9. April 2020, 19:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen können Coronaviren auch über die Luft übertragen werden. Also nicht nur durch Anniesen, Anhusten oder möglicherweise durch Berühren von infizierten Oberflächen, sondern durch den normalen Atem. Forscher raten dazu, Innenräume gut zu belüften und in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Bislang ist bekannt, dass Coronaviren über Speichel- und Schleimtröpfchen übertragen werden. Das passiert vor allem, wenn jemand hustet, niest oder eine feuchte Aussprache hat. Feuchte Sekrete entweichen jedoch auch, sobald man einfach nur ausatmet. Die winzigen Partikel in der Atem-Luft können nach neuesten Forschungsergebnissen ebenfalls ein Infektionsrisiko darstellen.
Der Verdacht liegt jedoch schon länger in der Luft. Auf Kreuzfahrtschiffen leben die Menschen auf engstem Raum. Schnell häuften sich auf vielen Schiffen die Fahlzahlen der Infizierten, und das, obwohl die Menschen ihre Quarantäne konsequent in den Kabinen umsetzten. Auf welche Wege sich das Coronavirus dennoch breit machte, war indes bislang mysteriös. Wissenschaftler befürchteten jedoch schon früh, dass sich das Virus seinen Weg über die Klimaanlagen an Bord fand, also auch über die Luft.
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Atem-Luft könnte nach neuer Studie Viren übertragen
Das war bis dato eher ein spekulativer Verdacht. Der wird nun jedoch untermauert durch neueste Erkenntnisse, die Wissenschaftler im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht haben. Demnach kann das Coronavirus tatsächlich auch über die Atem-Luft übertragen werden.
Gesichert ist bislang, dass sich das SARS-2-Coronavirus generell rasch verbreitet. Das ist allerdings keine Überraschung mehr. Nun haben jedoch neueste Laborstudien belegt, dass sich lebensfähige, infektiöse Coronaviren im Aerosol, also in der Atem-Luft, für rund drei Stunden nachweisen lassen. Mittlerweile warnt sogar die National Academy of Medicine in den USA davor, dass sich das Coronavirus durch Aerosole von Infizierten verbreiten kann.
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Virologe Drosten erklärt den Weg der Übertragung in der Luft
Der Virologe Christian Drosten sagte dazu im NDR-Podcast: „Wenn wir ein Virus haben, das auch in dem kleintröpfigen Bereich von sich gegeben wird, und dann haben wir eine trockene Raumluft, dann gibt es das Phänomen, dass die Tröpfchen eintrocknen und das Virus darin immer noch eine Zeit infektiös bleibt und die Tröpfchen stehen eine Zeit in der Raumluft.“
Weiter berichtet Drosten, dass die Nationale Akademie der Wissenschaften der USA gesagt habe, es sei nicht auszuschließen, dass dieses SARS-2-Virus auch über diesen Weg übertragen werde. Zugleich schränkt der Virologe jedoch ein, dass eine weitere Studie nahelegt, dass aus der Raumluft auf Oberflächen herunterrieselnde Viren nach einer Woche nicht mehr infektiös seien, obwohl Corona-Patienten noch im selben Raum gelegen haben. Was nach Einschätzung der Wissenschaftler daran liege, dass die Patienten in einer späteren Phase ihrer Erkrankung weniger Viren von sich gäben. „Das ist ganz wichtig für die Arbeit im Krankenhaus und für die Vorstellung, wann ist so ein Patient eigentlich infektiös“, erklärt Drosten.