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Weltweite Prognose

Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen wird 2050 übergewichtig sein

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig
Nicht nur Erwachsene, sondern auch immer mehr Kinder und Jugendliche sind von Übergewicht und Adipositas betroffen Foto: Getty Images

4. März 2025, 17:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Immer mehr Menschen sind übergewichtig oder adipös – mit langfristigen Folgen für ihre Gesundheit. Besonders alarmierend: Auch Kinder und Jugendliche sind zunehmend betroffen. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass sich die Anzahl übergewichtiger und fettleibiger junger Menschen weltweit seit 1990 verdoppelt hat und zeichnet eine düstere Prognose für die kommenden 25 Jahre.

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Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen haben nicht nur langfristige gesundheitliche Konsequenzen, sondern wirken sich auch unmittelbar auf ihre körperliche und mentale Gesundheit aus. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und hormonelle Störungen treten immer häufiger bereits in jungen Jahren auf. Die Ursachen sind vielschichtig: Veränderungen im Lebensstil, Urbanisierung und eine zunehmende Verfügbarkeit hochkalorischer Lebensmittel tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Eine aktuelle Studie, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, hat nun die globale Entwicklung von Übergewicht und Adipositas zwischen 1990 und 2021 untersucht und darauf basierend Vorhersagen bis 2050 getroffen.1 Dabei zeigen sich besorgniserregende Trends, die belegen, wie dringend es weltweit notwendig ist, Strategien zur Eindämmung der Übergewicht- und Adipositas-Epidemie zu finden.

Studie untersucht Entwicklung von Übergewicht bei Kindern

Ziel der Studie war, die globale, regionale und nationale Entwicklung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern (fünf bis 14 Jahre) und Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) im Zeitraum von 1990 bis 2021 zu erfassen und Vorhersagen bis 2050 zu treffen. Dafür analysierten die Forscher 1321 Datensätze aus 180 Ländern und verwendeten ein fortgeschrittenes statistisches Modell, um genaue Schätzungen und Prognosen zu erstellen. Ein zentrales Anliegen war, nicht nur den reinen Anstieg der Prävalenz zu erfassen, sondern auch zu untersuchen, in welchen Regionen und Bevölkerungsgruppen Adipositas im Verhältnis zum Übergewicht zunehmend dominiert.

Studiendesign und Methoden

Die Studie nutzte die Daten und Erkenntnisse der Global Burden of Disease-Studie (GBD 2021) und kombinierte Messwerte sowie aus Selbstauskünften stammende Daten aus nationalen Gesundheitsumfragen, epidemiologischen Studien und Regierungsberichten. Zur Modellierung der Trends in der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas wurden spatiotemporale Gaussian Process Regressionen verwendet, die zeitliche und räumliche Entwicklungen analysieren.2 Für die Prognosen bis 2050 kam ein Generalized Ensemble Model zum Einsatz, das zwölf unterschiedliche statistische Methoden kombinierte, um möglichst präzise Vorhersagen zu ermöglichen.

Die Definition von Übergewicht und Adipositas erfolgte gemäß den international anerkannten BMI-Klassifikationen:

  • Fünf bis 17 Jahre: Grenzwerte der Internationalen Obesity Task Force (IOTF), die sich minimal von den WHO-Werten unterscheiden und detaillierter auf Kinder eingehen3
  • 18 bis 24 Jahre: WHO-Kriterien (BMI ≥25 für Übergewicht, BMI ≥30 für Adipositas)

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Alarmierende Übergewicht- und Adipositas-Zahlen

Zwischen 1990 und 2021 hat sich die Anzahl übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher weltweit verdoppelt. Besonders alarmierend: Die Zahl der Betroffenen mit Adipositas hat sich in diesem Zeitraum verdreifacht.

2021 waren 93,1 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren fettleibig. In der Altersgruppe der Jugendlichen bzw. Heranwachsenden (15 bis 24 Jahre) waren 80,6 Millionen Personen adipös.

Als wahre Hotspots erwiesen sich in der Analyse Nordafrika, der Nahe Osten und Ozeanien. Sie weisen die höchsten Raten auf. In Australien, Kanada und mehreren arabischen Ländern übersteigt bereits die Zahl der Jugendlichen mit Adipositas jene mit Übergewicht.

