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In Bezug auf Sterberisiko

Kann Sport eine schlechte Ernährung ausgleichen?

Ein Paar joggt: Kann Sport schlechte Ernährung ausgleichen?
Ein paar Stücke Kuchen und dafür etwas mehr Sport? Studien haben untersucht, was Bewegung gegen ein durch schlechte Ernährung verursachtes höheres Sterberisiko ausrichten kann. Foto: Getty Images

19. Februar 2025, 11:05 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Schlechte Ernährung hat negative Folgen für die Gesundheit. Doch kann man dem mit Sport entgegenwirken? Manch einer denkt genau das. Aber weit gefehlt! Eine Studie lieferte Hinweise, dass Joggen am Morgen die Tafel Schokolade vom Vorabend nicht ausgleichen kann.

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Wer dem Sterberisiko von schlechter Ernährung entgegenwirken möchte, sollte dabei nicht allein auf sein Training vertrauen. Denn zwei Studien zeigen, dass Sport eine schlechte Ernährung nicht so einfach ausgleichen kann. Dafür untersuchten die Forscher die Zusammenhänge zwischen Ernährung, körperlicher Betätigung und der langfristigen Gesundheit und Lebenserwartung. So viel vorab: Wer glaubt, nicht darauf achten zu müssen, was er isst, solange er sich ausreichend bewegt, den müssen wir leider enttäuschen.

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Langzeitstudie mit run 86.000 Probanden

Einige Kurzzeitstudien hatten darauf hingedeutet, dass die Auswirkungen einer schlechten Ernährung durch körperliche Betätigung teilweise abgemildert werden könnten. Der Grund: Intensive Sporteinheiten beugen Entzündungen, Insulinresistenz und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) vor.1 Forscher aus Australien wollten es genauer wissen und untersuchten die langfristigen Effekte von Ernährung und Bewegung auf HKE und Sterblichkeit. Die bevölkerungsbasierte Studie analysierte Daten von über 85.000 Probanden über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Dabei wurde ermittelt, wie sich unterschiedliche Kombinationen aus Bewegung und Ernährungsqualität auf das Risiko für HKE und vorzeitigen Tod auswirken.2

Was wurde untersucht?

Ziel der Studie war, die unabhängigen und gemeinsamen Auswirkungen von Ernährung und körperlicher Aktivität auf das Risiko für HKE und die Sterblichkeit zu bestimmen. Die Forscher untersuchten insbesondere:

  • Unabhängige Effekte: Wie beeinflussen Ernährung und Bewegung jeweils für sich das Risiko für HKE und Tod?
  • Wechselwirkungen: Verstärken sich die positiven Effekte von Bewegung und Ernährung gegenseitig?
  • Kombinationen: Welche Kombination aus Bewegung und Ernährung senkt das Risiko am stärksten?

Studiendesign und Methoden

Die Studie basierte auf Daten der „45 and Up Study“, einer groß angelegten Langzeitstudie aus New South Wales, Australien. Insgesamt wurden 85.545 Personen im Alter von 45 bis 74 Jahren ohne vorherige HKE-Diagnose oder schwere körperliche Einschränkungen über einen Zeitraum von 10,7 Jahren beobachtet.

Folgende Faktore nahm man unter die Lupe

Ernährungsqualität

Erfasst anhand eines Punktesystems (0–10), das den Verzehr von Obst, Gemüse, Fisch, rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten bewertete.

Bewegungsintensität

Ermittelt mit dem „Active Australia Survey“, das die wöchentliche Zeit für Gehen, moderate Aktivität und intensive Bewegung (z. B. Joggen) erfasste.

Gesundheitliche Entwicklung
  • Erste Krankenhausaufnahme aufgrund von HKE
  • Todesfälle durch HKE

Die Teilnehmer wurden basierend auf ihren Bewegungsgewohnheiten und ihrer Ernährungsqualität in Gruppen eingeteilt. Mithilfe statistischer Modelle wurden Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und den gesundheitlichen Ergebnissen berechnet.

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Das Studienergebnis

Die Studie zeigte deutliche Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität, Ernährung und Gesundheitsrisiko:

Mehr Bewegung ist mit niedrigerem Sterberisiko verbunden

Teilnehmer, die mindestens 300 Minuten moderate bis intensive Bewegung pro Woche ausübten, hatten ein um 44 Prozent niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Tod und ein um 48 Prozent geringeres Risiko für vorzeitigen Tod insgesamt.

Höhere Ernährungsqualität reduziert das Risiko für Gesamtmortalität

Personen mit der höchsten Ernährungsqualität hatten ein 17 Prozent geringeres Risiko, frühzeitig zu sterben, im Vergleich zu denen mit der niedrigsten Qualität.

Keine signifikante Verstärkung der Effekte

Eine Kombination aus gesunder Ernährung und Bewegung führte nicht zu einer stärkeren Risikoreduktion als die beiden Faktoren einzeln. Allerdings zeigte sich auch kein negativer Einfluss der Kombination.

Zusätzlicher Nutzen durch intensive Bewegung

Teilnehmer, bei denen über 20 Prozent ihrer gesamten körperlichen Aktivität aus intensiver Bewegung (z. B. Joggen) bestand, hatten ein zusätzlich um acht bis elf Prozent geringeres Risiko für HKE-Krankenhausaufenthalte.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Diese Ergebnisse haben wichtige Implikationen für Gesundheitsrichtlinien:

Bewegung ist essenziell für die Gesundheit

Die Studie bestätigt, dass regelmäßige Bewegung das Risiko für HKE und vorzeitigen Tod deutlich senkt. Selbst moderate Bewegung von 150 Minuten pro Woche war mit einer Reduktion des Sterberisikos verbunden.

