23. Juli 2022, 17:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer gerne im See oder im Meer schwimmen geht, der kennt diese Angst: Was, wenn ich weit weg vom Ufer bin und einen Krampf bekomme? FITBOOK hat einen Experten von der DLRG gefragt, wie man einen Krampf vermeidet und was man im Notfall am besten tun sollte, um den Krampf zu lösen.
Laut Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) sind im vergangenen Jahr 299 Menschen durch Ertrinken ums Leben gekommen, wie das Dateninstitut „Statista“ berichtet.1 Ob Krämpfe bei den Opfern zu den Ursachen zählten, wird zwar aus den Zahlen nicht klar. Dennoch ist es eine Urangst von vielen Schwimmern, dass man insbesondere von einem Krampf in der Wade, aber auch im Oberschenkel oder in den Fingern fernab des Ufers erwischt wird. Wie vermeidet man einen Krampf beim Schwimmen und was ist im Notfall zu tun? FITBOOK hat dazu Martin Holzhause, Presseleiter der DLRG, befragt.
Übersicht
Was passiert eigentlich bei einem Muskelkrampf?
Kommt es zu einer plötzlich einsetzenden, unbeabsichtigten und meist schmerzhaften Anspannung eines Muskels oder einer Muskelgruppe, spricht man von einem Muskelkrampf.2 Meist treten solche Krämpfe während oder nach einer großen körperlichen Anstrengung auf, wie zum Beispiel sportlichen Aktivitäten. Diese Muskelkrämpfe sind zwar „gutartig“ und liefern keinen Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung, dennoch können sie insbesondere beim Schwimmen eine gefährliche Situation auslösen. Wer kein geübter Schwimmer ist und einen Krampf in Wade, Oberschenkel oder Fuß erleidet, wird Probleme haben, sich über Wasser zu halten. Zudem kann Hilflosigkeit in solch einer Situation zu Panik führen. Umso wichtiger ist es, in erster Linie Ruhe zu bewahren, wie Martin Holzhause von der DLRG erklärt. Denn normalerweise legt sich ein Krampf nach ein paar Sekunden und spätestens nach ein paar Minuten.
Überanstrengung und kaltes Wasser sind besondere Risikofaktoren bei Schwimmern, die zu Krämpfen führen.
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Wie verhalte ich mich bei einem Krampf beim Schwimmen?
„Wenn ein Krampf verspürt wird, sollte der Schwimmer Ruhe bewahren und versuchen, zum Ufer zu schwimmen“, empfiehlt DLRG-Presseleiter Martin Holzhause. Gelinge dies nicht, so könne der Krampf auch im Wasser durch Dehnung des Muskels gelöst werden. Ein Muskelkrampf kann übrigens wenige Sekunden, in seltenen Fällen aber auch ein paar Minuten dauern. „Spannung und Entspannung werden abwechselnd wiederholt, bis sich der Krampf löst und der Schmerz nachlässt“, erklärt Martin Holzhause. Zudem gibt der Experte folgende Ratschläge zum Lösen verschiedener Krämpfe, die beim Schwimmen auftreten:
- Wadenkrampf: Man sollte sich in Rückenlage begeben, die Fußspitze des betroffenen Beins anfassen und sie zum Körper ziehen. Die freie Hand drückt knapp oberhalb der Kniescheibe auf den Oberschenkel, damit das Bein gestreckt wird.
- Oberschenkelkrampf: Man sollte sich in Rückenlage begeben, den Unterschenkel am Fußgelenk anfassen und ihn gegen den Oberschenkel drücken.
- Fingerkrampf: Die Finger sollten abwechselnd zur Faust geschlossen und ruckartig gestreckt werden.
Der Experte empfiehlt nach Lösung des Krampfes sofort das Wasser zu verlassen, da der Krampf erneut auftreten kann. An Land könne man den verkrampften Muskel massieren, damit er erwärmt und gut durchblutet wird. Zudem warnt Holzhause: „Am gleichen Tag sollte nicht mehr geschwommen werden!“
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Wie vermeide ich einen Krampf im Wasser?
Wer sich gesund ernährt, hat normalerweise kein Problem mit Krämpfen, so der Experte. Andernfalls könne ein Mangel an Magnesium zu Krämpfen führen. „Bei einer ausgewogenen Ernährung sollte der nicht vorkommen. Besonders magnesiumhaltig sind zum Beispiel Nüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Kakao, Sesam sowie Leinsamen“, erklärt Holzhause. Auch eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Natriumchlorid (Kochsalz) schützen vor Krämpfen.
Doch es kommt nicht nur auf eine gesunde Ernährung an. „Gerade im Wasser sollte man eine Überbeanspruchung der Muskulatur vermeiden“, empfiehlt der DLRG-Sprecher. Wer sich also alleine auf einen See oder ein Meer begibt, sollte nicht an die persönliche Leistungsgrenze gehen, sondern die Muskeln und die Kraft schonen.
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Zudem können niedrige Wassertemperaturen einen Krampf begünstigen, da sie die Muskulatur auskühlen. So ist es ebenfalls ratsam, in nicht zu kalten Gewässern alleine zu schwimmen. In jedem Fall sollte man beim Schwimmen im Freiwasser immer eine aufblasbare Schwimmboje (Sicherheitsboje) dabei haben. Am Körper mit einem Gürtel befestigt ermöglicht sie, sich im Notfall festzuhalten und auf dem Wasser auszuruhen.
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Quellen
- 1. Statista: Anzahl der Todesfälle durch Ertrinken in Deutschland von 1998 bis 2021 (aufgerufen am 19.7.2022)
- 2. MSD Manual: Muskelkrämpfe (aufgerufen am 19.7.2022)
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG): Selbstrettung bei Krämpfen (aufgerufen am 19.7.2022)