7. März 2024, 13:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine aktuelle Studie liefert Hinweise darauf, dass eine hohe Konzentration an Koffein im Blut – in Kombination mit weiteren Faktoren – das Risiko für Fettleibigkeit und damit verbundene Begleiterscheinungen senken kann. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt, was die Forscher herausgefunden haben.
Dass Koffein ein Müdigkeitsgefühl verringert, weil das Alkaloid das zentrale Nervensystem stimuliert, ist bekannt. Und so inzwischen auch, dass Koffein ins menschliche Hormonsystem eingreift und die Fettverbrennung sowie die Ausdauerleistung beeinflussen kann. Derartige Effekte setzen unmittelbar nach der Einnahme (z. B. dem Trinken eines Kaffees) ein. Neuer sind Erkenntnisse bezüglich der dauerhaften Auswirkungen von Koffein, sprich, wenn dessen Konzentration im Blut der Konsumenten über längere Zeit erhöht ist. Damit haben sich nun Wissenschaftler aus England und Dänemark beschäftigt. Genauer mit der Frage, wie ein Zusammenhang zwischen Koffein und Fettleibigkeit aussehen könnte.
Übersicht
Koffein könnte laut Studie das Risiko für Fettleibigkeit senken
Die Studie in Zusammenarbeit zwischen dem Imperial College London und der Universität Kopenhagen erschien aktuell im Fachblatt „BMC Medicine“.1 In deren Einleitung bezeichnen die verantwortlichen Forscher Koffein als „eine der weltweit am häufigsten konsumierten Arzneimittel“. Es sei nicht das erste Mal, dass das Team um Studienhauptautor Dr. Dipender Gill sich mit dem Zusammenhang zwischen Koffein und Fettleibigkeit beschäftigt habe. Die aktuellen Ergebnisse hätten jetzt die bisherigen bestätigt, so Gill im Gespräch mit dem Fachmagazain „Medical News Today“, und gar mehr als das.
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Details zur Untersuchung
Die Forscher beziehen sich auf das sogenannte „zirkulierende“ Koffein im Blut, auch bekannt als Plasmakoffein. Es beschreibt die Menge an Koffein, die im menschlichen Körper aktiv ist und somit körperliche Funktionen beeinflusst. Es ging ihnen deshalb aber nicht nur um einen hohen Konsum von Koffein. Denn für die Koffeinkonzentration im Blut spielen auch individuelle, durch den Stoffwechsel bedingte Faktoren eine Rolle. Bedeutet: Bei Menschen, die Koffein schneller verstoffwechseln, kann die Koffeinkonzentration im Blut genauso hoch sein wie bei solchen mit einer niedrigeren Stoffwechselrate, wenn diese weniger Koffein zu sich nehmen.
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler derartige genetische Varianten im Zusammenhang mit dem Koffeinstoffwechsel sowie weitere berücksichtigt. „Wir erstellten einen genetischen Risikoscore (GRS) für Plasmakoffein“, heißt es dazu in der Studiendokumentation, „unter Verwendung von zwei genetischen Varianten, die unabhängig voneinander mit dem Plasmakoffeinspiegel assoziiert sind.“ Im Vorfeld griffen sie auf die umfangreiche Datensammlung der UK Biobank zu und ermittelten aus 988 klinischen Merkmalen (z. B. genetische Besonderheiten, Krankheitsdiagnosen) besonders wesentliche.
Ergebnisse
Zusammenfassend stellte das Forscherteam fest, dass eine erhöhte Koffeinkonzentration im Blut mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit einhergeht. Hiermit sahen sie frühere Studienergebnisse als bestätigt an. Darüber hinaus stellten sie bei Probanden mit einem vergleichsweise hohen Plasmakoffein eine verringerte Gefahr von Verschleißerkrankungen fest. An dieser Stelle betonen die Studienverantwortlichen aber, dass rund ein Drittel dieser schützenden Wirkung auf das geringere Körpergewicht entsprechender Personen zurückgeht.
Wichtig zur Einordnung
Die vorläufigen Ergebnisse sind nicht so zu verstehen, dass man zur vermeintlichen Vorbeugung von Fettleibigkeit übermäßig viel Koffein zu sich nehmen sollte. Zumal, wie die Forscher weiterhin erwähnen, in früheren Untersuchungen auch schon gegenteilige Effekte von Koffein auf eine Adipositas-Neigung festgestellt worden seien. Ebenso hielten einige Forscher das Alkaloid gar als möglichen Risikofaktor für Arthrose.
Die aktuelle Arbeit zeige vor allem, dass der kausale Zusammenhang zwischen Koffein und der Neigung zu Fettleibigkeit von genetischen Faktoren abhänge, allem voran vom individuellen Koffeinstoffwechsel. Es seien weitere klinische Studien erforderlich, um die Relevanz der vorläufigen Ergebnisse zu stützen. Perspektivisch jedoch könnten sie in der klinischen Praxis Einzug halten, hoffen die Forscher.