12. September 2021, 17:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bis vor wenigen Jahren schmeckte alkoholfreier Wein vor allem grausam. Das hat sich mittlerweile zum Glück geändert. Auch die Auswahl ist größer geworden. Doch ist alkoholfreier Wein auch gesund? Eindeutig ja, sagt ein britischer Forscher.
Alkoholfreier Wein ist in den vergangenen Jahren zu einer echten Alternative geworden. Nicht nur für Schwangere oder Abstinenzler, sondern auch für passionierte Weinfreunde, die das ein oder andere Glas mit einer gesünderen Version ersetzen möchten. So haben Anbieter auch hierzulande mittlerweile alkoholfreie Sorten entwickelt, die so lecker und vollmundig schmecken, dass sie selbst Skeptiker überzeugen. Das Beste: Sie bieten alle gesunden Vorteile, die herkömmlicher Wein mit sich bringt – nur ohne den erwiesenermaßen schädlichen Alkohol, sagt der britische Ernährungswissenschaftler Dr. Rudolph Schutte in einem aktuellen Interview mit der „Times“.
Überblick
Wein – das wohl gesündeste ungesunde Getränk
Ob Wein – allen voran Rotwein – gesund oder ungesund ist, darüber streitet sich die Wissenschaft seit Jahrzehnten. So kommen Studien zu dem Schluss, dass maßvoller Konsum vor Krebs schützen und das Herz stärken kann, während andere die Schädlichkeit von bereits kleinen Mengen Alkohol mit Tabak-Konsum gleichsetzen.1,2 Warum so viele Widersprüche? Fakt ist, dass Rotwein beachtliche Mengen an Polyphenolen (darunter Resveratrol und Anthocyane) enthält. Beide Pflanzenverbindungen verleihen den Trauben ihre schöne rote Farbe. Die Wirkstoffe fangen freie Radikale ein, schützen vor Hautkrebs, reparieren DNA-Schäden, stärken das Herz, verbessern die Fruchtbarkeit und besitzen Anti-Aging-Eigenschaften.3 Aber auch Weißwein und damit auch Sekt haben einige Antioxidantien zu bieten, wie unter anderem Hydroxytyrosol. Die Beauty-Industrie hat diese Wirkstoffe als Zutat für Cremes und Nahrungsergänzungsmittel daher schon lange für sich entdeckt. Was also Wein so problematisch macht, ist, dass die super gesunden Substanzen mit ordentlich Alkohol im Gepäck daherkommen.
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Alkoholfreier Wein liefert laut Forscher das „beste aus beiden Welten“
Nun könnte man denken: „Dann steige ich eben auf Traubensaft um!“ Dieser ist allerdings kalorienlastiger als herkömmliche Säfte und somit extrem süß. Außerdem zwingt der viele Fruchtzucker die Bauchspeicheldrüse in die Knie, schädigt den Darm und fördert Fettleibigkeit (FITBOOK berichtete). Der britische Ernährungswissenschaftler Dr. Rudolph Schutte hat einen besseren Vorschlag: „Greifen Sie zu alkoholfreiem Wein! Meinen Beobachtungen zufolge sind die gesundheitlichen Vorteile allein auf die Polyphenole zurückzuführen und in keinster Weise auf den Alkohol.“ Ein trockener, alkoholfreier Wein ist auch gesund, weil er kaum Zucker enthält und nur 12 bis 20 Kilokalorien pro 100 Milliliter. Außerdem macht er zu einem gepflegten Dinner zugegebenermaßen etwas mehr her als Kräutertee oder Wasser pur.
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Eigene Alkoholstudie brachte Erkenntnis
Schutte bezieht sich dabei auf eine große Alkoholstudie, die er im Jahr 2020 selbst leitete.5 Darin untersuchten er und sein Team die Trinkgewohnheiten von 450.000 Frauen und Männern über einen Zeitraum von sieben Jahren. Diejenigen, die einige wenige Gläser Wein oder Sekt pro Woche tranken, hatten im Vergleich zum Durchschnitt der gesamten Gruppe (also auch zu den Abstinenzlern) ein 40 Prozent niedrigeres Risiko für koronare Herzkrankheiten. Maßvolle Schnaps- und Biertrinker hatten dagegen ein 10 Prozent höheres Krankheitsrisiko. Alle, die darüber hinaus tranken – ganz gleich welchen Alkohol – setzen sich ernsthaften Gefahren aus. Seine Schlussfolgerung: „Der Vergleich einer Gruppe von niedrigen bis mäßigen Trinkern mit der ‚risikoreicheren‘ Referenzgruppe von Nichttrinkern könnte darauf hinweisen, dass Alkohol der Gesundheit zuträglich ist. Diese Vermutung ist falsch.“
Tatsächlich machen die gesunden Weininhaltsstoffe die schädigende Wirkung des Alkohols nur bis zu einem gewissen Punkt wett. Geringe Mengen Wein gelten also nicht wegen, sondern trotz des Alkohols als gesund. Dass alkoholfreier Wein damit als noch gesünder eingestuft werden kann, liegt auf der Hand.
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Große Studie aus Deutschland Wie wirkt sich Alkoholabstinenz auf die Lebenserwartung aus?
Quellen
- 1. Snopek L, Mlcek, Sochorova L. et al. (2018). Contribution of Red Wine Consumption to Human Health Protection. molecules.
- 2. Hydes TJ, Burton R., Inskip H. et al. (2019). A comparison of gender-linked population cancer risks between alcohol and tobacco: how many cigarettes are there in a bottle of wine? BMC Public Health.
- 3. Wen S, Zhang J, Yang B. et al. (2020). Role of Resveratrol in Regulating Cutaneous Functions. Hindawi.
- 4. Bo-Wen L., Gong L, Song H, Cui Y. (2016). Effects of anthocyanins on the prevention and treatment of cancer. The British Pharmacological Society .
- 5. Schutte R, Papageorgiou M, Najlah M, et al. (2020). Drink types unmask the health risks associated with alcohol intake – Prospective evidence from the general population. European Society for Clinical Nutrition and Metabolism.