
7. März 2025, 20:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Herzkrank zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass man sich schonen sollte. Im Gegenteil: Bewegung ist ein entscheidender Faktor, um weitere Herzprobleme zu vermeiden. Aber wissen Sie wirklich, was Ihr Herz aushält? Diese Folge FITBOOK-Experts liefert Antworten, die Menschen mit Bluthochdruck oder anderen Herzerkrankungen nicht ignorieren sollten. Kardiologe Dr. med. Christopher Schneeweis klärt auf, wie klug gesteuerte Aktivität Ihre Überlebenschancen drastisch erhöht. Welche Fehler können sich Herzkranke nicht leisten – weder beim Sport, noch bei der Ernährung oder Medikamenteneinnahme? Hier erfahren Sie es.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit Todesursache Nummer Eins. Die richtige Bewegung kann das Herz stärken und das Risiko für weitere Herzkrankheiten senken. Doch wie viel ist gesund, und wann wird es zu viel? Der Kölner Kardiologe Dr. med. Christopher Schneeweis erklärt, an welchen Werten sich ein Trainingsprogramm für Menschen mit einer Herzerkrankung orientieren sollte, mit welcher Ernährungsweise sie ihren Cholesterinspiegel günstig beeinflussen können und worauf bei der Einnahme von Medikamenten zu achten ist. Viel Spaß bei der zweiten Folge unserer „FITBOOK Experts“-Staffel mit Dr. Schneeweis, die voller wertvoller Tipps für ein starkes Herz und ein besseres Leben steckt.
Bewegung bei Herzkrankheit: „Wie ein Trainingsprogramm für einen Patienten aussehen könnte“
FITBOOOK: Welche Rolle spielt Bewegung für Herzkranke, die ihre Gesundheit verbessern wollen?
Dr. med. Christopher Schneeweis: „Wenn man herzkrank ist, sollte prinzipiell vor einer sportlichen Aktivitäten abgeklärt werden: Wie leistungsfähig ist das Herz? In der Regel machen wir Kardiologen das mit der Ultraschalluntersuchung. Eine weitere Diagnostik, um zu sehen, wie leistungsfähig das Herz ist oder ob es narbige Veränderungen im Herz gibt, ist die Herz-MRT-Diagnostik. In der Belastungsuntersuchung kann man sehen: Wie hoch kann die Herzfrequenz gehen? Treten Symptome auf, treten Herzrhythmusstörungen auf? Wie ist die Belastbarkeit, also wie viel Watt kann jemand in einer Belastungsuntersuchung erzeugen bzw. als Leistung widerspiegeln? Und daran können wir dann letztendlich schon ganz gut ablesen, wie ein Trainingsprogramm für die spezifische Erkrankung für die spezifischen Patienten und Patientinnen aussehen könnte.“
Auch interessant: Kardiologe: »Das ist der optimale Trainingsumfang für Herzgesunde
„Bei der Koronaren Herzkrankheit spielt Bewegung eine zentrale Rolle“
Was kann Bewegung bewirken bei der Koronaren Herzkrankheit?
„Wir wissen, dass gerade bei der Koronaren Herzerkrankung, also einer Verkalkung der Herzkranzgefäße, Bewegung eine zentrale Rolle spielt. Gerade in der Sekundärprävention, wenn jemand schon erkrankt ist. Bei einer solchen Person ist die Rate eines erneuten Herzereignisses umso niedriger, je mehr Schritte sie macht.“
Was ist bei der Medikamenteneinnahme zu beachten, wenn jemand herzkrank ist?
„Ganz wichtig ist, dass die Medikamente konsequent eingenommen werden. Wir wissen, gerade bei einigen Wirkstoffgruppen, dass sie ein fundamentaler Bestandteil davon sind, dass man das Risiko minimiert, dass es zu erneuten Herzeignissen kommt. Also sollten die Medikamente wirklich so eingenommen werden wie verordnet und dann nicht einfach ohne Rücksprache pausiert werden.“
„Der Cholesterinspiegel lässt sich günstig beeinflussen!“
Mit welcher Ernährung können Herzkranke ihren Cholesterinspiegel günstig beeinflussen?
„Ich sollte die Ernährung primär pflanzlich ausrichten. Ich sollte gucken, dass ich gesunde Fette zu mir nehmen wie beispielsweise in Olivenöl, Nüssen oder Avocados. Die darin enthaltenen ungesättigten Fette haben einen extrem guten Einfluss auf unseren Cholesterinspiegel. Nehme ich ungesättigte Fette zu mir, werden unsere Rezeptoren der Leber, die das Cholesterin aus dem Blut verstoffwechseln, stärker ausgebildet. Es wird mehr Cholesterin verstoffwechselt. Wenn wir gesättigte Fette nehmen (etwa in Butter, Käse, fettes Fleisch, Anm. d. Red.), sorgen wir dafür, dass diese Rezeptoren weniger ausgebildet werden. Man kann natürlich auch schauen, dass man Lebensmittel wie Haferkleie implementiert. Haferkleie hemmt durch Beta-Glucane die Cholesterinaufnahme. Auch das hat einen positiven Effekt. Sie sollten Linsen und Bohnen oder ähnliche Ernährungssbestandteile mit in die Ernährung aufnehmen, um so eine Proteinquelle zu haben.“
