24. April 2019, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein internationales Forscherteam ist der molekularen Ebene des Alterns auf den Grund gegangen – und fündig geworden. Es scheint geklärt, welche Aminosäure den Alterungsprozess maßgeblich beeinflusst. Aber was kann uns das konkret bringen? FITBOOK stellt die Studienergebnisse vor und hat darüber auch mit einem Experten gesprochen.
Möglichst lange gesund bleiben – das will wahrscheinlich jeder. Mit welchen Mitteln das gelingt, ist entsprechend längst eine Frage, die auch die Wissenschaft beschäftigt. Hier gibt es in puncto Bewegung und Ernährungsgewohnheiten schon einige Erkenntnisse. Noch effektiver wäre es, wenn man die Effekte, die beispielsweise bestimmte Lebensmittel im Organismus auslösen, mit einem Medikament nachahmen könnte. Und diesem Ziel ist ein internationales Forscherteam (u.a. von der Universität Kopenhagen und der Universität Greifswald) nun einen großen Schritt näher gekommen.

Die Forscher wussten, dass Stoffwechsel- und Herzerkrankungen, Krebs und Hirnveränderungen mit Veränderungen der Lysine einhergehen. So ist es in einer Pressemitteilung der Uni Greifswald nachzulesen. Bei Lysin handelt es sich um eine bestimmte Aminosäure, die durch die Nahrung aufgenommen und vom Organismus als Proteinbaustein in verschiedensten Zellen des Körpers verwendet wird. Mit Fortschreiten einer Erkrankung modifizieren sich die Proteine immer weiter, bis sie kaum noch funktionieren. Dadurch verschlimmert sich die Krankheit. Im Groben war das Problem bereits bekannt, auf das man theoretisch therapeutisch einwirken könnte. Bis jetzt hatte aber das detailliertere Wissen gefehlt.
Zellveränderungen sind jetzt genau messbar
„Bisher war es nicht möglich, die Mengen dieser Modifikation an den Lysinen in allen Proteinen einer Zelle exakt zu bestimmen“, erklärt dazu Prof. Dr. Michael Lammers vom Institut für Biochemie der Universität Greifswald. „Dieses ist aber notwendig, um diejenigen Stellen zu finden, die von hoher physiologischer Relevanz sind und die bei Erkrankungen verändert sind.“
Gemeinsam soll das dem Team jetzt gelungen sein. Die Forscher wollen eine Methode entwickelt haben, bestimmte Punkte (mithilfe synthetisch-biologisch hergestellter Proteine) in den Zellen zu finden, die für einen etwaigen Krankheitsverlauf – und somit auch für einen erfolgsversprechenden therapeutischen Ansatz – relevant sind. Details zu der Studie wurden im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht. „Wir werden jetzt in der Lage sein, gezielter Proteine zu finden, die für einen therapeutischen Ansatz vielversprechend sind“, schließt Prof. Lammers. Ob das bedeuten kann, dass sich die Gesetze der Natur umkehren lassen – und hier vielleicht das Geheimnis steckt, sehr alt werden zu können?

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„Ja, aber das ist Grundlagenforschung“, sagt dazu Dr. med. Matthias Riedl auf FITBOOK-Nachfrage. Der Ernährungsmediziner und Internist ist zuversichtlich, dass die aktuelle Untersuchung für die Zukunft einen therapeutischen Ansatz auf den Weg bringen kann, da sie auf jeden Fall eine gute Basis für weiterführende Studien darstellt. Heißt: Es sei also denkbar, dass man irgendwann den Effekt, den eine gesunde Ernährung im Körper bewirkt, auch mit einer Pille erzielen wird.
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Dem Experten zufolge liegen zwischen einer Grundlagenforschung und tatsächlichen Interventionsmöglichkeiten im Schnitt etwa zehn bis 15 Jahre. So dürfte es also auch in diesem Fall sein. „So lange bleibt uns nichts weiter übrig, als die bekannten Mechanismen der Altersminimierung zu nutzen“, so Dr. Riedl, „also zu leben wie in den ‚Blue Zones‘“. Die sogenannten Blauen Zonen sind Regionen wie beispielsweise Okinawa in Japan oder Sardinien in Italien, deren Bewohner überdurchschnittlich alt werden. Das soll am Klima, aber auch am ortstypischen Lebensstil liegen.

Dr. Riedl betont die Wichtigkeit einer „artgerechten“ Ernährung und Bewegung, auch jenseits der „Blue Zones“, „aber das fällt in unserer Umwelt leider sehr schwer, nicht zuletzt, weil die klare Orientierung fehlt.“ Dafür gibt es aber Abhilfe – und zwar HIER.