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Studie hat es untersucht

Wie sehr reduziert wenig körperliche Aktivität die Lebenserwartung?

Wer sich ab der Lebensmitte viel im Alltag bewegt, kann womöglich die Lebenserwartung deutlich erhöhen, wie eine Studie zeigt
Wer sich ab der Lebensmitte viel im Alltag bewegt, kann womöglich die Lebenserwartung deutlich erhöhen, wie eine Studie zeigt Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

20. November 2024, 16:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In den letzten Jahren wurde viel zum Thema Lebenserwartung und den darauf einflussnehmenden Faktoren geforscht. Insbesondere zwei Faktoren, die wir selbst steuern können, haben eine große Auswirkung auf unsere Lebenserwartung: Ernährung und Bewegung. Forscher haben nun herausgefunden, um wie viel kürzer Menschen leben, wenn sie sich wenig bewegen – und wie viel länger, wenn sie besonders aktiv sind.

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Wie lange wir leben, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. An erster Stelle steht sicherlich unsere genetische Veranlagung und wie stark wir für bestimmte Krankheiten (z.B. Krebs) anfällig sind, bzw. wie gut unser Immunsystem uns schützt. Doch immer mehr Forschungsergebnisse legen nahe, dass wir mit einer gesunden Lebensweise unsere Lebensspanne ausdehnen können. Eine besonders große Rolle spielen dabei unsere Ernährung und Bewegung. Zwei Faktoren, die wir selbst beeinflussen und somit direkt unsere Lebenserwartung bestimmen können. Amerikanische Forscher haben nun herausgefunden, dass wenig Bewegung die Lebenserwartung deutlich senkt. Wie sehr, zeigen ihre Forschungsergebnisse.

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Wenig Bewegung so ungesund wie Rauchen und Bluthochdruck

Bereits eine frühere Studie aus dem Jahr 2019 legt nahe, dass das Risiko eines vorzeitigen Todes umso geringer ist, je mehr man sich bewegt.1 Diese Forschungsergebnisse nutzten amerikanische Forscher, um genau zu bestimmen, um wie viel sich das Leben verkürzt, wenn man sich wenig bewegt. Und auch, wie viel Bewegung es täglich braucht, um die Lebenserwartung zu erhöhen. „Ich war überrascht, dass der Verlust an Lebensjahren in den USA, der auf ein geringes Maß an körperlicher Aktivität zurückzuführen ist, mit den Verlusten durch Rauchen und Bluthochdruck vergleichbar ist“, sagte der Hauptautor der Studie, Dr. Lennert Veerman, gegenüber dem Nachrichtenportal CNN. Das zeigen die Ergebnisse seiner aktuellen Studie mit der amerikanischen Bevölkerung, die im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht wurden.2

Körperliche Bewegung ab 40 Jahren kann Lebenserwartung besonders stark beeinflussen

Für ihre Forschungsarbeit haben das Wissenschaftler-Team um Dr. Veerman die Informationen einer früheren Untersuchung genutzt. Die „National Health and Nutrition Examination Survey“ hat bereits Bewegungsdaten von Erwachsenen ab einem Alter von 40 Jahren im Zeitraum zwischen 2003 und 2006 erhoben. Die tägliche Aktivität der Teilnehmer wurde mithilfe eines Bewegungssensors, der mindestens zehn Stunden pro Tag an vier oder mehr Tagen getragen werden musste. So konnte festgestellt werden, wie viel sich die Teilnehmer im Schnitt bewegten.

Die Forscher der aktuellen Studie haben sich insbesondere auf Menschen ab der Lebensmitte fokussiert, da es bereits Hinweise darauf gibt, dass die bewegungsabhängigen Sterblichkeitsraten bis zum Alter von 40 Jahren relativ stabil bleiben. Erst danach wird der Einfluss der Bewegung auf die Sterblichkeitsraten deutlich.

Anschließend erstellte das Team eine Sterbetafel, also eine Tabelle, die darstellt, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Bevölkerung ein bestimmtes Alter erreicht oder stirbt. Hierfür nutzten sie die Sterbedaten des amerikanischen „National Center for Health Statistics“ für das Jahr 2017. Diese Daten setzten sie in Zusammenhang mit den Bewegungsdaten, die in der früheren Studie im Zeitraum 2003 bis 2006 erhoben wurden. Basierend auf diesen Angaben konnten die Forscher prognostizieren, wie viele Menschen der US-Bevölkerung 2019 je nach Aktivitätsniveau in den kommenden Jahren weiter leben würden und wie viele zusätzliche Jahre sie durch eine Steigerung des Bewegungsniveaus gewinnen könnten.

