2. Januar 2025, 16:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Vorstellung, dass man Krebszellen wieder in gesunde Zellen umwandeln kann, klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Doch genau das gelang jetzt koreanischen Forschern. Sie entwickelten eine Methode, mit der sich Krebszellen auf molekularer Ebene „neu programmieren“ lassen, um ihr unkontrolliertes Wachstum zu stoppen. Lässt sich damit Krebs in Zukunft ohne schwere Nebenwirkungen behandeln?
Krebserkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen. Allein in Deutschland gab es im Jahr 2023 rund 229.000 Sterbefälle aufgrund von Krebs.1 Damit ist Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen (348.300 Sterbefälle in 2023) die zweithäufigste Todesursache.2 Erschreckend ist auch die hohe Zahl der Neuerkrankungen. Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten wurden im Jahr 2022 493.200 Krebserkrankungen erstmalig diagnostiziert. Davon traten bei Männern rund 267.772 und bei Frauen 236.394 Erkrankungen auf. Die häufigsten Krebsarten betreffen die Brustdrüse (74.512), die Prostata (74.895), den Dickdarm (54.610) oder die Lunge (56.577). Diese Zahlen veranschaulichen, wie wichtig Fortschritte auf dem Gebiet der Krebstherapie sind. Nun gelang koreanischen Forschern ein Durchbruch: Sie konnten Krebszellen in gesunde Zellen umwandeln. Damit legten sie den Grundstein für reversible Krebstherapien.
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Übersicht
Krebszellen umwandeln, statt sie zu zerstören
In der Krebsforschung steht häufig der Kampf gegen Tumorzellen im Mittelpunkt. Hierbei versucht man, die Krebszellen durch Chemotherapie, Bestrahlung oder eine Immuntherapie zu zerstören. Eine neue Methode stellt diesen Ansatz jedoch auf den Kopf. Statt Krebszellen zu vernichten, wollen Forscher sie in gesunde Zellen umwandeln. Die bahnbrechende Technologie haben koreanische Forscher am „Korea Advanced Institute of Science and Technology“ (KAIST) entwickelt.3 Unter der Leitung von Professor Kwang-Hyun Cho von der Abteilung für Bio- und Gehirntechnik wurde eine Methode entwickelt, mit der Darmkrebs behandelt werden kann, indem Krebszellen in einen Zustand umgewandelt werden, der normalen Darmzellen ähnelt, ohne sie abzutöten. Dadurch können Nebenwirkungen vermieden werden.
Wie funktioniert die neue Krebstherapie?
Krebs entsteht, wenn Zellen unkontrolliert wachsen und sich teilen, meist durch genetische und epigenetische Veränderungen. Diese Veränderungen stören die Regulierung von Genen, die normalerweise das Zellwachstum kontrollieren. Die Forscher um Professor Kwang-Hyun Cho wollten die Krebszellen durch eine epigenetische Umprogrammierung wieder in einen „gesunden“ Zustand versetzen. Das Team untersuchte, wie gezielte Veränderungen in der epigenetischen Struktur dazu führen können, dass sich Zellen in einen regulierten Wachstumszustand zurückversetzen lassen. Das Ziel: Krebszellen in normale Zellen umwandeln. Dies wurde insbesondere mit Darmkrebszellen untersucht, da diese oft eine hohe Variabilität in ihrem genetischen und epigenetischen Profil aufweisen.
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Molekulare Hauptschalter können Krebszellen umwandeln
Das Forschungsteam konzentrierte sich auf die Beobachtung, dass sich normale Zellen während des Onkogeneseprozesses (also der Krebsentstehung) auf ihrem Differenzierungspfad zurückentwickeln. Auf Grundlage dieser Erkenntnis entwickelte das Team eine Technologie zur Erstellung eines digitalen Zwillings des Gennetzwerks, das mit dem Differenzierungsverlauf normaler Zellen verbunden ist.
Durch Simulationsanalysen identifizierten die Forscher systematisch sogenannte molekulare Hauptschalter, die die Differenzierung normaler Zellen einleiten. Als sie diese Hauptschalter auf Darmkrebszellen anwendeten, kehrten die Krebszellen in einen normalähnlichen Zustand zurück. Dieses Ergebnis wurde nicht nur auf molekularer und zellulare Ebene bestätigt, sondern auch in Tierstudien.
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Die Zellumwandlung könnte die Krebstherapie revolutionieren
Mit ihrem Forschungsergebnis haben die koreanischen Forscher bewiesen, dass die Umwandlung von Krebszellen in normale Zellen möglich ist. Zudem haben sie gleichzeitig eine Methode entwickelt, mit der ein digitaler Zwilling des Gennetzwerks von Krebszellen erstellt wird, um diese systematisch zu analysieren und umzuwandeln. „Die Tatsache, dass Krebszellen in normale Zellen zurückverwandelt werden können, ist ein erstaunliches Phänomen. Diese Studie beweist, dass eine solche Rückverwandlung systematisch herbeigeführt werden kann,“ sagte der Studienleiter Prof. Kwang-Hyun Cho in einer Pressemitteilung seines Forschungsinstituts.4 Laut ihm stehe nun der Weg offen für eine neue Art der reversiblen Krebstherapie, die sich nicht auf die Zerstörung, sondern das Umwandeln von Krebszellen fokussiert – und zwar nicht nur bei Darmkrebs, sondern auch bei anderen Krebsarten.