5. Juni 2023, 17:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei wem es juckt und kratzt, der sollte nur hoffen, dass es sich nicht um die Krätze handelt. Die verantwortlichen Milben sind nämlich nur mit großem Aufwand wieder loszuwerden – und offenbar auf dem Vormarsch.
Über die Krätze wird gelegentlich gewitzelt, sobald sich jemand des Öfteren kratzen muss. Zum Lachen ist die Infektion aber nicht. Denn nicht nur der juckende Ausschlag ist enorm nervig, sondern auch der Aufwand, um die verantwortlichen Milben wieder loszuwerden. Landesweit wurden vereinzelt mehr Fälle bekannt, vor allem in großen Einrichtungen. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der ansteckenden Hautkrankheit.
Übersicht
Was ist Krätze?
Krätze (von Fachleuten Skabies genannt) ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch eine Milbe namens Sarcoptes scabiei verursacht wird. Die winzigen Spinnentiere vermehren sich auf der Hautoberfläche graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein, um Einer zu legen, was einen Ausschlag auslöst.
Wie erkennt man die Hautkrankheit?
Die winzigen Spinnentiere verursachen Brennen, Juckreiz, stecknadelgroße Bläschen, gerötete Knötchen oder Pusteln vor allem zwischen Fingern und Zehen, in Ellenbogen oder Achselhöhlen oder im Genitalbereich. Die Übertragung von Skabies-Milben erfordert laut Robert Koch-Institut meist längeren direkten Hautkontakt.
Symptome von Krätze
Nach dem Erstkontakt mit Milben kann es zwei bis fünf Wochen dauern, bis Symptome auftreten.2 Bei Menschen, die schon einmal an Krätze erkrankt sind, treten die Symptome oft schon ein bis vier Tage nach der Exposition.3 Zu den charakteristischen Symptomen der Krätze gehören wie erwähnt ein Ausschlag und starker Juckreiz, der vor allem nachts schlimmer wird.
Typische Symptome von Krätze
- feine, dunkle und unregelmäßige Linien
- kleine Bisse (können als winzige, verfärbte Linien erscheinen)
- Nesselsucht
- Beulen unter der Haut
- stecknadelgroße Bläschen
- gerötete Pusteln
Häufige Stellen für Krätze bei älteren Kindern und Erwachsenen
- Handgelenk
- Ellbogen
- Knöchel
- Achselhöhle
- Brustwarzen
- Genitalien
- Bereich zwischen den Fingern
Häufige Stellen für Krätze bei Babys und Kleinkindern
Krätze bei Babys und Kleinkindern (und manchmal bei sehr alten oder immungeschwächten Menschen) kann sich wiederum an folgenden Stellen zeigen:
- Kopf
- Gesicht
- Hand- und Fußflächen
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Mögliche Ursachen von Krätze
Das Fiese an der Krätze ist, dass sie hoch ansteckend ist: Skabiesmilben verbreiten sich von Mensch zu Mensch – vor allem bei Hautkontakt von fünf bis zehn Minuten, wie beim Spielen, Kuscheln oder Schlafen. Aber auch die gemeinsame Nutzung von Kleidung oder Bettzeug kann zu einer Übertragung führen. Krätze breitet sich deshalb oft in der Familie, im Kindergarten, in der Schule oder im Pflegeheim schnell aus, sodass meist auch zur Behandlung der gesamten Familie oder aller engen Kontaktpersonen geraten wird.1
Deutet Krätze auf mangelnde Körperpflege hin?
Da Krätze-Symptome erst nach Wochen auftreten, sind Betroffene eventuell schon ansteckend, ohne dass sie vom Befall wissen. Für Ärzte ist die Krätze wegen vieler Erscheinungsformen schwer zu diagnostizieren. Auch ist das Thema mit Scham behaftet. Zu Unrecht, sagt der Biberacher Amtsleiter und Mediziner Unger, der betont: „Eine Krätze-Erkrankung weist nicht auf mangelnde Körperpflege oder Hygienemängel hin.“ Betroffene dürften nicht stigmatisiert werden. Eine Verheimlichung der Erkrankung behindere ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Ausbreitung der Krätzemilbe.
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Wie häufig kommt der Befall vor?
