10. August 2023, 15:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist rund drei Jahre her, dass ein damals 48-jähriger Brite nach einem Katzenbiss mit starken Schmerzen und Schwellungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Jetzt möchten Forscher nach ausgiebiger Forschung mit Sicherheit sagen können, was damals hinter seinen Beschwerden steckte – und sprechen in dem Zusammenhang eine Warnung aus. Demnach können Katzen einen bislang unbekannten Erreger übertragen.
Dass Katzen mal zubeißen, ist nicht ungewöhnlich. Sie tun es zur Verteidigung und mitunter sogar als Liebesbekundung. Verharmlosen sollte man ihre Bisse dennoch nicht. Denn bestimmte von Katzen übertragene Erreger können auch beim Menschen starke Beschwerden verursachen. Ein solches Bakterium, das der Forschung bisher unbekannt war, war nun Gegenstand einer Studie.1
Übersicht
Der Katzenbiss-Fall
Behandelt wurde ein Fall aus dem Jahr 2020. Damals war ein 48-Jähriger aus Großbritannien von einer streunenden Katze gebissen worden. Rund acht Stunden nach dem Vorfall kam er mit mehreren Schürf-, Stich- und Kratzwunden in ein Krankenhaus. Beide Hände des Mannes wiesen deutliche Schwellungen auf, er klagte über starke Schmerzen. Als Direktmaßnahme erhielt er eine Impfung gegen Tetanus, wenige Stunden später durfte er – mit einer Reihe von Antibiotika im Gepäck – nach Hause. Doch nach nur einem Tag erschien er erneut in der Notaufnahme.
Der Patient hatte über Nacht schmerzhafte Sehnenentzündungen in mehreren Fingern entwickelt. Daneben stellten die Ärzte eine subkutane (= „unter der Haut“ liegende) bakterielle Infektion fest. Das befallene Gewebe wurde ihm operativ entfernt, der Mann bekam die nötige Medikation hoch dosiert per Infusion verabreicht. Als es ihm besser ging, durfte er die Klinik verlassen. Fünf Tage später – in diesen hatte er weiterhin Antibiotika oral eingenommen – war er wieder gänzlich genesen.
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Studie untersucht Gewebeproben des Betroffenen
Für die Klinikmitarbeiter war der Fall damit nicht abgeschlossen. Sie übergaben die entnommenen Gewebeproben zur „mikrobiologischen Analyse“ an das angeschlossene Labor. Dort fanden die verantwortlichen Forscher in den Abstrichen des Mittelfingers des Patienten zunächst Hinweise auf Streptokokken, die sich jedoch als falsch erweisen sollten.
Neue Spezies der Bakteriengattung Globicatella
Die Forscher sequenzierten das Genom des Bakteriums, sprich, sie bestimmten die Reihenfolge der in seiner DNA vorkommenden Basen. Dabei zeigte sich, dass es sich um einen bislang unbekannten Erreger handeln musste. „Die engste Übereinstimmung mit den Sequenzen unserer Datenbank ist Globicatella“, erklären die Studienautoren. Es waren zuvor zwei Unterarten der Bakteriengattung bekannt. Eine davon, Globicatella sanguinis (von „sanguine“ für Blut), kann in seltenen Fällen Infektionen des u. a. Blutkreislaufs auslösen.
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Klingt nicht ohne. Und tatsächlich gelten Globicatella-Infektionen als ernste Angelegenheit – zumindest als relativ schwer zu behandeln, da sie recht unempfindlich auf Antibiotika reagieren. Bei der neu entdeckten Art soll das zumindest anders sein. Dies zeigt einerseits die recht rasche Genesung des Patienten und soll sich weiterhin in Laborversuchen bestätigt haben.
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Katzenbisse grundsätzlich ernst zu nehmend
Die Forscher mahnen dennoch, Katzenbisse grundsätzlich ernst zu nehmen. Denn von den Tieren gehe die Gefahr von „zoonotischen Infektionen“ aus. Dies sind Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Die wahrscheinlich bekannteste Zoonose ist die parasitär ausgelöste Toxoplasmose. Die langen, scharfen Zähne von Katzen seien prädestiniert für tiefe Bissverletzungen, heißt es in der Arbeit weiter. „Und die direkte Einbringung von Katzenspeichel birgt ein hohes Risiko für Sekundärinfektionen.“
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Quellen
- 1. N. Jones, J. Coelho, J. Logan et al. (2023). Soft Tissue Infection of Immunocompetent Man with Cat-Derived Globicatella Species, Centers for Disease Control and Prevention (CDC).