23. Januar 2025, 20:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer sich gesundheits- und figurbewusst ernähren möchte, sollte auch auf die Getränke achten, die er konsumiert. Am besten ist Mineralwasser – es enthält Nährstoffe und dabei keine Kalorien oder Süßungsmittel. Doch ist es besser, Wasser mit oder ohne Kohlensäure zu trinken? Eine aktuelle Studie liefert einige spannende Argumente dafür, häufiger zum Sprudelwasser zu greifen. Offenbar hat das enthaltene Kohlenstoffdioxid (CO₂) Einfluss auf den Blutzucker und den Stoffwechsel. Könnte man sogar so weit gehen, zu sagen, dass kohlensäurehaltiges Wasser beim Abnehmen hilft? FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erklärt die Details der Untersuchung.
Mineralwasser versorgt uns u.a. mit Kalium, Kalzium, Magnesium und Natrium. Um unseren Körper am Leben zu halten, kommen wir nicht darum herum, Wasser zu trinken. 1,5 Liter sollten es bei einem Erwachsenen täglich sein.1 Aber offenbar erfüllt das Wasser (insofern es Kohlensäure enthält) in unserem Körper auch bisher noch nicht hinlänglich erforschte Funktionen, die insbesondere für Menschen von großem Interesse sein könnten, die auf ihren Blutzuckerspiegel achten müssen – und gleichzeitig die Frage aufwerfen, ob sie beim Halten von Gewicht oder sogar abnehmen helfen können.
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Übersicht
Wie könnte Wasser mit Kohlensäure das Abnehmen unterstützen?
Kohlensäurehaltiges Wasser wurde in früheren Studien mit positiven Effekten wie gesteigertem Sättigungsgefühl, erhöhter Magenmotilität und niedrigerem Blutzuckerspiegel in Verbindung gebracht.2,3,4,5 Doch die zugrunde liegenden Mechanismen und die langfristigen Auswirkungen sind noch nicht vollständig verstanden. Eine aktuelle Analyse schon bestehender Studienkenntnisse versucht, hier Lücken zu schließen und ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, wie CO₂ aus kohlensäurehaltigem Wasser den Stoffwechsel in roten Blutkörperchen beeinflusst. So viel sei verraten: Es kurbelt die Glykolyse – also die Glukose- bzw. Zuckerverwertung – an.6 Aber kann dieser Effekt tatsächlich einen Beitrag zur Gewichtsreduktion leisten?
Was und warum wurde untersucht?
Gegenstand der aktuellen Forschungsarbeit von Wissenschaftler Akira Takahashi waren verschiedene Studien zum Effekt von Wasser und CO₂, u. a. auf den Stoffwechsel und die Blutzellen, sowie eine Studie von 2004, die sich mit der Wirkung von Hämodialyse (Blutwäsche) und der Beteiligung von CO₂ an diesem Mechanismus beschäftigt hatte – und an der Takahasi selbst mitgearbeitet hatte.7
Ziel der Auswertung der Studien und der Vergleich mit der Dialyse-Studie war, aufzuzeigen, wie genau CO₂ in kohlensäurehaltigem Wasser den Stoffwechsel beeinflusst.
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Studiendesign und Methoden
Die Analyse basiert auf einer Kombination experimenteller Daten und theoretischer Überlegungen sowie dem Vergleich mit den Erkenntnissen aus der Dialyse. Herausgearbeitet wurde, was mit dem Kohlenstoffdioxid aus kohlensäurehaltigem Wasser nach dem Trinken im Körper passiert – und ob dies eine Auswirkung auf das Körpergewicht und die Gewichtsreduktion haben könnte.
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Die Erkenntnisse der Studie
Was passiert mit dem CO₂, das nach dem Konsum von Sprudelwasser durch die Magenschleimhaut aufgenommen wird? Das Ergebnis der Analyse: Es gelangt ins Blut und wird dort von roten Blutkörperchen absorbiert. Durch die Wirkung des Enzyms Karboanhydrase wird CO₂ in Bikarbonat, auch bekannt als das Natriumsalz der Kohlensäure (HCO3−), umgewandelt. Dadurch steigt der pH-Wert in den Blutzellen, was im Körper wiederum Mechanismen zur Regulierung des pH-Werts in Gang setzt. Enzyme wie Hexokinase und Phosphofruktokinase werden aktiviert, die für die Glykolyse (Verstoffwechselung von Zucker) entscheidend sind. Genauer bedeutet dies, dass die Glukoseaufnahme aus dem Plasma gesteigert wird.
