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13. Februar 2025, 16:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dass Joghurt aufgrund seiner probiotischen Eigenschaften vorteilhaft für die Verdauung sein kann, ist bekannt. Nun untersuchten Wissenschaftler, ob der regelmäßige Verzehr auch das Risiko für besondere Formen von Darmkrebs senken könnte. Im Fokus der Studie stand die Frage, welche Rolle dabei eine intakte Darmbarriere spielt.
Die Rolle des Darmmikrobioms, also der Bakteriengemeinschaft im Darm, für die allgemeine Gesundheit ist zunehmend Gegenstand der Forschung. Zahlreiche Studien zeigen, dass eine gesunde Darmflora entzündliche Prozesse hemmen kann und allgemein positive Effekte hat. Ein Forscherteam um den Harvard-Professor Shuji Ogino untersuchte nun, ob langfristiger Konsum von Joghurt das Risiko für Darmkrebs senken könnte.1
Besonderes Augenmerk legten die Forscher dabei auf die Darmbarriere. Wenn sie intakt ist, wird die Darmschleimhaut vor schädlichen Substanzen und Entzündungen geschützt. Das Vorhandensein bestimmter Bakterien, wie etwa Bifidobacterien, gilt als Hinweis auf eine gut funktionierende Darmbarriere. Die Studie zeigt, dass das Risiko für Darmkrebs hauptsächlich dann niedriger ist, wenn diese Bakterien im Darm vorhanden sind – und dass dies auch einen Einfluss darauf hat, inwieweit der Verzehr von Joghurt seine Schutzwirkung entfalten kann.
Übersicht
Was genau untersucht wurde
Die Studie untersuchte, ob regelmäßiger Verzehr von Joghurt das Risiko für Darmkrebs verringern kann – und ob dieser Effekt davon abhängt, wie intakt die Darmbarriere ist. Die Forscher teilten für ihre Beurteilung des Risikos die Tumoren in zwei Gruppen ein:
- Tumoren, die mit einer stabileren Darmbarriere in Verbindung standen
- Tumoren, die mit einer geschwächten Darmbarriere in Verbindung standen
Das Team um Ogino, Leiter des Programms für Molekulare Pathologische Epidemiologie am Brigham and Women’s Hospital und Professor der American Cancer Society, vermutete, dass eine intakte Darmbarriere den Darm besser vor Entzündungen schützt. Ist diese Barriere geschwächt, können schädliche Substanzen leichter eindringen und möglicherweise die Tumorbildung begünstigen. Die Studie zeigte einen besonders starken Zusammenhang bei Proximaldarmkrebs auf – also Tumoren im oberen Abschnitt des Dickdarms.
Wie die Forscher vorgegangen sind
Die Studie basierte auf Daten von 132.056 Teilnehmern aus zwei großen Kohortenstudien – der „Nurses’ Health Study“ und der „Health Professionals Follow-up Study“. Dabei wurden große Gruppen von Menschen über viele Jahre hinweg begleitet. Untersucht wurde der Einfluss von Lebensstilfaktoren auf das Erkrankungsrisiko.
Insgesamt dokumentierte man in diesem Rahmen 3079 neue Darmkrebsfälle. Bei 1121 Tumoren wurde untersucht, ob die Darmbarriere stabil oder geschwächt war. Die Forscher berücksichtigten dabei eine Vielzahl von Faktoren, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse nicht durch andere Einflüsse verfälscht wurden, etwa BMI (Body-Mass-Index), Rauchen, körperliche Aktivität und Alkoholkonsum.
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Der Einfluss von Joghurt auf das Darmkrebsrisiko – das Ergebnis der Studie
Die Forscher stellten fest, dass der langfristige Verzehr von Joghurt das Risiko für bestimmte Formen von Darmkrebs unterschiedlich beeinflusst – abhängig vom Zustand der Darmbarriere:
- Bei Personen mit einer stabileren Darmbarriere war das Risiko um etwa 20 Prozent geringer, wenn sie mindestens zwei Portionen Joghurt pro Woche konsumierten.
- Bei einer geschwächten Darmbarriere zeigte sich hingegen kein schützender Zusammenhang.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gesunde Darmbarriere ein wichtiger Faktor sein könnte, der einen Einfluss auf die schützende Wirkung von Joghurt hat.
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Was die Forscher zu ihrer Studie sagen
Von FITBOOK danach gefragt, welche Bedeutung die Ergebnisse haben, sagt Prof. Shuji Ogino: „Die meisten bisherigen und laufenden Studien auf diesem Gebiet konzentrieren sich auf die Analyse des Mikrobioms in Stuhlproben. Unsere seltenen Erkenntnisse über Bakterien im Tumorgewebe könnten einzigartige Hinweise für ein besseres Verständnis der Rolle des Darmmikrobioms für die Gesundheit und Krebs liefern.“
Auch könnten Ernährungsempfehlungen in Zukunft gezielt angepasst werden. Die Mikrobiomanalyse könnte helfen, Personen zu identifizieren, die besonders von einer individuell abgestimmten Ernährung profitieren würden – etwa durch einen erhöhten Joghurtkonsum. „Dann werden wir wahrscheinlich auch genauer wissen, welche Probiotika sinnvoll sind“, so Ogino.
Bei der Art von Joghurt empfiehlt er: „Angesichts der negativen gesundheitlichen Auswirkungen von zugesetztem Zucker, Maissirup etc. ist es wahrscheinlich besser, naturbelassenen oder probiotischen Joghurt ohne Süßstoffe zu konsumieren.“
Dass nicht nur Joghurt wichtig für die Darmgesundheit ist, bestätigt Ogino ebenfalls: „Allgemein legen Beweise nahe, dass gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte förderlich für ein gesundes Mikrobiom sind.“
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Die Ergebnisse zeigen, dass eine gesunde Ernährung mit Joghurt und anderen probiotischen Lebensmitteln besonders bei Menschen mit intakter Darmbarriere sinnvoll sein kann, um das Risiko für bestimmte Formen von Darmkrebs zu senken.
Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass der Joghurtkonsum von den Studienteilnehmern selbst berichtet wurde, was zu Ungenauigkeiten führen kann. Zudem war die Studienpopulation überwiegend weiß und aus dem Gesundheitsbereich, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse einschränken könnte.
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Fazit
Langfristiger Joghurtverzehr könnte das Risiko für bestimmte Formen von Darmkrebs senken, vor allem wenn die Darmbarriere intakt ist. Dies unterstreicht die Bedeutung einer gesunden Ernährung und einer stabilen Darmflora. Weitere Forschung ist nötig, um diese Zusammenhänge besser zu verstehen und konkrete Empfehlungen abzuleiten.