18. Juni 2024, 19:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Dem Intervallfasten (auch: Intermittierendes Fasten) sagt man verschiedene positive Auswirkungen auf die Gesundheit nach. Eine neue Studie liefert nun Hinweise darauf, dass die Ernährungsmethode Betroffenen dabei helfen könnte, Krebszellen und somit ihre Erkrankung zu bekämpfen. FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat sie sich genauer angesehen.
Intervallfasten und Krebs – ein großes und nicht unkompliziertes Thema. Die Ernährungsform, bei der zwischen den Mahlzeiten Pausen von mehreren Stunden oder Tagen eingehalten werden, soll wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge verschiedenen Erkrankungen vorbeugen können. Hierzu zählt laut einer jüngeren Studie Leberkrebs. Auf der anderen Seite steht sie im Verdacht, das Sterblichkeitsrisiko im Fall von bestimmten Krebs- sowie Herzerkrankungen zu erhöhen (FITBOOK berichtete). New Yorker Forscher haben sich nun genauer mit den Auswirkungen von Intervallfasten auf bestehende Krebserkrankungen befasst. Genauer gesagt: auf die körpereigene Munition im Kampf gegen Krebszellen. Und dabei haben sie Bemerkenswertes festgestellt.
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Übersicht
Studie zeigt Vorteile von Intervallfasten im Kampf gegen Krebs
Die am Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSK) durchgeführte Studie erschien kürzlich im Fachmagazin „Immunity“.1 Darin sei konkret betrachtet worden, wie sich Intervallfasten auf die sogenannten natürlichen Killerzellen bzw. NK-Zellen auswirkt. NK-Zellen sind von Geburt an Teil des menschlichen Immunsystems. Der Körper nutzt sie dazu, von Viren oder Tumoren befallene Zellen zu zerstören. Im Fall einer Erkrankung an Krebs ist es für Betroffene wichtig, dass innerhalb des Tumors eine große Zahl an (möglichst robusten) NK-Zellen vorhanden ist. Krebszellen nutzen verschiedene Mechanismen, um im Abwehrkampf des Immunsystems zu bestehen. „Sie (…) schaffen eine feindliche Umgebung, die oft reich an Lipiden ist“, erklärt hierzu Senior-Autor Joseph Sun in einer Pressemitteilung der Krebsklinik.“2 Dies sei für Immunzellen schädlich. Doch genau hier zeigte das Intervallfasten einen erstaunlichen Effekt: Es machte die Immunzellen widerstandsfähiger, sodass sie im Kampf gegen die Krebszellen besser überleben konnten.
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Details zur Untersuchung
Für ihre Untersuchung ließen die Forscher eine Gruppe krebskranker Versuchsmäuse intermittierend fasten. Zwei Mal pro Woche verweigerten sie ihnen für jeweils insgesamt 24 Stunden das Futter. Weil die Tiere jenseits dieser Fastenzeiten unbegrenzt fressen durften, hielten sie ihr Ausgangsgewicht, erklären die Forscher. Was die Nahrungspausen stattdessen begünstigten, war ein insgesamt gesunkener Blutzuckerspiegel. So kenne man es auch von Intervallfasten betreibenden Menschen, schreiben die Autoren. Gleichzeitig stieg im Blut der Mäuse der Anteil an freien Fettsäuren an. Von ihnen ist bekannt, dass der Organismus sie in sogenannte Ketonkörper umwandeln und zur Energiegewinnung nutzen kann, wenn ihm der Zugang zu (Nährstoffen aus) Nahrung verwehrt ist.
„Während dieser Fastenzyklen haben die NK-Zellen gelernt, die Fettsäuren als alternative Energiequelle zur Glukose zu nutzen.“ Das erklärt Studienleiterin Rebecca Delconte in der Pressemitteilung. Dieser Prozess habe ihre „Anti-Krebs-Reaktion“ insofern optimiert, als die Mikroumgebung (Gewebe, welches um den Tumor herum liegt) des Tumors eine hohe Konzentration an Lipiden enthalte. Durch die Umprogrammierung seien die NK-Zellen besser gewappnet, um in den Tumor einzudringen, in seinem rauen Milieu zu überleben und Krebszellen bekämpfen zu können.
Umverteilung von (gestärkten) NK-Zellen
Im Rahmen der Untersuchung sei es weiterhin zu einer Umverteilung von NK-Zellen innerhalb des Körpers der Tiere gekommen: aus dem peripheren Gewebe in das Knochenmark. Das habe sie demnach dazu veranlasst, mehr sogenanntes Interferon-gamma zu produzieren. Interferon-gamma ist ein Protein mit einer starken immunstimulierenden Wirkung, das zudem NK-Zellen gezielt zu Krebszellen dirigieren kann.3 Auch stellten die Forscher eine weitere Zellumprogrammierung innerhalb der Milz der Mäuse fest. In Folge dessen konnten die NK-Zellen Lipide besser als Brennstoffquelle nutzen.
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Mögliche Bedeutung der Erkenntnisse
Die verantwortlichen Forscher räumen ein, im Rahmen der präsentierten Studie keine menschlichen Knochenmarksproben untersucht zu haben. Sie berufen sich jedoch auf frühere Blutanalysen. Diese sollen gezeigt haben, dass Intervallfasten auch beim Menschen mit vorliegender Krebserkrankung zu einer Verringerung frei zirkulierender NK-Zellen führe. Es würden zwar noch mehr klinische Daten benötigt, um die Auswirkungen der Ernährungsmethode noch besser zu verstehen. Doch bereits jetzt zeige die Untersuchung ein großes Potenzial für den Einsatz von Formen des Intervallfastens. So seien bereits klinische Studien geplant, in denen die Sicherheit und Wirksamkeit der Ernährungsform in Kombination mit bestehenden Standardbehandlungen untersucht werden sollen. Perspektivisch wäre die Entwicklung von Medikamenten denkbar, deren Einnahme die beobachten Mechanismen auf Krebszellen herbeiführen könnte, ohne dass Patienten tatsächlich Intervallfasten betreiben müssten.