2. Januar 2025, 13:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alle Jahre wieder stellt sich zum Jahreswechsel die Frage: Wird meine Krankenkasse teurer? So manch einen hat vielleicht schon die unliebsame Benachrichtigung seiner Kasse erreicht, insbesondere Versicherte der TK dürften wenig glücklich sein. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke gibt einen Überblick, welche Beiträge Versicherte im kommenden Jahr erwarten – und erklärt, wann ein Wechsel sinnvoll sein kann.
Gesetzlich Versicherte müssen sich im kommenden Jahr auf höhere Zusatzbeiträge einstellen. Denn das Bundesgesundheitsministerium hat den durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,7 auf 2,5 Prozent angehoben. Während einige Krankenkassen moderate Anpassungen für den Zusatzbeitrag 2025 vornehmen, schnellen die Beiträge anderer Anbieter in die Höhe. Und das teils auf Beiträge über drei Prozent! Versicherte sollten allerdings nicht nur die Kosten, sondern auch die angebotenen Zusatzleistungen im Blick behalten. Der Wechsel zu einer günstigeren Krankenkasse ist glücklicherweise unkomplizierter geworden – und kann bares Geld sparen.
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Übersicht
Was die Beitragserhöhung für Versicherte bedeutet
Gesetzlich festgeschrieben ist ein allgemeiner Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens. Zusätzlich erheben die Krankenkassen einen individuellen Zusatzbeitrag, welcher abhängig von ihrem Finanzbedarf ist. Sprich, die durchschnittliche Anpassung von 1,7 auf 2,5 Prozent durch das Bundesgesundheitsministerium ist nur eine rechnerische Größe. In der Praxis weichen die Zusatzbeiträge stark voneinander ab.
Eine Beispielrechnung: Erhöht eine Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag um 0,8 Prozentpunkte, ergibt sich für Arbeitnehmer mit einem monatlichen Bruttogehalt von 3000 Euro ein Mehrbetrag von 12 Euro weniger netto – oder 144 Euro jährlich. Arbeitgeber, welche die Hälfte des Beitrags übernehmen, werden gleichermaßen belastet.
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AOK-Bundesverband ordnet die Lage ein »Trübe Aussichten
Warum steigen die Beiträge eigentlich so stark an? Dr. Kai Behrens, Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes ordnete für FITBOOK die aktuelle Lage ein. „Zum Jahreswechsel müssen Beitragszahler und Arbeitgeber mit zum Teil kräftigen Beitragssatzerhöhungen rechnen: Der durchschnittlich berechnete Zusatzbeitrag klettert um 0,8 Prozentpunkte auf einen historischen Höchststand von 2,5 Prozent. Und wie die unterjährigen Anhebungen oder nun bereits erfolgten kassenindividuellen Beitragssatzfestlegungen einiger Kassen zeigen, werden 0,8 oft nicht ausreichen.“ Weiter erklärt Behrens: „Das liegt vor allem daran, dass die Politik in den letzten Jahren die Kassenrücklagen abgeschmolzen und immer mehr Instrumente zur Ausgabensteuerung abgeschafft hat, während gleichzeitig die Entwicklung der Ausgaben steil nach oben zeigt.“