Auch interessant: Die überraschende Wirkung von Koffein auf das „schlechte“ Cholesterin
„Hochprozessierte Lebensmittel und unnötigen Zucker vermeiden“
Was sollte man bei der Ernährung meiden bzw. reduzieren im Sinne der Herzgesundheit?
„Ich sollte versuchen, hochprozessierte Lebensmittel zu vermeiden. Prinzipiell sollte man zudem versuchen, unnötigen Zucker zu vermeiden. Denn Zucker lässt den Glucosespiegel ansteigen und dann den Insulinspiegel. Dieser hohe Insulinspiegel erzeugt dann auch einen wahnsinnigen Stress auf unsere Endothele, also die Auskleidung unserer Gefäße. Die Auskleidung unserer Gefäße. Salz wäre die andere Sache. Salz ist vor allen Dingen dann wichtig, zu reduzieren, wenn ich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Bluthochdruck leide. Ein hoher Salzkonsum sorgt eher für höhere Blutdruckwerte.“
Auch interessant: 7 Symptome, die zeigen, dass man zu viel Zucker isst
„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Todesursache Nummer Eins“
Warum ist es wichtig, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen regelmäßig zu kontrollieren und zu behandeln?
„Es ist total wichtig, dass die Risikofaktoren regelmäßig kontrolliert und überwacht werden und gegebenenfalls auch daraufhin gehandelt wird, dass die Medikamente vielleicht umgestellt werden oder andere Medikamente zum Einsatz kommen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ja nun mal Todesursache Nummer Eins.“
Welche Werte sollten Herzkranke engmaschig kontrollieren lassen?
„Wir müssen natürlich gucken, welche Risikofaktoren liegen vor und wie können wir diese Risikofaktoren bestmöglich behandeln? Das heißt, wie hoch ist der Cholesterinspiegel? Muss ich den senken? Muss ich vor allen Dingen das ApoB-100 bzw. das LDL-Cholesterin senken? Dann sollte ich wissen: Gibt es Bluthochdruck? Muss ich den Bluthochdruck behandeln? Weitere Risikofaktoren wären natürlich der Langzeitzuckerwert, also der mögliche Diabetes mellitus. Auch hier muss möglicherweise eine Behandlung erfolgen.“
„Rauchen direkt abstellen“
Welche Risikofaktoren sollte man direkt abstellen?
„Auch Adipositas kann Bluthochdruck verursachen. Und wir müssen natürlich zusehen, dass wir den Risikofaktor Nummer Eins, den jeder selbst beeinflussen kann, das Nikotin, also das Rauchen, direkt abstellen.“
Über den FITBOOK Expert Dr. Schneeweis
Dr. med. Christopher Schneeweis ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Seine Ausbildung absolvierte er u. a. an der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Charité Berlin – wo er mehr als sieben Jahre am Deutschen Herzzentrum der Charité tätig war – und dem Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt/Main. Mit seinem Podcast „Herzcheck“. und als @doc_schneeweis auf Instagram macht er medizinisches Wissen für Laien zugänglich. Der Kardiologe ist Protagonist der bislang 3. Staffel FITBOOK Experts; weitere Experts sind die Dermatologin Dr. med. Emi Arpa sowie Zahnmedizinerin Dr. med. Anne Heinz. Sämtliche Folgen mit dem Medizinerinnen finden Sie hier.

Kardiologe Dr. Schneeweis: »Das sind die wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herzkrankheiten

Kardiologe: »Mit welcher Vorsorge Sie Schlaganfälle und Herzinfarkte vorbeugen können

Kardiologe über koronare Herzkrankheit: »Plötzlicher Herztod ist schlimmstenfalls Erstsymptom
Diese Folgen erwarten Sie in den kommenden Wochen
In den nächsten Wochen erwarten Sie weitere Herz-Themen bei FITBOOK Experts:
– Tipps für Genesene, die keinen Rückfall erleiden wollen
– Die wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herzkrankheiten
– Herzrhythmusstörungen
– Herzinsuffizienz
– Koronare Herzkrankheit
– Alles rund um Vorsorgeuntersuchungen für das Herz