9. April 2020, 16:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In US-Staaten mit besonders vielen Corona-Erkrankten wird auffällig häufig nach „Augenschmerzen“ gegoogelt. Das will ein US-Datenforscher herausgefunden haben. Ein weiteres Anzeichen für die Covid-19-Erkrankung, das bislang kaum berücksichtigt wurde?
Die Corona-Pandemie wütet nun schon seit Monaten. Dennoch ist immer noch nicht ganz klar, welche Symptome charakteristisch sind für eine Erkrankung durch das Virus. Der US-Datenforscher Seth Stephens-Davidowitz wertete nun Google-Suchanfragen aus und fand heraus, dass – neben den bisher bekannten Symptomen – der Begriff „Augenschmerzen“ („eye pain“) auffällig häufig eingegeben wird. Haben wir es mit einem weiteren Anzeichen für die Covid-19-Erkrankung zu tun, dem bislang kaum Beachtung geschenkt wurde?
Wie ist der Datenforscher vorgegangen?
In einem Gastbeitrag für die „New York Times“ beschreibt Stephens-Davidowitz sein Vorgehen: In der Woche vom 23. März habe er Google-Suchdaten für Dutzende von Symptomen heruntergeladen, die er auf dem Medizinportal medicinenet.com gesammelt hatte. Als Nächstes habe er überprüft, welche dieser Suchanfragen in US-Bundesstaaten mit ungewöhnlich hohen Covid-19-Raten besonders häufig gesucht werden. Analysieren lässt sich das mit Google Trends – einem Tool, mit dem sich die Häufigkeit bestimmter Suchbegriffe nach Zeit und Regionen analysieren lässt.
„Augenschmerzen“ bzw. „meine Augen tun weh“ an 4. Stelle
Der Datenforscher stellte fest, dass in den Regionen, in denen die Pandemie in den USA derzeit am schlimmsten tobt – New York, New Jersey, Conneticut, Louisiana und Michigan – am häufigsten nach Fieber, Geruchsverlust und Schüttelfrost gefragt wird. Auch die verstopfte Nase und Durchfall kommen vor. Soweit keine Überraschungen, denn diese Symptome werden schon länger im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion genannt.
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Interessant ist jedoch, was in den zurückliegenden zwei Wochen laut Stephens-Davidowitz die vierthäufigste Suchanfrage war: „Augenschmerzen“ („eye pain“) und „meine Augen tun weh“ („my eyes hurt“). Dieses Symptom stand im Zusammenhang mit Corona bislang kaum im Fokus.
Kein Beweis, dass Augenschmerzen ein Anzeichen für Covid-19 sind, aber…
Ein stichhaltiger Beweis dafür, dass es sich dabei um ein Anzeichen für die Covid-19-Erkrankung handelt, das die Wissenschaft bisher nicht stark genug auf dem Radar hatte, ist die analysierte Häufung der Suchanfrage allerdings noch nicht, wie Stephens-Davidowitz selbst schreibt. Natürlich könne es auch andere Gründe geben, warum Menschen in diesen Regionen genau danach suchen. Allerdings kann sich der Experte nicht vorstellen, dass Pollenallergie, Bildschirm-Anstarren oder Neugier die alleinigen Motive für die auffällige Häufung der Suchanfrage sind.
… auch anderswo erhöhte Anfrage nach Augenschmerzen
Laut Stephens-Davidowitz weisen jedoch auch Zahlen aus anderen Teilen der Welt auf das „neue“ Symptom hin: Im Iran sei die Suchanfrage nach Augenschmerzen im März um 50 Prozent angestiegen, schreibt der Datenforscher. Und Spanier hätten zwischen Mitte Februar und Mitte März viermal so häufig danach gesucht wie vorher. Ob „Brennende Augen“ ein Symptom sein könnten, wollten in Italien im gleichen Zeitraum sogar fünfmal mehr Menschen erfahren, als es sonst der Fall sei.
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WHO hat Augenschmerzen als Symptom benannt
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zu dem Thema eine Analyse von Februar 2020 veröffentlicht. Demnach litt ein Prozent der rund 55.000 offiziell infizierten Chinesen unter Augenschmerzen oder geschwollenen Augen. Das wären nach den durch die chinesischen Behörden angegeben Fallzahlen 550 Patienten.
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Fazit
Möglich, dass das Symptom „Augenschmerzen“ nur einen kleinen Teil der Corona-Erkrankten betrifft. Dennoch kann die Auswertung der Daten ein hilfreicher Hinweis für Mediziner in aller Welt sein, bei Corona-Patienten gezielter nachzufragen. Bekannt ist schließlich schon seit einiger Zeit, dass eine Infektion auch über die Bindehaut der Augen möglich ist. Womöglich bietet die Erkenntnis auch einen Therapieansatz gegen Covid-19.