2. September 2020, 18:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Zusammenhang zwischen dem Wetter und Gelenkschmerzen wird immer wieder diskutiert. Aber gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür, dass z.B. die Knie bei Regen häufiger mal wehtun? Darüber hat FITBOOK mit einem Orthopäden und einem Physiotherapeuten gesprochen.
Wetterfühlige und -empfindliche Menschen können ein Lied davon singen: Bei einem Wetterumschwung oder Kälteeinbruch drohen Kopfweh und Kreislaufbeschwerden oder eine allgemeine Verstimmung. Andere klagen über Knieschmerzen bei Regen. Besteht tatsächlich ein Zusammenhang? FITBOOK hat mit einem Experten gesprochen.
Wieso kommt es bei Regen zu Knieschmerzen?
Orthopäde Dr. med. Mathias Schettle ist u.a. Spezialist für u.a. Interventionelle Schmerztherapie und Bioregenerative Therapien. Er bestätigt im Gespräch mit FITBOOK, dass Patienten häufig von einer wetterbedingten Verstärkung ihrer Beschwerden berichten. Dies betreffe vor allem Patienten mit einer fortgeschrittenen Arthrose. Allerdings: „Es gibt keine klaren Beweise für Zusammenhänge“, so der Arzt. Doch wie sind die Symptome zu erklären?
Wetterbedingt verschlechterte Durchblutung
Zumindest gebe es verschiedene Erklärungsansätze. So könnte die Schmerzverstärkung mit einer wetterbedingt verschlechterten Durchblutung zusammenhängen. Bei Kälte ziehen sich die Venen zusammen, um zu verhindern, dass über die Haut zu viel Wärme verloren geht. Der Fokus der Blutversorgung liegt nun auf den lebenswichtigen inneren Organen und die Gliedmaßen bekommen nur noch weniger ab. Das soll Beschwerden im Bereich der Gelenke und Muskeln mit sich bringen können.
Beschwerden durch Luftdruck-Veränderung
Für am wahrscheinlichsten hält Dr. Schettle jedoch die Theorie, dass der barometrische Luftdruck die Beschwerden beeinflusst. Demnach fällt der atmosphärische Druck, wenn schlechtes Wetter bevorsteht. „Man vermutet, dass dies vor allem bei chronischen Schmerzpatienten in den sehr sensiblen Schmerznerven im Gelenk-umgebenden Gewebe spürbar wird.“ Der Orthopäde betont jedoch noch einmal, dass es sich lediglich um eine Theorie handle. Genaue Mechanismen seien nicht bekannt.
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Kausaler Zusammenhang ist nicht bestätigt
FITBOOK hat auch mit den Experten des Frankfurter Physiotherapiezentrums Physion gesprochen. Sie bestätigen, dass bei Patienten im Zuge von Wetterwechseln vermehrt Symptome auftreten. Und ebenso, dass ein kausaler Zusammenhang bisher wissenschaftlich nicht bestätigt ist.
„Schmerzen sind immer von verschiedenen Faktoren beeinflusst“, erklärt Physiotherapeut Max Niepagenkemper. Wenn Gelenkschmerzen bei Schmuddelwetter als störender wahrgenommen werden, könnte dies auch an einer allgemein gedrückten Stimmung liegen.
Einfluss der Stimmung auf das subjektive Schmerzempfinden
Viele Menschen neigen bei schönem Wetter eher zu guter Laune als bei schlechtem. Laut Schmerzfachmann Dr. Schettle ist auch der Einfluss der Stimmung nicht zu unterschätzen: „Eine schlechte Stimmung kann das Schmerzempfinden steigern.“
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Wetterbedingten Schmerzen vorbeugen
Die Therapeuten von Physion empfehlen Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen, sich grundsätzlich viel zu bewegen. Quasi um die Gelenke geschmeidig zu halten. Orthopäde Dr. Schettle rät unbedingt dazu „aufwärmende Übungen durchzuführen, bevor es ins nasskalte Wetter geht“. Zudem sei es wichtig, Gelenke und angrenzende Muskulatur durch warme Kleidung oder Wärmepackungen möglichst warmzuhalten. Gegebenenfalls sei auch das Tragen einer Kniebandage sinnvoll.