15. Dezember 2024, 16:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit der Corona-Pandemie, in der Selbsttest zur Gewohnheit wurden, wollen viele es genau wissen: Welcher Erreger beschert einem gerade Halsweh, Husten, Fieber und Co.? Diese Frage sollen Kombi-Tests für zu Hause beantworten können.
Eine Situation, an die sich wohl viele noch erinnern dürften: Ein Tupfer wird sich in die Nase oder den Mund geführt, dann in ein Röhrchen mit Flüssigkeit gesteckt und anschließend kommen ein paar Tropfen davon auf die Testkassette. Nach einigen Warteminuten steht dann fest: Hat man Corona oder etwa nicht? Diese einfachen Selbsttests gibt es weiterhin zu kaufen – und sogar in Kombi-Varianten. So kann man sich nicht nur auf Corona selbst testen, sondern auch auf Influenza oder RSV (Respiratorische Synzytial-Virus). Für wen sind aber diese Kombi-Selbsttests, die über alle drei Erreger Auskunft geben, sinnvoll?
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Übersicht
Hilfreiche Information für Risikopatienten
Laut Prof. Leif Erik Sander, Direktor der Infektiologie der Berliner Charité, können Kombi-Selbsttests besonders für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, durchaus sinnvoll sein. Denn sowohl gegen Influenza als auch gegen Corona gibt es antivirale Medikamente, die für Risikopatientinnen und -patienten die Wahrscheinlichkeit verringern können, dass es überhaupt zu schweren Verläufen kommt.
Je früher man von der Infektion weiß und mit einem Arzt bespricht, ob diese Medikamente sinnvoll sind, desto besser ist das. Denn es läuft die Zeit. „Je schneller die antivirale Therapie beginnt, desto besser“, erklärt Prof. Sander der dpa. Das Medikament Paxlovid etwa, das schwere Coronaverläufe verhindern kann, sollte innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn eingenommen werden.
Und auch davon abgesehen: Wer Symptome zeigt, sollte sich schonen, ganz gleich, ob einer der drei Erreger, die durch den Kombi-Selbsttest ermittelt werden können, daran Schuld ist.
Schutz für andere
Ein positiver Test sorgt aber auch dafür, andere besser zu schützen. „Dann achtet man bei Corona vielleicht besser darauf, dass man es nicht weitergibt auf der Arbeit, sondern zu Hause bleibt, bis man wieder gesund bzw. der Test negativ ist oder bis mindestens fünf Tage vergangen sind. Bei Influenza gilt im Grunde dasselbe“, so Prof. Sander. Und wer durch einen Kombi-Selbsttest weiß, dass RSV hinter dem Infekt stecken, sollte erst recht darauf verzichten, Personen mit neugeborenem Kind zu besuchen. Denn dabei handelt es sich um eine Atemwegsinfektion, die vor allem Kinder betrifft und zu schweren Verläufen führen kann.
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Auch wenn man überlegt, sich in dieser Saison noch gegen einen der Erreger impfen zu lassen, kann die Information, dass man damit infiziert ist, hilfreich sein. Dem Allgemeinmediziner Uwe Popert zufolge kann man sich die Impfung dann sparen. „Wir wissen: Bei einer durchgemachten Infektion ist die Immunität sogar höher als durch eine Impfung“, verrät der Sektionssprecher Hausärztliche Praxis der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist. Am besten sucht man in so einem Fall das Gespräch mit dem Arzt.
Nicht alle Tests sind verlässlich
Doch nicht auf jeden Selbsttest kann man sich verlassen. „Diese Kombi-Tests sind nicht alle unbedingt validiert. Aber prinzipiell sind viele von den Schnelltests schon brauchbar“, lautet die Einschätzung von Prof. Sander. Gerade wenn man den Test von Ärzten empfohlen bekommen hat, stehen die Chancen gut, dass man auf das Ergebnis vertrauen kann. Vorausgesetzt, man hat den Test der Anleitung entsprechend durchgeführt.
Wissen muss man auch: Die Selbsttests liefern keine Informationen, ob der Infekt kompliziert verläuft oder sich vielleicht bereits eine bakterielle Zusatzinfektion entwickelt hat. „Da würde ich als Arzt andere Tests in der Praxis machen“, sagt Uwe Popert. Wer sich also richtig elendig fühlt, etwa sehr hohes Fieber oder Atemnot hat, sollte das unbedingt ärztlich abklären lassen.
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Und was ist, wenn man Schnupfen und Husten hat, der Kombi-Selbsttest aber negativ bleibt? „Dann kann man schon davon ausgehen, dass man in dem Moment nicht hoch ansteckend für diese Erreger ist“, so Prof. Leif Erik Sander.
Möglich ist allerdings auch, dass andere Viren den Infekt ausgelöst haben. Rhinoviren etwa, die einen großen Teil des Infektionsgeschehens ausmachen und als typische Schnupfenviren gelten. „Wobei man sich ja auch da überlegen sollte, ob man die an seine Mitmenschen weitergeben möchte“, merkt Prof. Sander an.
*Mit Material der dpa