26. November 2024, 20:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kaffee sagt man nach, dass er die Verdauung anrege. In dem koffeinhaltigen Getränk sind Inhaltsstoffe vertreten, die dazu beitragen können. Wie sieht es aber hinsichtlich der Darmflora aus, kann sich Kaffee auf das Mikrobiom auswirken? Das untersuchte eine Studie, FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle erklärt die Details.
Das Darmmikrobiom – oder auch Darmflora genannt – beschreibt die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Darm besiedeln. Es spielt nicht nur bei der Verdauung eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Entgiftung, der Produktion von lebenswichtigen Vitaminen sowie antientzündlichen Stoffen und der Unterstützung des Immunsystems. Die Einnahme von Antibiotika, Stress oder falsche Ernährungsweisen können das mikrobielle Gleichgewicht aus dem Takt bringen. Das kann wiederum unterschiedliche, leichte bis schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Eine Studie sah sich nun genauer an, ob Kaffee das Darmmikrobiom beeinflussen kann. Zum einen, weil das Getränk oft als verdauungsanregend bezeichnet wird, zum anderen, weil Kaffee mit 2,6 Milliarden Tassen, die täglich konsumiert werden, als eines der beliebtesten Getränke gilt.1
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Übersicht
Bestimmung des Kaffeekonsums
Für die vorliegende Studie nutzten die Wissenschaftler Daten aus fünf Zoe-Predict-Programmen – eine groß angelegte Studie mit dem Ziel, herauszufinden, wie Ernährung den Körper beeinflusst.2 In jeder dieser fünf Kohorten fragte man die Teilnehmer mithilfe von Fragebögen nach ihren Essgewohnheiten. Bei der Analyse dieser Daten von insgesamt 22.867 Probanden aus dem Vereinigten Königreich und der USA fokussierten sich die Wissenschaftler vor allem auf den Kaffeekonsum und unterteilten ihn in drei Kategorien:
- Kein Kaffeekonsum bis kaum Kaffeekonsum (Gruppe 1): Weniger als 20 Gramm pro Tag. Das entspricht 0,7 Tassen pro Tag bzw. 3 Tassen pro Woche.
- Moderater Kaffeekonsum (Gruppe 2): 20 Gramm bis 600 Gramm pro Tag. Das entspricht 3 Tassen pro Tag.
- Hoher Kaffeekonsum (Gruppe 3): Mehr als 600 Gramm pro Tag.
Unterstudien mit Stuhlproben
Eine Unterstudie der sogenannten Health Professionals Follow-up Study umfasste 700 Männer im Alter zwischen 52 und 81 Jahren, die zwei Stuhl- und Blutproben abgaben. Zusätzlich zog man Informationen von 116.429 US-amerikanischen Krankenschwestern im Alter von 25 bis 42 Jahren aus der NHSII heran, einer fortlaufende Kohortenstudie. Auch diese Teilnehmerinnen gaben Stuhl- und Blutproben ab. Bei allen Probanden fragte man zusätzlich Essgewohnheiten ab, darunter auch den Kaffeekonsum.
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Unterschiede im Darmmikrobiom zwischen Kaffee- und Nicht-Kaffeetrinkern
Die Forscher glichen die Daten von Kaffeetrinkern mit denen der Nicht-Kaffeetrinker anhand gängiger wissenschaftlicher Verfahren ab und setzten sie in Relation mit den Werten aus den Stuhlproben. Dabei beobachteten sie einen wesentlichen Unterschied im Darmmikrobiom von Kaffeekonsumenten und Nicht-Konsumenten. „Insgesamt konnten wir 115 Bakterienarten identifizieren, die mit dem Kaffeekonsum in Verbindung stehen. Interessanterweise korrelierten die zehn Bakterienarten mit der stärksten Beziehung zum Kaffee auch stark mit dem Konsum von entkoffeiniertem Kaffee“, schreiben die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung.3 Besonders auffällig: die Populationszahlen des Bakteriums namens Lawsonibacter asaccharolyticus. Bei den regelmäßigen Kaffeetrinkern – unabhängig davon, ob Koffein enthalten ist – fiel der Wert dieser Populationszahl sechs- bis achtmal so hoch wie bei Menschen aus, die keinen Kaffee tranken. „Darüber hinaus konnten wir anhand von Daten aus 25 Ländern weltweit dieselben Zusammenhänge nachweisen.“
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„Wir stellten außerdem fest, dass Menschen mit L. asaccharolyticus in ihrem Darmmikrobiom erhöhte Hippuratwerte aufwiesen, ein Marker für Stoffwechsel und Darmgesundheit“, erklären die Forscher. „Hippurat wird von Darmbakterien gebildet, wenn sie Polyphenole, wie sie in Kaffee vorkommen, verstoffwechseln.“
Grundsätzlich gehen die Wissenschaftler also davon aus, dass das L. asaccharolyticus eine positive Wirkung auf die Darmgesundheit haben könne. Es soll unter anderem dabei helfen können, Bakterien und Viren abzuwehren, das Risiko für Typ-2-Diabetes zu senken und Krebs zu verlangsamen.
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Einordnung der Studie
Die vorliegende Studie stellt durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kaffee und dem Darmmikrobiom her – auch dass das Getränk positive Auswirkungen auf die Flora haben kann. Dennoch sollte man die Studie mit kritischem Blick betrachten, da die Abfrage der Lebensmittel bzw. Ernährungsgewohnheiten auf der subjektiven Wahrnehmung der Probanden basierte. Da man zudem einen Zeitraum von einem Jahr abfragte, können Erinnerungslücken auch zu falschen Ergebnissen geführt haben.
Auch wenn die Wissenschaftler den Zusammenhang von Kaffee und dem Darmmikrobiom mit Daten von 25 Ländern prüften, stammt der Hauptteil der Teilnehmer aus dem Vereinigten Königreich und der USA. Demnach ist es nicht gewährleistet, dass die Daten auch auf andere Bevölkerungsgruppen zutreffen würden.