Eine gesunde Ernährung bleibt wichtig

Auch wenn der Einfluss auf HKE-Krankenhausaufenthalte in dieser Studie nicht eindeutig war, reduzierte eine qualitativ hochwertige Ernährung das allgemeine Sterberisiko.

Bewegung kann eine schlechte Ernährung nicht vollständig ausgleichen

Die Daten zeigen, dass regelmäßiger Sport allein zwar gesundheitliche Vorteile bringt, aber nicht alle negativen Effekte einer ungesunden Ernährung aufheben kann.

Mehr Fokus auf Bewegung und Ernährung in der Prävention

Individuelle Empfehlungen sollten beide Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.

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Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Stärken der Untersuchung

  • Große Stichprobe von über 85.000 Teilnehmern ermöglicht belastbare Ergebnisse.
  • Lange Beobachtungsdauer von über zehn Jahren erlaubt Aussagen über langfristige Effekte.
  • Berücksichtigung mehrerer Einflussfaktoren, um Verzerrungen zu minimieren.

Schwächen der Untersuchung

  • Selbstauskunft: Ernährung und Bewegung wurden über Fragebögen erfasst, was zu Ungenauigkeiten führen kann.
  • Unvollständige Ernährungserfassung: Der Ernährungsindex umfasste nur eine begrenzte Anzahl von Lebensmitteln, wodurch wichtige Faktoren wie Vollkornprodukte oder Nüsse nicht berücksichtigt wurden.
  • Keine erfassten Mechanismen: Die Studie zeigt Zusammenhänge, kann aber keine Ursachen-Wirkungs-Beziehungen belegen.

Zukünftige Studien sollten genauere Messmethoden (z. B. Ernährungsprotokolle, Fitness-Tracker) verwenden und mögliche Mechanismen zwischen Ernährung, Bewegung und HKE untersuchen.

Langzeitstudie mit 300.000 Erwachsenen aus dem Jahr 2022

Die Studienergebnisse untermauern Erkenntnisse, die dassselbe Forschungsteam in einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2022 gewonnen hatten. Damals analysierten sie die Ernährungs- und Bewegungsmuster von 346.627 britischen Erwachsenen aus der UK Biobank über einen Zeitraum von elf Jahren. Diese setzten sie in Bezug zu den ebenfalls erfassten Todesfällen und Todesursachen. In ihrer Untersuchung stellten sie die Annahme auf den Prüfstand, dass man ein erhöhtes Sterberisiko durch schlechte Ernährung mit Sport ausgleichen könne. „Schlechte Ernährung“ meinte hierbei einen geringen Verzehr von Obst und Gemüse, wenig Fisch, dafür viel rotes (insbesondere verarbeitetes) Fleisch.3 Während die australischen Forscher in ihrer Studie von 2024 den Fokus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen legten, umfasste ihre Untersuchung aus dem Jahr 2022 auch Krebserkrankungen.

Gute Ernährung und Sport in Kombination

Innerhalb der analysierten 11,2 Jahre starben 2650 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 4522 starben an durch Adipositas bedingten Krebserkrankungen wie Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen– oder Darmkrebs. 13.869 Teilnehmer starben an anderen Ursachen.

Es versteht sich vielleicht von selbst, dass Menschen mit einem hohen Maß an körperlicher Aktivität und einer qualitativ hochwertigen Ernährung am besten abschnitten. Sie verringerten ihr Sterberisiko unabhängig von der Ursache um 17 Prozent. Verglichen mit Menschen, die sich wenig bewegten und sich ungesünder ernährten, hatten sie ein um 19 Prozent geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein um 27 Prozent geringeres Risiko, an bestimmten Krebsarten zu sterben.

Jene Gruppe, die sich also qualitativ hochwertig ernährte, erlitt seltener eine der genannten Krebserkrankungen. Die Probanden mit dem geringsten Risiko wiesen neben einer gesunden Ernährungsweise zudem ein höheres Maß an körperlicher Aktivität auf.

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Sport gleicht schlechte Ernährung nicht aus

Sowohl in der aktuellen als auch in der älteren Studien kamen die Forscher zu dem Schluss, dass Ernährung und körperliche Betätigung sich ergänzende Auswirkungen auf die Energie-, Lipid-, Glukose- und Stoffwechselstabilität haben. Das bedeutet, dass sowohl die Ernährung als auch die körperliche Aktivität unabhängig voneinander entscheidend für die Langlebigkeit sind. Aber nur, wer sich sowohl der Ernährung als auch dem Sport bewusst und gesund widmet, unterstützt seine langfristige Gesundheit und beugt damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas-bedingten Krebsarten vor. Wer möglichst lang und gesund leben möchte, sollte sich ausgewogen ernähren und ausreichend bewegen.

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Quellen

  1. Walhin J.P., Richardson J.D., Betts J.A. (2013). Exercise counteracts the effects of short-term overfeeding and reduced physical activity independent of energy imbalance in healthy young men. The Journal of Physiology. ↩︎
  2. Ding, D., Buskirk J.V., Partridge, S. et al. (2024). The association of diet quality and physical activity with cardiovascular disease and mortality in 85,545 older Australians: A longitudinal study. Journal of Sport and Health Science. ↩︎
  3. Ding D., Buskirk J.V., Nguyen B. (2022). Physical activity, diet quality and all-cause cardiovascular disease and cancer mortality: a prospective study of 346 627 UK Biobank participants. British Journal of Sports Medicine. ↩︎
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