Allerdings zeigt sich in naher Zukunft wohl keine Besserung. „Insgesamt sind die Finanzaussichten der gesetzlichen Krankenversicherung für 2025 trübe. Das hat bereits das Defizit von 3,7 Milliarden Euro zum 3. Quartal 2024 deutlich gemacht.“ Behrens hat jedoch konkrete Vorstellungen, wie man diese Misere verbessern könne. „Vor diesem Hintergrund gehört die Sanierung der GKV-Finanzen ins Sofortprogramm einer neuen Regierung. Der Bund muss endlich Finanzverantwortung zeigen und alle versicherungsfremden Leistungen, die heute noch der GKV aufgehalst werden, endlich vollständig übernehmen. Das hätte dauerhafte Entlastungseffekte für die Beitragszahlenden und würde auch den Unternehmen zugutekommen. Wir benötigen außerdem Strukturreformen, die einen effizienten und qualitätsgesteuerten Einsatz der GKV-Ausgaben für 2025 in Höhe von voraussichtlich rund 340 Milliarden Euro sicherstellen. Ambulantisierung und Patientensteuerung sind hier die Zauberworte.“
Zusatzbeiträge der Krankenkassen teils enorm erhöht
Rosig sieht es bei keinem Zusatzbeitrag der Krankenkassen für 2025 aus. Teilweise erhöhten sie die Beiträge bereits in der zweiten Hälfte von 2024. Besonders stark betroffen sind Versicherte der Knappschaft (4,4 Prozent, zuvor 2,7 Prozent), der Techniker (2,45 Prozent, zuvor 1,2 Prozent) und der DAK-Gesundheit (2,5 %, zuvor 1,7 %). Ebenso machen die Beiträge der AOK teils enorme Sprünge. Während es sich bspw. bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland „nur“ um eine Erhöhung von 0,67 Prozentpunkten handelt, sind es bei der AOK Niedersachsen satte 1,2 Prozentpunkte mehr. Auch die IKK Südwest verdoppelt nahezu ihren Zusatzbeitrag auf 3,25 Prozent (zuvor 1,65 Prozent).1
Im Mittelfeld der Erhöhungen liegen unter anderem die AOK Nordwest mit 2,79 Prozent (vorher 1,89 Prozent) und die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) mit 2,9 Prozent (vorher 1,7 Prozent). Andere Kassen, wie die BKK exklusiv (2,39 Prozent, vorher 1,99 Prozent), verzeichnen ebenfalls Anstiege.
Tabelle: Übersicht der Zusatzbeiträge
Krankenkasse | Zusatzbeitrag 2024 | Zusatzbeitrag 2025 |
---|---|---|
AOK Baden-Württemberg | 1,6 % | 2,6 % |
AOK Bayern | 1,58 % | 2,69 % |
AOK Bremen/Bremerhafen | 1,38 % | 2,49 % |
AOK Hessen | 1,6 % | 2,49 % |
AOK Niedersachsen | 1,5 % | 2,7 % |
AOK Nordwest | 1,89 % | 2,79 % |
AOK Plus | 1,8 % | 3,1 % |
AOK Rheinland-Pfalz/Saarland | 1,8 % | 2,47 % |
AOK Rheinland/Hamburg | 2,2 % | 2,99 % |
AOK Sachsen-Anhalt | 1,3 % | 2,5 % |
Audi BKK | 1,0 % | 2,4 % |
Bahn-BKK | 2,2 % (ab November 3,4 %) | 3,4 % |
Barmer | 2,19 % | 3,29 % |
Bergische Krankenkasse | 1,99 % | 2,95 % |
Bertelsmann BKK | 1,4 % (ab November 2,5 %) | 2,5 % |
Betriebskrankenkasse PricewaterhouseCoopers | 1,48 % | 2,08 % |
BIG direkt gesund | 1,65 % | 3,39 % |
BKK24 | 2,55 % (ab Oktober 3,25 %) | 3,25 % |
BKK Akzo Nobel Bayern | 1,65 % | 3,89 % |
BKK B. Braun Aesculap | 1,75 % | 2,95 % |
BKK Deutsche Bank | 1,9 % | 3,4 % |
BKK Diakonie | 1,8 % (ab Juli 2,69 %) | 3,4 % |
BKK DürkoppAdler | 1,55 % (ab September 2,55 %) | 3,88 % |
BKK EUREGIO | 1,25 % (ab Juni 1,79 %) | 3,39 % |
BKK EVM | 1,3 % | 2,5 % |
BKK EWE | 0,9 % | 1,98 % |
BKK exklusiv | 1,99 % | 2,39 % |