Ein Vergleich mit der Hämodialyse zeigte, dass der beschriebene durch CO₂ im Blut ausgelöste Prozess dem der 2004 erforschten Blutwäsche, bei der CO₂ als Dialyseflüssigkeit zum Einsatz gekommen war, ähnelte. Während der Hämodialyse sank der Blutzuckerspiegel durchschnittlich von 118,3 mg/dL auf 98,6 mg/dL (Rückgang: 19,7 mg/dL). Und das trotz einer höheren Glukosekonzentration in der Dialyseflüssigkeit. Diese Widersprüchlichkeit zwischen Blutzuckerwerten und Zuckerkonzentration wurde darauf zurückgeführt, dass CO₂ die Glukoseaufnahme durch rote Blutkörperchen verstärken kann.
Weitere in der aktuellen Analyse berücksichtigte frühere Studien zur Sättigung und Magenmotilität durch kohlensäurehaltiges Wasser zeigten zudem, dass CO₂ Druck im Magen auslöst und somit die Sättigung fördern kann.
Wirkung von CO₂ auf Blut und Stoffwechsel im Überblick
Die Ergebnisse legen nahe, dass CO₂ die Glukoseverwertung in roten Blutkörperchen steigert und den Blutzuckerspiegel senkt, allerdings nur in begrenztem Umfang.
Blutzuckersenkung während der Hämodialyse
Der Blutzuckerspiegel sank durchschnittlich von 118,3 mg/dL auf 98,6 mg/dL. Dies verdeutlicht die Fähigkeit von CO₂, Glukose in roten Blutkörperchen zu metabolisieren.
CO₂ aus kohlensäurehaltigem Wasser aktiviert Glykolyse
Auch hier wird die Glykolyse durch einen pH-Anstieg aktiviert. Die Effekte auf den Blutzuckerspiegel sind jedoch deutlich geringer als bei der Hämodialyse, da die aufgenommene CO₂-Menge kleiner ist.
Einfluss auf das Sättigungsgefühl
Kohlensäurehaltiges Wasser kann das Sättigungsgefühl verbessern, indem es durch die Freisetzung von Gasen den Magen dehnt.
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Die Studie zeigt, dass CO₂ kurzfristig den Blutzuckerspiegel senken und die Glukoseaufnahme fördern kann. Doch bedeutet dies, dass CO₂ aus kohlensäurehaltigem Wasser wirklich effektiv beim Abnehmen unterstützen kann? Das glaubt Takahashi nicht. Er erklärt in seiner Analyse, dass der Effekt für eine Gewichtsreduktion zu gering sei. Die aufgenommene Menge an CO₂ reiche nicht aus, um signifikante kalorische Effekte zu erzielen.
Die beschriebenen Mechanismen von CO₂ seien eher für Menschen mit Insulinresistenz oder Diabetes von Bedeutung. So sei es für sie etwa wichtig, zu wissen, dass der Konsum von kohlensäurehaltigem Wasser die Blutzuckermessungen beeinflussen, also verfälschen, könnte.
Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Die Analyse liefert wertvolle Einblicke in die Mechanismen der CO₂-Wirkung, jedoch sind die praktischen Effekte begrenzt.
Menge an CO₂
Die durch Sprudelwasser aufgenommene CO₂-Menge ist zu gering, um klinisch relevante Effekte zu erzielen. Sich durch das Trinken von kohlensäurehaltigem Wasser bemerkenswerte Erfolge beim Abnehmen zu erhoffen, ist deshalb nicht empfehlenswert.
Vergleich mit der Hämodialyse
Während bei der Hämodialyse Blutzuckersenkungen von 19,7 mg/dL beobachtet wurden, ist der Effekt von kohlensäurehaltigem Wasser deutlich kleiner.
Langfristige Daten
Es fehlen Studien, die die Auswirkungen eines regelmäßigen Konsums von kohlensäurehaltigem Wasser auf Gewicht und Stoffwechsel über längere Zeiträume untersuchen.
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Fazit
Kohlensäurehaltiges Wasser kann kurzfristig den Blutzuckerspiegel senken und das Sättigungsgefühl fördern, jedoch sind die Effekte zu gering, um eine klinisch signifikante Gewichtsreduktion zu bewirken. Als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und Bewegung kann es jedoch nützlich sein, sich öfter mal für ein Sprudelwasser zu entscheiden. Weitere Forschung ist erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen und die optimale Nutzung dieses Getränks zu verstehen.