6. Januar 2020, 17:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Tierstudie legt nahe, dass ein Diäterfolg AUCH von der Körpertemperatur abhängt. Vorausgesetzt, man stellt einen evolutionär bedingten Notfall-Mechanismus ab.
Eine Studie mit Mäusen legt die Vermutung nahe, dass man die Wirkungskraft von Diäten erhöhen würde, wenn man einen grundlegenden körperlichen Reflex unterdrücken könnte. Und zwar das Fallen der Körperkerntemperatur. Dazu muss man wissen, dass der Körper auf Nahrungsentzug dergestalt reagiert, dass er die Körpertemperatur reduziert. Das hat damit zu tun, dass ein Großteil der Energie aus der Nahrung für Körperwärme draufgeht. Bekommt der Körper weniger Essen (wie bei einer Diät) und damit auch weniger Energie, verringert er für einen niedrigeren Grundumsatz seine Kerntemperatur.
Dr. Bruno Conti vom Scripps Research Institute in La Jolla (Kalifornien) erklärt dazu: „Bis zu 50 Prozent von dem, was wir täglich essen, wird als Energie für die Aufrechterhaltung unserer Körpertemperatur umgesetzt. Wenn das Essen knapp wird, passen sich Säugetiere darauf an, indem sie ihre Körpertemperatur senken – und damit auch ihren Energieverbrauch und den Verlust von Körpergewicht.“
Doch genau eine solche Reaktion steht natürlich im Widerspruch mit einem Diätvorhaben. An genau dieser Stelle haben die Wissenschaftler aus Kalifornien angesetzt. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachpublikation „Current Biology“ veröffentlicht.
Das haben die Forscher untersucht
Dass der Körper auf Nahrungsknappheit mit einem Absenken der Temperatur reagiert, hängt – so haben Dr. Conti und seine Kollegen herausgefunden – mit einem speziellen Rezeptor zusammen. Die Rede ist vom sogenannten Kappa-Opioid-Rezeptor (KOR).
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Wenn es den Forschern gelingt, diesen Rezeptor im Gehirn zu blockieren, würden sie dann mehr abnehmen als Mäuse einer Kontrollgruppe? Ja, lautet die Antwort! Und das sowohl bei dicken als auch bei schlanken Mäusen, denen eine Diät verordnet wurde.

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Das haben die Forscher herausgefunden
Das Team um Dr. Conti legte die Neuronen des KOR bei Mäusen, die schon sechs Wochen abnehmen mussten, lahm. Ergebnis: Die Tiere verloren im Vergleich zu Mäusen mit intaktem KOR weitere sechs Prozent an Körpergewicht.
Noch deutlicher fielen die Resultate bei dicken Mäusen aus, denen Nahrung vorenthalten wurde: Bei blockiertem KOR verloren sie fast doppelt so viel an Körpergewicht.
Aus diesen Ergebnissen lässt sich die Hoffnung ableiten, ein Medikament auch für jene Menschen zu entwickeln, die trotz strenger Diät Schwierigkeiten bei der Gewichtsabnahme haben. Und möglicherweise ist eine Lösung schon näher, als die Tatsache, dass die Studie an Mäusen durchgeführt wurde, vermuten lässt. In einem nächsten Schritt will Dr. Conti bereits existierende Medikamente, über die man weiß, den KOR hemmen zu können, genauer unter die Lupe nehmen. „Die nötigen Werkzeuge, um in diesen Mechanismus einzugreifen, sind womöglich schon da und könnten rasch zu Medikamenten weiterentwickelt werden“, sagt Dr. Conti.