27. Juli 2020, 17:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schon vor Jahrtausenden setzten Menschen auf Kapern – und das nicht nur, weil sie (vielen) gut schmecken. US-Wissenschaftler haben jetzt untersucht, was an den Blütenknospen des Echten Kapernstrauches so gesund sein könnte.
Sie sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber fernab von Fragen des Geschmacks sind sich Menschen schon seit Jahrtausenden sicher: Kapern sind sehr gesund. So sollen sie angeblich Krebs vorbeugen, entzündungshemmend wirken und gut für Kreislauf und Verdauung sein. Schon das antike römische Kochbuch Apicius erwähnt (und lobt) Kapern, wie man auf dem Newsportal Medical News Today nachlesen kann.
Nun ist es generell auch Aufgabe der Schulmedizin, (vermeintliches) Wissen von Naturvölkern nach westlichen wissenschaftlichen Standards zu untersuchen. Aus genau so einem Prozess ging letztlich auch Aspirin hervor, dessen Hauptwirkstoff, Salicin, ursprünglich in der Weidenrinde vorkommt und ab dem späten 19. Jahrhundert künstlich hergestellt werden konnte, was dem Siegeszug von Aspirin den Weg ebnete.
In der vorliegenden Studie, erschienen in der Fachzeitschrift Communications Biology, haben Wissenschaftler der Irvine School of Medicine (Teil der University of California) die genauen Wirkungsmechanismen von Kapern zu verstehen versucht.
Quercetin in Kapern gut für Herz und Hirn
Gestoßen sind sie dabei vor allem auf einen nicht unbekannten Stoff: Quercetin, einen Naturfarbstoff, der zur Gruppe der Polyphenole und Flavonoide (also sekundären Pflanzenstoffen) gehört. Damit dieser entsteht, mussten sie die Kapern aber erst einlegen (roh sind sie eh nicht verzehrbar). Schon ein 1-prozentiger Quercetin-Auszug zeigte dabei interessante Eigenschaften: Er konnte sogenannte Kaliumkanäle aktivieren. Doch was hat das zu bedeuten?
Was sind Kaliumkanäle?
„Ionenkanäle spielen eine Schlüsselrolle bei wichtigen Prozessen in unserem Körper, darunter die Kommunikation von Nervenzellen und die Anspannung von Muskeln. Sie bilden Poren in der Zellmembran und ermöglichen es geladenen Teilchen (=Ionen), in großem Tempo in Zellen hinein- und wieder hinauszuströmen. Viele Ionenkanäle sind auf eine bestimmte Ionensorte spezialisiert. In unserem Fall geht es um einen Kanal für Kalium-Ionen. (Quelle: Max-Planck-Institut)“–
Die besagten Kaliumkanäle (gehören zur KCNQ-Familie) spielen im menschlichen Körper bei unterschiedlichen Funktionen eine wichtige Rolle. Dazu zählen die Regulierung des Herzrhythmus, die Kontraktion unserer Muskeln und das Arbeiten unseres Verdauungstraktes. Funktionieren die Kanäle nicht wie biologisch vorgesehen, haben Forscher in der Vergangenheit eine Verbindung zum Entstehen von bestimmten Krankheiten feststellen können – darunter Diabetes, Herzrhythmusstörungen und vor allem Epilepsie.
Die US-amerikanischen Wissenschaftler glauben daher, dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung künftiger Medikamente gegen Epilepsie und Herzrhythmusstörungen einen Beitrag leisten können.
Quercetin kommt auch in Äpfeln oder Beeren vor
Genau das soll Kapern also gesund machen: Eingelegt enthalten bzw. entwickeln sie sekundäre Pflanzenstoffe, die – vereinfacht gesprochen – gut für die Funktion von Kaliumkanälen sind. Diese wiederum mischen bei biochemischen Prozessen mit, die mit unserer Herz- und Hirngesundheit zu tun haben. Und es müssen auch gar nicht unbedingt Kapern sein: Äpfel, Beeren, Sellerie oder grüner Tee enthalten ebenfalls Quercetin.
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Übrigens: Auch andere Wirkstoffe seien laut den Autoren der Studie bekannt für eine (noch stärkere) Aktivierung von Kaliumkanälen, darunter auch E-2-Dodecenal, das unter anderem in Koriander vorkommt. Am besten sei es außerdem, die Wirkstoffe zu kombinieren, sprich Lebensmitteln mit Quercetin und E-2-Dodecenal zusammen zu sich zu nehmen.