4. November 2024, 16:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Laura Papendick ist eine der bekanntesten Sportmoderatorinnen Deutschlands. Im Gespräch mit FITBOOK spricht sie über Disziplin, Rückschläge und Erfolg: über ihre intensiven Jahren als Leistungsschwimmerin, ihre Borreliose-Erkrankung, die sie komplett aus dem Leben geworfen hat und ihre große Stärke, sich selbst niemals in die Tasche zu lügen.
Die meisten Menschen kennen Laura Papendick als erfolgreiche Sportmoderatorin im Fernsehen. Bei Sky Sport News oder RTL begleitet die 35-Jährige große Sportereignisse, insbesondere Fußball. Weniger bekannt sind ihre persönlichen Herausforderungen. Als Jugendliche musste sie eine Borreliose-Erkrankung durchstehen – das Aus für ihre sportliche Laufbahn. Mit FITBOOK sprach Papendick über ihren Ehrgeiz, ihre Bereitschaft zur Disziplin – und ihre inzwischen lockere Haltung zum Sport.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Sportmoderatorin Laura Papendick im Interview
FITBOOK: Wenn man Ihren Namen googelt, findet man mehrere Artikel zu einer MS-Diagnose, die Sie angeblich öffentlich gemacht haben (haben Sie aber nicht).
Laura Papendick: „Ich weiß bis heute nicht, wie das zustande kommt.“
Wahrscheinlich eine Verwechslung mit Anna Kraft, ebenfalls Sport-Moderatorin, die ihre Diagnose Multiple Sklerose vor Jahren öffentlich gemacht hat.
„Klar. Wir sind beide groß, blond und machen das Gleiche. Aber ich bin zum Glück von MS befreit. Das ist wirklich totaler Quatsch!“
»Als Jugendliche habe ich auf vieles verzichtet
Sie waren Leistungsschwimmerin und haben mal gesagt, Ihre Jugend hätte nur aus Sport bestanden. Wann haben Sie angefangen und wie war diese Zeit?
„Richtig gut schwimmen gelernt habe ich mit sechs Jahren. Und zwar aus purer Leidenschaft! Dann bin ich fast zehn Jahre fast jeden Tag geschwommen. Ich habe es geliebt. Schwimmen war für mich das Wichtigste neben der Schule! Heute blicke ich sehr gerne darauf zurück, weil Sport bis heute mein Leben bestimmt.“
Mussten Sie für den Sport auf Dinge verzichten?
„Ich habe auf super viele Sachen verzichtet. Zum Beispiel bin ich nie auf Kindergeburtstage oder später irgendwelche Parties gegangen, weil ich ins Training gehen wollte.“
Prägt Sie diese Disziplin bis heute?
„Ich glaube, dass ich aus dieser Zeit unglaublich viel mitgenommen habe an Disziplin und Ehrgeiz. Ich sehe das tatsächlich sehr positiv!“
Sie hätten Profi werden können. Warum ging es irgendwann nicht mehr weiter?
„Zum Profisein hat schon ein bisschen was gefehlt. Ich würde nicht sagen, dass ich das größte Talent hatte. Bei mir war es eher die harte Arbeit, die mich ganz okay schwimmen ließ. Das Aus kam, als ich mit 14 an Borreliose erkrankt bin.“
Wurden Sie durch einen Zeckenbiss mit Borreliose infiziert, Laura Papendick?
„Es muss durch einen Zeckenbiss gekommen sein, obwohl meine Mama immer sehr genau hingeschaut hat. Wir wissen aber bis heute nicht, wann und wo. Womöglich einen, den ich als kleines Mädchen hatte. Borreliose kann ja auch erst Jahre später ausbrechen.“
Auch interessant: 6 Tipps, wie man Kinder vor Zeckenbiss, Borreliose und FSME schützt
„Trainiert wir eine Irre, aber die Zeiten wurden nicht besser“
Wie ist rausgekommen, dass Sie an Borreliose erkrankt sind?
„Aufgefallen ist mir das durchs Schwimmen. Ich habe trainiert wie eine Irre, aber die Zeiten wurden nicht besser. Bei Wettkämpfen bin ich eingebrochen, so etwas kannte ich gar nicht von mir. Ich war extrem müde und hatte den ganzen Tag Kopfschmerzen. Mein Glück war, dass ich eine sehr gute Ärztin hatte, die mich, neben vielen anderen Sachen, auch auf Borreliose getestet hat.“
Wie ging es dann weiter?
