27. August 2020, 13:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schlechte Nachrichten für Fans einer ausgedehnten Siesta: Wer einen langen Mittagsschlaf hält, lebt ungesund. Denn dann steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und auch das Sterberisiko steigt. Das will eine internationales Forscherteam herausgefunden haben.
Eine kleine Siesta, ein Power Nap – eigentlich gilt das als eine harmlose Erholung von den Mühen des Alltags. Ein Mittagsschlaf, der jedoch länger als eine Stunde dauert, kann der Gesundheit schaden, im schlimmsten Fall erhöht sich sogar das Sterberisiko. Das ist das Ergebnis einer Meta-Studie, die ein internationales Forscher-Team um Zhe Pan auf dem Wissenschaftsserver „ScienceDirect“ veröffentlicht hat.
Erhöhtes Sterberisiko durch zu langen Mittagsschlaf
Die Wissenschaftler haben die Gesundheitsdaten von mehr als 300.000 Testpersonen genauer unter die Lupe genommen. Rund 40 Prozent der Probanden gaben an, tagsüber regelmäßig einen Mittagsschlaf zu halten. Im Vergleich zu Personen, die keinen Mittagsschlaf hielten, hatten die Mittagsschläfer ein erhöhtes Sterberisiko von 30 Prozent. Das gilt vor allem für Personen, die mehr als eine Stunde am Tag schliefen. Die Personen ohne Mittagsschlaf schliefen in der Regel hingegen mehr als sechs Stunden pro Nacht.
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Auch mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Mittagsschläfern
Wer regelmäßig einen langen Mittagsschlaf hält, hat nach Ansicht der Wissenschaftler zudem ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Hier stieg bei den Mittagsschläfern das Risiko signifikant um 34 Prozent an. Woran es liegt, dass ein ausgedehnter Mittagsschlaf der Gesundheit schadet und das Sterberisiko erhöhen kann, können die Forscher derzeit noch nicht beantworten.
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Was raten die Wissenschaftler?
Soll man sich jetzt den Mittagsschlaf verkneifen? Jein. Die Forscher empfehlen, auf einen Mittagsschlaf, der länger als eine Stunde dauert, lieber zu verzichten. Ein kurzer Power Nap oder ein spontanes Nickerchen sind hingegen in Ordnung.
Von einem langen Mittagsschlaf rät auch Schlafforscher Hans-Günter Weeß ab. Die optimale Zeitspanne des Nickerchens beziffert er als noch etwas kürzer: „Ein Mittagsschlaf von einer Dauer länger als 30 Minuten ist für Erwachsene nicht sinnvoll“, sagt er. Denn: „70 Prozent der Bevölkerung schläft sich dabei müde.“ Das funktioniert so: Wer länger als eine halbe Stunde schläft, gleitet in den sogenannten REM- oder Traumschlaf – und ist dann lust- und antriebslos, wenn er oder sie wieder aufwacht. „Bis man dann wieder in die Gänge kommt, dauert es sehr lange“, sagt Weeß.
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Hinzu kommt, dass durch das Nickerchen am Mittag Schlafdruck abgebaut wird. „Abends fällt das Einschlafen dann schwerer“, sagt Weeß. „Gerade Menschen mit Schlafstörungen brauchen den Schlafdruck aber, um abends zur Ruhe zu kommen.“ Wer solche Probleme nicht hat, kann sich natürlich auch mittags hinlegen. „Es gibt ein paar wenige Menschen, die das ohne negative Auswirkungen auf das nachfolgende Leistungsvermögen und das Einschlafen am Abend können“, sagt Weeß. „Das sind aber die, die ohnehin keinerlei Probleme mit dem Schlafen haben.“ Allen anderen rät er: Mittags am besten wach bleiben. Und wenn es doch ein Nickerchen sein muss, dann nicht länger als 20 Minuten und nicht nach 15 Uhr.
Anders ist die Regel nur bei Kindern, erklärt der Experte. Denn die lernen erst etwa mit dem Schuleintritt, ihr ganzes Schlafbedürfnis nachts und in einem Rutsch zu erfüllen. „Bis dahin ist der Mittags- oder Nachmittagsschlaf daher für sie noch sehr sinnvoll.“