19. März 2020, 19:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die meisten Restaurants in Deutschland dürfen wegen Corona ab 18 Uhr keine Gäste mehr bewirten, in NRW gilt die verpflichtende Schließung inzwischen ab 15 Uhr. Wer nicht kochen will oder kann und mehr essen möchte als ein Butterbrot, kann nach wie vor Essen über den Lieferservice bestellen. Bloß könnte es natürlich sein, dass unter den Küchenangestellten Corona-Infizierte sind. Besteht dann über das Essen Ansteckungsgefahr? Wir haben Experten gefragt.
Kunden von Lieferando wurden Anfang der Woche per E-Mail darüber informiert, dass sie über die Website oder App weiterhin Essen sowohl zur Lieferung als auch Abholung bestellen können. „Am vergangenen Freitag haben wir die kontaktlose Lieferung als vorsorgliche Maßnahme eingeführt“, erklärte der Lieferservice im Zuge der Ausbreitung von Corona. Diese sieht so aus, dass der Kurier beim Kunden klingelt und das verpackte Essen dann vor der Tür abstellt. Bezahlt wird online.
Auswärts abendessen gehen ist verboten
Möglich, dass viele diesen Service fortan verstärkt nutzen wollen. Entgegen der Empfehlung aus der Politik hat ein großer Teil Deutschlands weiterhin Gaststätten besucht, ist also nicht zu Hause geblieben, um eine mögliche Ansteckungskette mit dem Coronavirus zu unterbrechen. Nun sind Restaurants, Cafés und Bars behördlich angehalten, ab spätestens 18 Uhr zu schließen.
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Restaurant-Schließungen nicht ohne Grund
Bleibt natürlich der Grund für diesen Beschluss: der Versuch, eine Verbreitung von Covid-19 einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen. Die Zahl der Infizierten in Deutschland hat die 10.000er-Marke überschritten. Gut möglich also, dass in den Lokalen, die mit Lieferservices zusammenarbeiten, Coronakranke tätig sind – wenn auch ohne von ihrer Ansteckung zu wissen. Wäre das Essen dann unter Umständen kontaminiert? Und kann man sich damit anstecken?
Kann man sich über Essen vom Lieferservice mit Corona infizieren?
Nein, versichert Frau Prof. Constanze Wendt, Fachärztin für u.a. Infektionsepidemiologie, Hygiene und Umweltmedizin. „Eine Übertragung über Lebensmittel ist nicht bekannt. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass über die von Ihnen beschriebenen Mechanismen ausreichend hohe Virusmengen in den Schleimhäuten der Atemwege eines Mitmenschen ankommen könnten“, so ihre Einschätzung.
Warum schließen dann alle Gastronomiebetriebe? Wäre es beispielsweise gefährlicher, in einem Lokal von kontaminiertem Geschirr oder Besteck zu essen? Also zusammengefasst:
Sollte man Restaurantbesuche auch vor 18 bzw. 15 Uhr unterlassen?
„Restaurants werden geschlossen, um Menschenansammlungen zu vermeiden, bei denen es zur Übertragung durch Tröpfchen kommen könnte“, weiß Prof. Wendt. „Zudem sitzen Menschen zusammen, die man nicht zurückverfolgen könnte.“ Etwaige Ansteckungsketten wären dadurch schwerer nachzuvollziehen.
Mit möglicherweise kontaminierten Tellern und Gabeln hat das Ganze also nichts zu tun. Das sagt uns auch Arzt und Dipl. Molekular-Biologe Enrico Zessin. Ohnehin wären etwaige Viren spätestens dann inaktiviert, wenn sie aus der Spülmaschine gekommen sind. Coronaviren sind hitzeinstabil und in der Gastronomie würde bei mindestens 60 Grad gewaschen, erinnert er uns.
Zessin ist überzeugt: „Eine Ansteckung durch Geschirr oder Besteck in der Gastronomie wurde bisher nicht beschrieben und ist aufgrund der geringen Umweltstabilität auf trockenen Oberflächen als unwahrscheinlich einzuschätzen.“
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Fazit
Man kann sich also weiterhin Essen beim Lieferdienst bzw. direkt über Lokale bestellen, die diesen Service über eigene Kuriere anbieten. Für alle, die ganz auf Nummer sicher gehen wollen, hat Zessin einen Extra-Tipp: gekochtes Essen bestellen, also nichts Kaltes wie beispielsweise Sushi. Dann dürfe keinerlei Grund zur Besorgnis bestehen.