Das weiß man nicht genau. Nach Angaben des baden-württembergischen Sozialministeriums gibt es keine Meldepflicht. Nur wenn die Krankheit in Gemeinschaftseinrichtungen ausbricht, muss das Gesundheitsamt benachrichtigt werden. Das gilt laut Landkreistag etwa für Kitas, Pflegeheime, Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünfte und Gefängnisse. Auch Infektionen nach einer medizinischen Maßnahme in Kliniken müssen gemeldet werden.
Manche wähnten die Krätze längst ausgerottet. Doch laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren im Jahr 2018 rund 300 Millionen Menschen an Krätze erkrankt. Zu einem großen Problem wurde die Krankheit zuletzt in der Südosttürkei, wo Menschen nach der Erdbebenkatastrophe auf engstem Raum zusammenleben mussten.
Ist Krätze wieder im Kommen?
Nach Einschätzung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) dürften Corona-Kontaktbeschränkungen kurzfristig für weniger Krätze-Fälle gesorgt haben. „Fachleute beobachten jetzt jedoch, dass die Krätze weiter auf dem Vormarsch ist“, heißt es auf der Verbandsseite. Laut RKI zeigt die Auswertung von Abrechnungsdaten niedergelassener Ärzte, dass seit 2009 die Skabies-Diagnosen etwa um einen Faktor 9 zugenommen haben. 2018 wurde demnach bundesweit eine Gesamtzahl von über 380.000 erreicht. Wie die Zunahme im langjährigen Vergleich zu bewerten ist, sei unklar. „Die lokale Häufigkeit der Skabies unterliegt laut mehreren Autoren langjährigen Zyklen, deren Ursachen jedoch unklar sind.“
Einen starken Anstieg von Krätze-Erkrankungen beobachtet aktuell das Kreisgesundheitsamt Biberach (Baden-Württemberg). Dort wurden in diesem Jahr aus Gemeinschaftseinrichtungen 49 Fälle bekannt. Im gesamten vergangenen Jahr waren es in der Region 15 Fälle. „Wir gehen davon aus, dass wir aktuell nur die Spitze des Eisbergs sehen“, sagt Amtsleiter Claus Unger. Mit 169 Fällen in diesem Jahr gab es auch Zunahmen in Einrichtungen im Bereich des Gesundheitsamtes Karlsruhe. Bis zum 1. Juni wurden dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg für dieses Jahr 137 Skabies-Fälle aus 11 Stadt- und Landkreisen übermittelt, im gesamten vergangenen Jahr waren es 235 Fälle in 9 Stadt- und Landkreisen. Das Gesundheitsministerium weist aber auf den nicht repräsentativen Charakter der Aufzählung hin.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Obwohl Krätze lästig sein kann, lässt sich die Infektion mit Salben und Tabletten gut behandeln. Die Behandlung besteht häufig aus Medikamenten, die die Milben und ihre Eier abtöten. Außerdem gibt es sogenannte Skabizide, die als Cremes, Sprays oder Salben auf der Haut aufgetragen werden können. Manchmal werden auch Tabletten verschrieben. Da ständiges Kratzen an der infizierten Stelle Wunden verursachen kann, die sich infizieren, kommt es in manchen Fällen auch zur Behandlung mit Antibiotika gegen die Hautinfektion.
Wie kann man den Haushalt von Milben befreien?
Außerhalb des Wirtes können Milben noch für etwa zwei Tage in Kleidung oder Bettwäsche überleben. Im Zweifel sollten langärmlige Kleidung und Einmalhandschuhe getragen werden. Textilien sind bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen, Gegenstände mit längerem Körperkontakt wie Schuhe oder Plüschtiere für mindestens drei Tage bei über 21 Grad Celsius in verschlossenen Plastiksäcken lagern. Polstermöbel kann man wiederum mit dem Staubsauger reinigen oder für mindestens zwei Tage nicht nutzen. Definitiv gilt: sich der Beseitigung lieber gleich vernünftig widmen, als sich immer wieder mit den kleinen Monstern rumschlagen zu müssen. Bei Symptomen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht und enger Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden.
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Mit Material von dpa
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Quellen
- 1. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Krätze (Skabies). (aufgerufen am 23.09.2022)
- 2. Gilson R.L., Crane J.S. (2022). Scabies. Statpearls.
- 3. Centers of Disease Control and Prevention. (2020) Scabies Frequently Asked Questions (aufgerufen am 23.09.2022)