BKK Faber-Castell & Partner | 1,1 % | 2,18 % |
BKK firmus | 0,9 % | 1,84 % |
BKK Freudenberg | 1,5 % | 2,49 % |
BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER | 1,99 % (ab November 3,4 %) | 3,4 % |
BKK Groz-Beckert | 0,7 % | 2,5 % |
BKK Herkules | 1,09 % (ab November 2,39 %) | 3,48 % |
BKK Karl Mayer | 2,3 % | 2,9 % |
BKK Linde | 1,5 % | 2,5 % |
BKK melitta HMR | 1,6 % | 3,5 % |
BKK PFAFF | 1,4 % (ab Juli 1,8 %) | 2,78 % |
BKK Pfalz | 2,38 % (ab November 3,9 %) | 3,9 % |
BKK ProVita | 1,49 % | 2,98 % |
BKK Public | 1,2 % | 2,3 % |
BKK Scheufelen | 1,85 % (ab Oktober 2,75 %) | 2,75 % |
BKK Schwarzwald-Baar-Heuberg (SBH) | 1,29 % | 2,44 % |
BKK Technoform | 1,5 % | 2,49 % |
BKK VDN | 1,69 % (ab November 3,19 %) | 3,19 % |
BKK VerbundPlus | 1,35 % (ab August 1,55 %) | 2,85 % |
BKK Werra-Meissner | 1,8 % | 3,39 % |
BKK Wirtschaft und Finanzen | 2,99 % | 3,99 % |
BKK ZF & Partner | 1,69 % (ab Juni 2,1 %) | 3,4 % |
BMW BKK | 1,3 % | 2,9 % |
BOSCH BKK | 1,5 % | 2,68 % |
DAK-Gesundheit | 1,7 % | 2,8 % |
Debeka BKK | 1,69 % | 3,25 % |
energie-Betriebskrankenkasse | 1,59 % | 2,89 % |
Handelskrankenkasse (hkk) | 0,98 % | 2,19 % |
Heimat Krankenkasse | 1,84 % (ab Oktober 2,5 %) | 3,1 % |
HEK-Hanseatische Krankenkasse | 1,3 % | 2,5 % |
IKK – Die Innovationskasse | 2,3 % (ab Oktober 3,1 %) | 3,1 % |
IKK Brandenburg und Berlin | 1,99 % | 3,1 % |
IKK classic | 2,19 % | 3,40 % |
IKK gesund plus | 1,49 % (ab Oktober 2,39 %) | 3,39 % |
IKK Südwest | 1,65 % | 3,25 % |
Kaufmännische Krankenkasse (KKH) | 3,28 % | 3,78 % |
Knappschaft | 2,7 % | 4,4 % |
mkk - meine Krankenkasse | 2,5 % | 3,5 % |
Mobil Krankenkasse | 1,49 % | 3,89 % |
Novitas BKK | 1,7 % | 2,98 % |
pronova BKK | 1,8 % (ab August 2,4 %) | 3,2 % |
R + V Betriebskrankenkasse | 1,4 % | 2,96 % |
Salus BKK | 1,59 % | 2,99 % |
SECURVITA Krankenkasse | 2,2 % | 3,2 % |
Siemens Betriebskasse | 1,7 % | 2,9 % |
SKD BKK | 1,49 % | 2,48 % |
Techniker Krankenkasse (TK) | 1,2 % | 2,45 % |
TUI BKK | 1,5 % | 2,5 % |
VIACTIV Krankenkasse | 1,99 % (ab November 3,27 %) | 3,27 % |
vivida bkk | 1,7 % (ab Juli 2,49 %) | 3,79 % |
WMF BKK | 1,6 % | 2,45 % |
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Sollte ich lieber die Krankenkasse wechseln?
Versicherte haben bei Beitragserhöhungen die Möglichkeit, ihr Sonderkündigungsrecht zu nutzen. Und zwar bis zum Ende des Monats, in welchem der neue Zusatzbeitragssatz in Kraft tritt. Ein Wechsel ist inzwischen glücklicherweise unkompliziert, da die neue Krankenkasse die Kündigung bei der bisherigen Versicherung übernimmt. Zumindest unter der Voraussetzung, dass der Versicherte zuvor gesetzlich versichert war. Der Wechsel ist unabhängig von Alter, Vorerkrankungen oder laufenden Behandlungen möglich.
Beim Vergleich von Krankenkassen sollte nicht nur der Zusatzbeitrag berücksichtigt werden. Viele Anbieter bieten attraktive Zusatzleistungen wie Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen oder Präventionsprogramme. Je nach persönlicher Lebenssituation können diese einen Mehrwert geben und ein Pro-Argument sein, doch bei der teureren Option zu bleiben.