30. Juli 2020, 16:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei besonders schweren Covid-19-Verläufen kommt man um eine künstliche Beatmung nicht herum. Das klingt nicht nur extrem invasiv, sondern ist auch gleichbedeutend mit einem erschreckend hohen Risiko, an der Lungenerkrankung zu sterben. Forscher haben noch weitere interessante Erkenntnisse erarbeitet.
Das haben die Forscher untersucht
Datengrundlage für die Wissenschaftler um Prof. Christian Karagiannidis, dem Leiter des ECMO-Zentrums an der Lungenklinik Köln-Merheim, waren die Corona-Verläufe aller AOK-Versicherten, die im Zeitraum zwischen dem 26. Februar und dem 19. April wegen Covid-19 stationär behandelt werden mussten. Insgesamt waren das 10.021 Menschen, die durchschnittliche Aufenthaltszeit im Krankenhaus betrug 14 Tage. Nachzulesen sind die Ergebnisse der Kohortenstudie in der Fachpublikation „Lancet Respiratory Medicine“.
Von den über 10.000 untersuchten Krankenhaus-Patienten (bei einem Altersdurchschnitt von 72 Jahren) sind 2229 Patienten verstorben. Also rund 22 Prozent und damit mehr als jeder Fünfte. Und auch für Deutschland hat sich das bestätigt, was schon in anderen internationalen Studien zu beobachten war: Mit steigendem Alter schoss auch die Sterblichkeit nach oben. Während bei den stationär behandelten Patienten unter 60 nur fünf Prozent starben, waren es bei den 60- bis 69-Jährigen schon 15 Prozent. Die Mortalität stieg in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen auf 27 Prozent und bei den über 80-Jährigen sogar auf 38 Prozent.
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Noch düsterer sah die Prognose aus, wenn künstlich beatmet werden musste. Rund 28 Prozent aller beatmeten Patienten unter 60 Jahren starben. Und je älter die Patienten waren, umso (deutlich) höher war auch das Sterberisiko. Bei den 60- bis 69-Jährigen betrug es 46 Prozent, bei den 70- bis 79-Jährigen 63 Prozent und bei den über 80-Jährigen sogar 72 Prozent. Insgesamt lag die Sterblichkeit in allen Altersgruppen bei durchschnittlich 53 Prozent.
Viele Covid-19-Tote im Krankenhaus trotz guter Versorgung
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass keiner der Patienten verstarb, weil die Behandlung aufgrund von Engpässen nicht optimal verlaufen konnte. Wie das „Ärzteblatt“ schreibt, seien die deutschen Krankenhäuser besser auf die Krise vorbereitet gewesen als beispielsweise Kliniken in Italien (wo die Pandemie zuerst in Europa wütete). Auch sei die Anzahl an Intensivbetten pro Einwohner hierzulande deutlich höher als etwa in England oder Spanien. Und zu keiner Zeit habe ein Mangel an Beatmungsplätzen in Deutschland geherrscht, wie Prof. Karagiannidis erklärt. Dass dennoch so viele Patienten, die man im Krankenhaus behandeln musste, an Covid-19 starben, unterstreicht die Gefährlichkeit des Coronavirus. Vor allem dann, wenn man schon älter ist und/oder unter Vorerkrankungen leidet.
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Bluthochdruck häufigste Covid-19-Begleiterkrankung
Außerdem haben sich die Forscher angeschaut, unter welchen Begleiterkrankungen die stationär behandelten Covid-19-Patienten litten. Mit Abstand am häufigsten vertreten war dabei die Diagnose Bluthochdruck (56 Prozent), gefolgt von Diabetes (28 Prozent), Herzrhythmusstörungen (27 Prozent), Niereninsuffizienz (23 Prozent), Herzinsuffizienz (20 Prozent) sowie COPD, einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (14 Prozent).