18. Juni 2024, 13:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zwar konnte sich das französische Team am Montagabend gegen Gruppengegner Österreich durchsetzen. Doch zur Freude mischte sich auch bei den Fans Sorge um Mannschaftskapitän Kylian Mbappé, der blutverschmiert aus einem Zusammenstoß mit Gegenspieler Kevin Danso hervorging. Inzwischen ist die Diagnose da: Mbappés Nase ist gebrochen. Das bedeutet nicht automatisch, dass das Fußball-Turnier für ihn beendet sein muss. FITBOOK geht genauer darauf ein.
Die Franzosen hatten es beim 1. EM-Spieltag gegen Österreich nicht leicht – das Spiel endete mit einem recht hart erkämpften 1:0. Doch kurz vor Ende der Partie hat Kylian Mbappé sein Trikot mit Blut, und sich selbst übrigens nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nach dem heftigen Zusammenprall mit Österreichs Innenverteidiger Kevin Danso verharrte der Verletzte auf den Platz – offensichtlich, um eine Unterbrechung beziehungsweise Wechselpause für sein Team zu erzwingen. Das kam beim Gegner und der Öffentlichkeit gar nicht gut an. Er selbst fiel jedenfalls sofort aus. Und wie die Sportzeitung „L‘Equipe“ berichtet, gab es in einem Krankenhaus in Düsseldorf die Diagnose: Fraktur. Was das jetzt bedeutet.
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Übersicht
Mit gebrochener Nase Fußball spielen – grundsätzlich möglich
Ausgerechnet zur EM könnte der Nationalspieler auf den Befund wohl verzichten. Doch tatsächlich hatte man laut Angaben des Französischen Fußballverbands FFF unmittelbar nach dem Vorfall gar mit Schlimmerem gerechnet. Auch war zunächst eine Operation im Gespräch. Zusammenfassend ist das Ganze also glimpflich ausgegangen. Dass Kylian Mbappé beim nächsten Frankreich-Match am kommenden Freitag spielen kann, ist offenbar nicht ausgeschlossen. In dem Fall müsste der Kapitän mit gebrochener Nase Fußball spielen.
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Klingt im ersten Moment wie ein zumindest leichtsinniges Unterfangen. Denn wie nicht zuletzt Mbappés aktueller Fall zeigt, sind beim Fußball Zusammenstöße keine Seltenheit. Auch sollte natürlich kein Ball eine gebrochene Nase treffen. Dennoch hat man in den vergangenen Jahren immer wieder Kicker trotz der Diagnose spielen sehen. Möglich machen das spezielle Gesichtsmasken, die auch in anderen Kontaktsportarten vor Sekundärverletzungen schützen sollen. Wie FFF-Präsident Philippe Diallo erklärte, werde aktuell eine solche Maske für den verletzten Mbappé angefertigt und seine Rückkehr aufs Feld in Erwägung gezogen.
So sollen Carbonmaske beim Kontaktsport (wie Fußball) schützen
Das Gütersloher Sanitätshaus Bockholt ist unter anderem auf die Herstellung von Carbonmasken spezialisiert. FITBOOK hatte dort bereits 2018 – damals hatte sich Nationalspieler Sebastian Rudy die Nase gebrochen – Genaueres über die Funktionsweise des medizinischen Hilfsmittels erfragt.
Zweck der Maske sei es vor allem, die verletzten Gesichtspartien zu schützen, wenn es zu einem „Gerangel im Strafraum“ kommt. Sie werde anhand eines Gipsabdrucks individuell auf die Gesichtsform des Trägers angepasst. Bei der Firma Bockholt könne dieser vor Ort, also im Sanitätshaus, genommen werden oder auch aus der Entfernung durch den Verletzten selbst. Ein hierfür nötiges Maßnahme-Set enthält neben Gips und einer Gebrauchsanleitung auch „etwas Creme zum Auftragen auf die Wimpern, damit sie nicht am Gips festkleben“, erfährt FITBOOK. Die fertige Maske sitzt vollflächig auf Stirn und Wangen auf. An diesen Stellen werde die Wucht eines etwaigen Balls oder Schlags abgefangen und zuverlässig von der Nase abgeleitet.
Wie sicher sind die Masken? Das sagt ein Arzt auf FITBOOK-Anfrage
„Carbon ist das beste Material, das man verwenden kann.“ Dies bestätigt auf FITBOOK-Nachfrage der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. med. Mathias Schettle. Es sei besonders leicht – eine Carbonmaske wiege keine 100 Gramm – und biete dabei extrem hohe Stabilität. Deshalb komme der bewährte Kohlenstoff ebenso in den Chassis von Formel-1-Fahrzeugen zum Einsatz.
Doch Maske hin oder her – bei Normalsterblichen sei der Fall ganz klar: Mit einer gebrochenen Nase Fußball zu spielen oder einer anderen (kontakt-)sportlichen Aktivität nachzugehen, sollte nicht in Frage kommen. Bei Leistungssportlern sei die Risikobereitschaft gemeinhin größer, insbesondere natürlich vor dem Hintergrund eines so wichtigen Wettkampfs wie etwa der aktuellen EM.
Ex-Bundesligaprofi Tobias Rathgeb brach sich im Verlauf seiner Fußball-Karriere ganze sieben Mal die Nase. Er spricht daher aus einiger Erfahrung, und relativ abgeklärt über das Thema. Mit der Maske könne man selbst kurz nach einer Operation angstfrei in den Zweikampf gehen, erklärte er in einem BILD-Interview. Man könne demnach bereits zwei Tage nach der OP damit wieder trainieren. Doch wenn die Maske auch zuverlässig schütze – man müsse sich ein wenig an sie gewöhnen. So könne ein schwarzer Balken im Sichtfeld am Anfang etwas störend sein.
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Bei Profi-Kickern wie aktuell Kylian Mbappé sei laut Dr. Schettle davon auszugehen, dass Knochenbrüche gut versorgt und stabilisiert würden. Erschütterungen auf dem Spielfeld seien zusammenfassend relativ unbedenklich, denn fachkundig hergestellte Gesichtsmasken sitzen fest, weiß der Experte. Und doch bleibe ein Restrisiko. Wenn ein sehr schneller Ball darauf trifft, „ist es nicht unmöglich, dass die Maske durch Krafteinwirkung verrutscht“.