4. September 2019, 12:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In vermögenden Ländern sterben in der Altersgruppe bis 70 inzwischen mehr Menschen an Krebs als an Herz-Kreislauf-Erkrankungen – obwohl die Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten dort besonders weit verbreitet sind. Doch diese sind immer besser behandelbar.
Krebs ist Statistiken aus dem Jahr 2017 zufolge in reichen Ländern der Krankheits-Killer Nummer eins – und mit 26 Prozent die weltweit zweithäufigste Todesursache nach den Herzkrankheiten, die mehr als 40 Prozent ausmachen.
Den Forschern um Studienleiterin Gilles Dagenais zufolge, Professorin an der kanadischen Laval University, wird sich dies aber ändern: „Wahrscheinlich wird Krebs in wenigen Jahrzehnten die Haupttodesursache weltweit sein“, schreibt sie im medizinischen Fachjournal „The Lancet“.
160.000 Probanden zwischen 35 und 70 Jahren
Ein Grund dafür seien immer bessere Möglichkeiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkte vorzubeugen und zu behandeln. Dagenais und ihr Team haben über einen Zeitraum von durchschnittlich neun Jahren Daten von 160.000 Probanden zwischen 35 und 70 Jahren ausgewertet. Zwei daraus resultierende Studien wurden am Dienstag anlässlich des Europäischen Kardiologenkongresses (ESC) in Paris vorgestellt.
Unter den 21 Staaten, die in die Studie einflossen, waren sowohl solche mit hohen Einkommen (z.B. Schweden und Kanada) und mittleren Einkommen (u.a. Türkei und China) als auch arme Länder wie Indien und Tansania vertreten.
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Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen meist vermeidbar
Laut der Studie waren die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen zu 70 Prozent dem Lebensstil geschuldet – also vermeidbar: In reichen Ländern sind dies alte Bekannte wie ein erhöhter Cholesterinspiegel, Fettleibigkeit und Diabetes. Dass in diesen Ländern dennoch weniger Menschen daran sterben als an Krebs, liege am massiven Einsatz cholesterin- und blutdrucksenkender Medikamente in den letzten Jahrzehnten.
Zwar gebe es auch bei den Krebserkrankungen Fortschritte – man denke etwa an die Tabakpolitik –, doch andere Ansätze, das Risiko zu reduzieren (beispielsweise die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs) seien noch zu neu, um in den Statistiken schon Folgen zu spüren.
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Die Studien haben einen Schwachpunkt: Es fehle an Daten aus großen Teilen Asiens, West- und Nordafrikas sowie Australiens, schreiben die Forscher. Deutschland war nicht in die Untersuchung einbezogen.
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Wie sieht es in Deutschland aus?
Hierzulande nimmt die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwar ab, die Statistik führen sie dennoch nach wie vor an: Laut statistischem Bundesamt starben 2017 344.500 Menschen an den Folgen kardiovaskulärer Krankheiten; an Krebs 227.600. An dritter Stelle stehen mit 68.400 Todesfällen Krankheiten des Autoimmunsystems.