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5 Jahre mehr Lebenserwartung durch mehr Bewegung

Die Auswertung der Bewegungsdaten und der Einfluss auf die Lebenserwartung hat interessante Zusammenhänge gezeigt, die hier insbesondere auf Amerikaner bezogen werden können:

  • Amerikaner über 40 Jahre könnten 5,3 Jahre länger leben, wenn sie so aktiv wären, wie die aktivsten 25 Prozent der Bevölkerung.
  • Für die bewegungsärmsten 25 Prozent der Amerikaner könnte bereits eine zusätzliche Stunde Bewegung (z.B. Gehen) die Lebenserwartung um 6,3 Stunden erhöhen.

Die Studie hat noch weitere spannende Zahlen zu Tage gebracht. So würde die gesamte Lebenserwartung von Amerikanern um 5,8 Jahre sinken, wenn sie sich lediglich so wenig bewegen würden wie die 25 Prozent Bewegungsärmsten. Sie würde also von derzeit 78 Jahren auf 73 Jahre zurückgehen. Andersherum ergebe sich ein positiver Effekt. Wären alle Amerikaner über 40 Jahre so aktiv wie die fittesten 25 Prozent, läge die Lebenserwartung bei 83,7 Jahren, was einem Anstieg von 5,3 Jahren entspricht.

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Wie viel sollte man sich am besten bewegen?

Doch was bedeutet es nun für die Bewegungsempfehlung? Wie viel sollten sich Menschen am besten bewegen, damit sie ihre Lebenserwartung positiv beeinflussen? Auch hierzu haben die Forscher konkrete Zahlen ermittelt. Die bewegungsärmsten 25 Prozent der Teilnehmer bewegten sich lediglich 49 Minuten pro Tag, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,8 Kilometern pro Stunde. Das bedeutet, sie legten rund eine Strecke von 3,9 Kilometern pro Tag zurück. Die aktivsten Amerikaner bewegten sich hingegen im Schnitt 160 Minuten pro Tag, also mehr als dreimal so viel wie die Bewegungsmuffel. Diese Aktivität entspricht rund 12,8 Kilometern Gehen pro Tag.

Die ermittelten 160 Minuten Bewegung pro Tag für eine hohe Lebenserwartung liegen deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit. Letzteres hat im Jahr 2016 die „Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ veröffentlicht (FITBOOK berichtete). Hier gilt folgendes für Erwachsene:

  • 150 Minuten wöchentlich aerober körperlicher Aktivität mit moderater Intensität. Also rund 20 bis 30 Minuten täglich. Dazu gehören schnelles Gehen, Walking, langsames Laufen, Radfahren, ruhiges Schwimmen sowie langsame Ballspiele. 
  • Alternativ können auch 75 Minuten wöchentlich mit Aktivitäten von hoher Intensität verbracht werden. Das sind Bewegungen, die als anstrengend empfunden werden und kein durchgängiges Reden erlauben. Zum Beispiel: Laufen, schnelles Radfahren und rasches Schwimmen. 

Wer also seine Lebenserwartung maximieren möchte, sollte sich laut der Studienergebnisse ab der Lebensmitte täglich so viel bewegen, wie beispielsweise die Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit für eine ganze Woche lauten.

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Einschränkungen der Studie

So spannend diese Studienergebnisse sind, so wenig lassen sie sich auf andere Nationen 1:1 übertragen. Denn hierfür wurden nur die Bewegungs- sowie Sterblichkeitsdaten von Amerikanern ausgewertet und in Zusammenhang gebracht. Diese Daten können in anderen Ländern wie z.B. Deutschland anders aussehen, was zu anderen Zahlen führt. Zudem handelt es sich bei der Auswertungsmethode um theoretische Daten und Vorhersagen und keine Langzeitstudienergebnisse, bei denen die Teilnehmer bis zum exakten Todeszeitpunkt in der Studie verfolgt wurden.

Nicht zuletzt handelt es sich um Bewegungsdaten aus den Jahren 2003 bis 2006, wobei man die Veränderungen im Laufe des Lebens nicht berücksichtigt hat. Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass viel körperliche Bewegung sich positiv auf die Gesundheit auswirkt und somit letztendlich auch auf die Lebenserwartung beeinflussen kann.

Quellen

  1. Ekelund, U., Tarp, J., Steene-Johannessen, J., et. al. (2019). Dose-response associations between accelerometry measured physical activity and sedentary time and all cause mortality: systematic review and harmonised meta-analysis. The BMJ. ↩︎
  2. Veerman, L., Tarp, J., Wijaya, R., et. al. (2024). Physical activity and life expectancy: a life-table analysis. British Journal of Sports Medicine. ↩︎
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