
23. April 2024, 19:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie ist die zweithäufigste Krebsart in Deutschland und betrifft zunehmend auch jüngere Menschen: Darmkrebs. Bei der Entstehung der Erkrankung spielen sowohl nicht beeinflussbare als auch beeinflussbare Faktoren (nämlich der Lebensstil) eine Rolle – darunter offenbar auch der Körpertyp. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt, was genau die Forscher herausgefunden haben.
Groß, klein, kräftige oder weniger kräftige Muskeln, breite Schultern, schlanke Hüfte, die Neigung, an bestimmten Stellen zuzunehmen: Es gibt viele Unterschiede im Körperbau der Menschen. Wie dieser aussieht, hat viel mit genetischer Veranlagung zu tun, so auch, inwieweit er sich durch Ernährung und Sport verändern lässt. Körpertypen finden in verschiedenen Lebensbereichen Berücksichtigung, etwa im Sport oder der Mode, aber auch in der Medizin. So konnten Wissenschaftler jetzt Hinweise dafür liefern, dass zwei spezifische Körpertypen mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung stehen.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Möglicher Zusammenhang zwischen Körpertyp und Darmkrebs
Bereits im Jahr 2022 lieferte eine Studie Hinweise dafür, dass der Körpertyp eines Menschen von Bedeutung für sein Darmkrebsrisiko sein könnte. In dieser hatten Forscher aus Regensburg sich die Daten von 340.152 Männern und Frauen aus neun europäischen Ländern angeschaut. Das Alter der Probanden lag zwischen 35 und 65 Jahren. Damals kamen die Wissenschaftler bei ihrer Analyse zu dem Ergebnis, dass Menschen, die groß und zentral fettleibig sind, ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs hatten.1
Eine zentrale Adipositas, auch viszerale Adipositas, ist das, was man umgangssprachlich „Apfeltyp“ nennt. Die Fettverteilung konzentriert sich v. a. auf die Körpermitte. Dieser Adipositas-Typ wird auch als androide Adipositas bezeichnet.
Davon abzugrenzen ist die gynoide Adipositas, auch periphere oder gluteofemorale Adipositas. Bei ihr verteilt sich das Körperfett v. a. auf die Hüften. Dieser Adipositas-Typ ist umgangssprachlich als „Birnenty“ bekannt.2
Das hat eine neue Studie untersucht
Nun liefert die aktuelle Studie eines internationalen Forscherteams aus Frankreich, Spanien und Deutschland weitere Erkenntnisse rund um eine mögliche Verbindung zwischen Körpertyp und Darmkrebs. Dafür bedienten sie sich an Informationen aus der U.K. Biobank und analysierten 329.828 die Daten von 329.828 Menschen unterschiedlichster Herkunft. Die ausgesuchten Biobank-Teilnehmer waren kaukasischer, afrikanischer, asiatischer und/oder spezifisch chinesischer Abstammung. So wollten die Wissenschaftler sichergehen, dass ein eventueller Zusammenhang nicht nur für europäische Menschen gelte, sondern auch Relevanz für Menschen anderer Herkunft haben könnte.3
Unterscheidung von 4 Körperform-Phänotypen
Im ersten Schritt unterschieden die Forscher aufgrund von spezifischen Merkmalen vier Körpertypen, die zugleich Adipositat-Subtypen widerspiegelten, und ordneten die Probanden diesen zu. Bei den Merkmalen handelte es sich um:
- BMI
- Körpergröße
- Gewicht
- Verhältnis von Taille zur Hüfte
- Taillenumfang
- Hüftform
Vier Körpertypen
- allgemein fettleibig
- groß (Körpergröße) und stärker verteilte Fettmasse
- groß (Körpergröße) und vom Typ zentrale Adipositas
- klein (Körpergröße), hohes Gewicht und BMI, aber geringerer Hüft- und Taillenumfang
Diese Körpertypen sind mit erhöhtem Risiko für Darmkrebs verbunden
Tatsächlich lieferte die Analyse der körperlichen Merkmale sowie der Gesundheitsdaten wie bereits die Studie aus dem Jahr 2022 Hinweise, dass die Körpertypen eine gewisse Rolle beim Darmkrebsrisiko zu spielen scheinen. Zwei der vier definierten Körpertypen waren mit einem erhöhten Risiko für die Krebserkrankung verbunden:
- allgemeine Fettleibigkeit
- große, zentral fettleibige Körperform (große Menschen, deren Körperfett sich v. a. auf die Körpermitte konzentriert)
Menschen, die in die Körperform-Kategorie „allgemein fettleibig“ fielen, hatten ein um zehn Prozent erhöhtes Risiko für Darmkrebs, während dieses für Personen aus der Gruppe „groß und zentral adipös“ um zwölf Prozent erhöht war. Für große Frauen, deren Körperfett sich am Bauch zentriert, ergab sich sogar ein um 18 Prozent erhöhtes Darmkrebsrisiko.4

Laut Studie Kinder mit hohem BMI haben später womöglich höheres Risiko für Schizophrenie

Abdominale Fettzellen Methoden, um das viszerale Fett zu messen

Studie aus USA findet weitere Hinweise Wie wirkt sich die Körpergröße auf das Darmkrebsrisiko aus?
Wie lässt sich das unterschiedliche Darmkrebsrisiko erklären
Die Ergebnisse der aktuellen Studie gehen mit zwei weiteren interessanten Erkenntnissen einher. Zum einen untermauert der Zusammenhang zwischen dem Körpertyp „Apfelform“ und Darmkrebs einmal mehr die Gefahr durch zu viel viszerales Fett. Ein Körpermerkmal, dem man mit passender Ernährung und ausreichend Bewegung entgegenwirken kann. Hierbei handelt es sich also um einen beeinflussbaren Risikofaktor von Darmkrebs.
Anders sieht das mit der Körpergröße aus. Dass diese einen Zusammenhang zu der Krebserkrankung haben soll, überrascht wohl auch eher. Eine weitere Analyse des internationalen Forscherteams mit 460.198 Daten aus der U.K.Biobank fand eine mögliche Erklärung: die Gene. So identifizierte sie bei den beiden risikobehafteten Körpertypen 3414 genetische Variationen, die offenbar eine Rolle für das erhöhte Darmkrebsrisiko spielen.
Im Fall von großen Menschen ist eine mögliche Erklärung, dass sie generell mehr Körperzellen als kleinere Menschen haben. Die Gefahr, dass sich Krebszellen entwickeln, sei aus diesem Grund ohnehin erhöht. Was heißt das nun für große Menschen? Dass sie und ihre Ärzte sensibilisiert dafür sein sollten, dass sie allein aufgrund ihrer Körpergröße gefährdeter sind als andere Menschen – auch ohne eine womöglich hinzukommende Fettleibigkeit, die ein Risiko weiter erhöht.5,6