Rauchen, wenig Bewegung und Übergewicht spielt auch die Ernährung eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs. Bisher ist bekannt, dass allen voran Alkohol und verarbeitete Fleischprodukte das Risiko erhöhen, während eine ballaststoffreiche Ernährung und der Verzehr von Vollkornprodukten es senken können. Doch für viele andere Lebensmittel blieben die Zusammenhänge unklar – bis jetzt. Eine Studie der Universität Oxford erweiterte die Liste der Lebensmittel, die Dickdarmkrebs fördern bzw. davor schützen können.

Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!

Hintergrund der Studie

Die Studie zielte darauf ab, den Einfluss einer Vielzahl von Ernährungsfaktoren auf das Risiko für Dickdarmkrebs zu analysieren und Wissenslücken zu schließen. Frühere Studien beschränkten sich oft auf einzelne Lebensmittel oder Nährstoffe, was zu einem uneinheitlichen Bild bislang führte. Daher nutzten die Forschenden der Universität Oxford die Daten der „Million Women Study“, um erstmals eine umfassende Analyse durchzuführen.

An dieser vorangegangenen Studie nahmen zwischen 1996 und 2001 insgesamt 1,3 Millionen Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 56 Jahren teil. Die Teilnehmerinnen wurden zu einem Brustkrebs-Screening-Programm des National Health Service (NHS) in England und Schottland eingeladen. Dort füllten sie erst einen Rekrutierungsfragebogen aus, der soziodemografische Daten und Informationen über den Lebensstil abfragte. Seit der Rekrutierung wiederholte man die Abfrage in Abständen von etwa drei bis fünf Jahren.

Auch interessant: 7 Risikofaktoren für Darmkrebs bei Männern unter 50

Fokus auf 97 Ernährungsfaktoren

In der vorliegenden Studie erhob man insgesamt Daten aus der „Million Women Study“ von insgesamt 542.778 Frauen ab der zweiten Befragung, da man sich hierbei erstmals nach den individuellen Ernährungsgewohnheiten erkundigte.3 Dieser Fragebogen enthielt 120 quantitative oder semiquantitative Fragen zur Häufigkeit der Aufnahme bestimmter Lebensmittel und Nahrungsmittelgruppen innerhalb einer Woche. Eine Stichprobe der Teilnehmerinnen beantwortete zudem einen 24-Stunden-Ernährungsfragebogen. Nach Sichtung der Daten wählten die Wissenschaftler 97 Ernährungsfaktoren bzw. Lebensmittel aus, die hinsichtlich des Risikos für Dickdarmkrebs analysiert wurden.

Informationen zum Dickdarmkrebs erfasste man durch eine elektronische Datenverknüpfung mit routinemäßig erfassten Daten des National Health Service (NHS). Nicht nur Krebsregistrierungen konnten die Wissenschaftler einsehen, sondern auch (dadurch bedingte) Todesfälle. Unter Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren und soziodemografischen Angaben stellte man die Ernährung mit den Dickdarmkrebsdiagnosen bzw. gesunden Menschen in Relation.

Weitere Analyse von Milchprodukten

Da sowohl die Analysen als auch frühere Studien einen starken Zusammenhang zwischen Kalzium und einem geringeren Dickdarmkrebsrisiko aufzeigen, gingen die Wissenschaftler näher darauf ein. Die Hauptaufnahme des Nährstoffes stellt der Konsum von Milchprodukten dar, insbesondere Kuhmilch. Aus diesem Grund analysierten die Forscher die genetische Beschaffenheit, mit der es den Teilnehmerinnen möglich ist, bis ins Erwachsenenalter Laktose aufnehmen und verdauen zu können.

Kalzium kann womöglich vor Dickdarmkrebs schützen

Bei 12.251 Frauen wurde während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 16,6 Jahren Dickdarmkrebs diagnostiziert. Generell beobachtete man bei den Erkrankten, dass sie älter waren, oft weitere Darmkrebsfälle in der Familie hatten und häufig einen eher ungesünderen Lebensstil pflegten im Gegensatz zu den Frauen, die keine Diagnose erhielten.