Prognosen für 2050

Gesamtzahl der Betroffenen:

Laut der Prognose wird 2050 ein Drittel der Kinder und Jugendlichen weltweit übergewichtig oder adipös sein. 356 Millionen Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren und 390 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren werden an Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden. Das bedeutet, dass insgesamt 746 Millionen Kinder und Jugendliche 2050 übergewichtig sein werden, davon 360 Millionen adipös.

Besonders betroffene Altersgruppe:

Zunehmend jüngere Menschen werden von Fettleibigkeit betroffen sein. So haben im Durchschnitt Kinder zwischen fünf und 14 Jahren künftig ein höheres Adipositas-Risiko als Heranwachsende zwischen 15 und 24 Jahren (wobei sich der Trend von Land zu Land unterscheiden kann)

Globale Spitzenwerte

In Teilen Nordafrikas und des Nahen Ostens wird bis 2050 über 30 Prozent der jungen Bevölkerung adipös sein.

Schnellster Anstieg

Auch Süd- und Südostasien weisen bereits sehr hohe Wachstumsraten auf und werden laut Prognose die stärksten Zuwachsraten bei Adipositas verzeichnen.

Erkenntis: Aktuelle Maßnahmen reichen nicht aus

Die Studienergebnisse zeigen, dass aktuelle Maßnahmen zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas nicht ausreichen. Besonders dramatisch: Adipositas wird in einigen Regionen zunehmend zur Norm (z. B. Nordafrika, Lateinamerika). Dort stagniert die Zahl der bloß Übergewichtigen oder geht gar zurück – aber nur, da Betroffene direkt in die Adipositas-Kategorie übergehen. Allerdings ergibt sich dieses Bild (noch) nicht für alle in der Analyse berücksichtigten Länder. In anderen Regionen der Welt steigt aktuell noch die Rate der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen.

Enorme gesundheitliche Konsequenzen

Übergewicht und besonders Adipositas kann zu kurzfristigen und – falls unbehandelt – zu schwerwiegenden Langzeitfolgen führen.

Mögliche gesundheitliche Folgen von Adipositas sind u. a. Stoffwechselerkrankungen, hormonelle Störungen und psychische Belastungen. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Lebererkrankungen, reproduktive Störungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs sowie eine reduzierte Lebenserwartung.

Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Die Studie basiert auf umfangreichen und hochwertigen Datenquellen, dennoch gibt es einige Einschränkungen:

Datenqualität

In einigen Ländern sind nur Selbstberichte verfügbar, die die tatsächlichen Werte möglicherweise unterschätzen.

BMI als Maßstab:

Der BMI gibt keine Auskunft über die Körperzusammensetzung, sodass Unterschiede zwischen Muskel- und Fettmasse nicht erfasst werden.

Prognoseunsicherheiten

Die Berechnungen basieren auf aktuellen Trends – politische oder wirtschaftliche Entwicklungen könnten zukünftige Zahlen beeinflussen.

Trotz dieser Limitationen liefert die Studie wertvolle Erkenntnisse und zeigt auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht.

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Fazit

Die globale Adipositas-Epidemie bei Kindern und Jugendlichen nimmt ungebremst zu und erfordert sofortige Gegenmaßnahmen. Besonders in Regionen mit hoher Prävalenz sind gezielte Interventionen nötig. Laut der Studie könnte dies folgende Punkte umfassen:

  • Prävention durch Politikmaßnahmen: z. B. Steuererhöhungen auf ungesunde Lebensmittel, Subventionen für gesunde Ernährung.
  • Schul- und Gemeindebasierte Programme: Förderung körperlicher Aktivität und Ernährungsbildung.
  • Klinische Interventionen: Frühzeitige Therapie für bereits adipöse Kinder, um Langzeitschäden zu minimieren.
Themen Übergewicht

Quellen

  1. Kerr, J. A., Patton, G. C., Cini, K. I. et al. (2025). Global, regional, and national prevalence of child and adolescent overweight and obesity, 1990–2021, with forecasts to 2050: a forecasting study for the Global Burden of Disease Study 2021. The Lancet. ↩︎
  2. Tymeson, H. Adapting Spatiotemporal Gaussian Process Regression for Multinomial Data. University of Washington (aufgerufen am 4.3.2025) ↩︎
  3. Cole, T.J., Lobstein, T. (2012). Extended international (IOTF) body mass index cut-offs for thinness, overweight and obesity. Pediatr Obes. ↩︎
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