„Zuerst haben sie es mit Antibiotika probiert, doch die Werte sind nicht runtergegangen. Ich musste dann für Infusionen jeden Tag ins Krankenhaus. Eine Hirnhautentzündung wurde durch eine Rückenmarkspunktion ausgeschlossen. Nach einem Jahr war ich symptomfrei.“
„Dieses Jahr hat mein Leben komplett umgedreht“
Sie mussten ganz schön was durchstehen.
„14 ist eine Zeit, die dich sehr prägt. Ich wurde aus dem Leben geworfen, war ein ganzes Jahr außer Gefecht, durfte nicht trainieren und habe außer zur Schule zu gehen nur geschlafen.“
Wie sah ihr Alltag mit Borreliose in diesem Jahr aus, Laura Papendick?
„Ich bin von der Schule nach Hause gekommen, war kaputt und hatte Kopfschmerzen. Nach den Hausaufgaben bin ich schlafen gegangen. Sport war komplett verboten, auch wegen der ganzen Medikamente, die ich nehmen musste. Dieses Jahr hat mein Leben, das eigentlich immer nur aus Sport bestand, komplett umgedreht.“
„Mir war klar: Nein, das schaffst du nicht.“
Wollten Sie nach dem Jahr überhaupt noch Schwimmen?
„Ich bin keine, die aufgibt. Aber ich bin immer sehr ehrlich zu mir. Nachdem ich probiert hatte, die Defizite im Training wieder aufzuholen, war mir klar: Nein, das schaffst du nicht. Ich musste mir selbst eingestehen, dass der erforderliche Trainingsaufwand zu groß wäre.“
Heute gehören Sie zu den beliebtesten Sportmoderatorinnen Deutschlands. Welchen Anteil daran haben Ihre Erfahrungen als Kind und Jugendliche, auch hinsichtlich der Borreliose, Laura Papendick?
„Ich glaube, vieles hat man in sich. Ich war schon immer ehrgeizig und ich wusste, um erfolgreich zu sein, muss ich erstmal etwas investieren. Das ist bis heute so!“
Auch interessant: Welche Sportarten das Leben verlängern können – und welche nicht
„Ein bisschen sportlicher Ehrgeiz im Blut schadet nicht“
Zum Erfolg gehört aber auch Glück.
„Das stimmt. Aber aus meiner Vergangenheit habe ich schon mitgenommen: Harte Arbeit zahlt sich am Ende meistens aus. Ich glaube, es schadet nicht, wenn man ein bisschen sportlichen Ehrgeiz im Blut hat und ich glaube auch, dass diese Eigenschaft meinen Karriereweg unterstützt hat. Dazu gehört übrigens auch, sich in der Gruppe unterordnen zu können.“
Sie interviewen erfolgreiche Sportler. Erkennen Sie sich in denen wieder?
„Schade finde ich bei Sportlern manchmal, dass sie Erfolge nicht richtig genießen können, weil sie im Kopf schon wieder beim nächsten Ding sind. Bei mir ist das tatsächlich auch so! Fluch und Segen, sage ich immer.“
Event von FITBOOK und STYLEBOOK Anna Kraft und Fernanda Brandão im emotionalen Mental-Health-Talk
Junge Sportler*innen im Lockdown Schwimmer Alex: „Wettkämpfe sind unfassbar wichtig für uns “
Probleme mit Bauchmuskeln und Rücken Fernanda Brandão geht Sport nach Geburt langsam an: „Ich habe bis heute eine Rektusdiastase“
„Ich verpflichte mich nicht zum Sport“
Stört Sie das?
„Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der sich sagt: ‚Ja schön, das nächste bitte‘. Mittlerweile zwinge ich mich dazu, Dinge Revue passieren zu lassen und mir zu sagen: Das war echt cool, dass du das gemacht hast.“
Wie bauen Sie Sport heute in Ihr Leben ein?
„Ich handhabe das nach Lust und Laune und höre in meinen Körper rein: Worauf hat er gerade Lust? Fitness, Pilates, Joggen? Ich verpflichte mich nicht zum Sport. Sondern ich weiß: Danach geht es mir meistens richtig gut und der Kopf ist wieder frei für neue Sachen. Und mit dem Kleinen sind wir viel an der frischen Luft.“