Auf der Suche nach Lebensmitteln, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen können, stieß man auf insgesamt 17 Ernährungsfaktoren. Alkohol schien die Entwicklung dieser Krebsart am meisten zu fördern, denn bereits 20 Gramm erhöhten das Risiko um 15 Prozent. Auch der Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch war mit einem höheren Risiko assoziiert.

Dagegen beobachtete man einen besonders positiven Einfluss auf das Dickdarmkrebsrisiko bei Kalzium. Vor allem kalziumreiche Lebensmittel wie Milch und Joghurt korrelierten mit einem geringen Risiko für die Entwicklung von Dickdarmkrebs. Aber auch abseits von Milchprodukten trugen kalziumreiche Lebensmittel dazu bei: Eine allgemein erhöhte tägliche Kalziumaufnahme von 300 Milligramm war mit einem 17 Prozent niedrigeren Risiko für Darmkrebs verbunden.

Weitere schützende Effekte wurden bei ballaststoffreichen Lebensmitteln, Vollkornprodukten, Obst und Vitamin C festgestellt. Diese Assoziationen waren jedoch weniger stark ausgeprägt und möglicherweise durch andere Lebensstilfaktoren beeinflusst.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Die Studie unterstreicht die zentrale Rolle der Ernährung, genauer gesagt der richtigen Wahl der Lebensmittel, bei der Prävention von Dickdarmkrebs. Besonders der Konsum von Kalzium – sowohl in Form von Milchprodukten als auch pflanzlichen Quellen – könnte ein effektiver Schutzfaktor sein. „Wir haben eine gewisse Vorstellung davon, warum Kalzium diese Wirkung hat“, erklärt Dr. Keren Papier, die leitende Forscherin der Studie.4 „Es wird vermutet, dass Kalzium vor Darmkrebs schützen könnte, indem es sich an Gallensäuren und freie Fettsäuren bindet und eine Art harmlose ‚Seife‘ bildet, die verhindert, dass sie die Darmschleimhaut schädigen.“   

Die Ergebnisse sind auch für die öffentliche Gesundheitsförderung relevant: Ein Glas Milch oder eine Portion kalziumreicher Lebensmittel pro Tag könnte helfen, das Darmkrebsrisiko erheblich zu senken. Gleichzeitig bestätigt die Studie die bekannten Risiken von Alkohol und verarbeitetem Fleisch und unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Obst und Vollkornprodukten sein sollte.

More on the topic

Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Die Studie ist die bislang größte Analyse zu Ernährung und Dickdarmkrebs und liefert durchaus bedeutende Ergebnisse. Ihre Stärken liegen in der großen Stichprobengröße und der langen Nachbeobachtungszeit. Zudem wurde eine Vielzahl an Ernährungsfaktoren gleichzeitig untersucht, wodurch ein umfassendes Bild entstand.

Es gibt jedoch auch Einschränkungen. Die Teilnehmerinnen waren überwiegend europäischer Abstammung, weshalb die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind, insbesondere auf solche mit geringem Milchkonsum. Zudem konnte die Wirkung von Kalziumpräparaten nicht untersucht werden.

Man sollte außerdem beachten, dass die Abfrage der Ernährungsgewohnheiten auf der Selbsteinschätzung der Teilnehmer und ihrem Erinnerungsvermögen basiert. Das könnte die Ergebnisse dahingehend verzerrt haben, dass die Angaben nicht immer komplett der Wahrheit entsprachen aufgrund von Erinnerungslücken oder ungenauen Angaben.

Topics Darmkrebs

Sources

  1. Statista. Anteil der häufigsten Krebsarten an der weltweiten Zahl der Krebsneuerkrankungen im Jahr 2022. (aufgerufen am 09.01.2025) ↩︎
  2. Zentrum für Krebsregisterdaten. Krebsarten. (aufgerufen am 09.01.2025) ↩︎
  3. Papier, K., Bradbury, K.E. Balkwij, A. et al. (2025). Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK. Nature. ↩︎
  4. Cancer Research UK. Bowel cancer risk could be reduced with an extra glass of milk. (aufgerufen am 09.01.2025) ↩︎
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Güngstige Flüge buchen - Skyscanner Advertisement
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.