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Laut Studie

Überraschend! Tägliche Internetnutzung könnte Gedächtnisleistung fördern

Internet Gedächtnis
Wer täglich das Internet nutzt, kann womöglich sein Gedächtnis verbessern Foto: Getty Images

25. Oktober 2024, 15:45 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das einstige „Neuland Internet“ hat sich rasend schnell zu einem festen Bestandteil des alltäglichen Lebens entwickelt. Entsprechend ist das Interesse hoch, die Auswirkungen auf den Menschen zu untersuchen. Und diese sind nicht – wie man intuitiv vermutet – alle negativ. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke stellt Ihnen eine Studie vor, die zu dem Ergebnis kam, dass die Internetnutzung die Gedächtnisleistung verbessern konnte.

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Kochrezepte, Zugverbindungen, Jobangebote – alles Dinge, die heutzutage vornehmlich im Internet recherchiert werden. Trotz seiner entscheidenden Rolle in der Gesellschaft ist bisher unbekannt, wie sich die stark frequentierte Nutzung des Internets auf die menschliche Wahrnehmung, insbesondere das episodische Gedächtnis, auswirken kann. Deshalb untersuchten zwei Wissenschaftler die Auswirkungen anhand der Daten von über 36.000 Teilnehmern aus Großbritannien.

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Wie das Gedächtnis funktioniert

Im Gedächtnis speichern Menschen bewusste, abrufbare Inhalte ab. Mediziner teilen es in das episodische und semantische Gedächtnis auf. Das Episodische speichert autobiografisches Wissen, etwa Wissen über die eigene Person, Ereignisse sowie Beziehungen zwischen Ereignissen. Das semantische Gedächtnis hingegen ist für Fakten verantwortlich. Hier findet sich erlerntes Wissen, z. B. aus der Schule, welches nicht abhängig von bestimmten Ereignissen ist.1

Die Studienautoren beschreiben das Internet als eine Form des transaktiven Gedächtnisses (gemeinsames Wissenssystem einer Gruppe). Denn es gebe Hinweise darauf, dass Informationen aus dem Internet Gedächtnisprozesse beeinflussen können. So habe vergangene Forschung gezeigt, dass sich Internetnutzer eher an die Art und Weise erinnern, wie sie auf benötigte Informationen zugreifen können als an die Informationen selbst.2 Beispielweise erinnert sich jemand vielleicht weniger an die Instruktionen eines Koch-Tutorials (semantisches Gedächtnis), aber genau daran, wie er diese Informationen erneut abrufen kann (episodisches Gedächtnis). Daraus folgt, dass Menschen sich bei der Informationsbeschaffung immer mehr auf das Internet verlassen.3

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Studie erhob die Häufigkeit der Internetnutzung

Ziel der Studie war es, zu verstehen, wie sich die tägliche Nutzung des Internets auf das episodische Gedächtnis auswirkt. Hierfür nutzten die Studienautoren einen Datensatz von 36.542 Teilnehmern aus der britischen „Household Longitudinal Study“ (UKHLS), welche zwischen 2011 und 2012 erhoben wurden. Frauen machten hierbei einen Anteil von 44 Prozent aus. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 47 Jahre, wobei die jüngsten 28, die ältesten 65 Jahre alt waren.

Die Teilnehmer gaben die Häufigkeit ihrer Internetnutzung selbst an. Zur Auswahl standen:

  • „Täglich“
  • „Mehrmals pro Woche“
  • „Mehrmals pro Monat“
  • „Mehrmals Pro Jahr“
  • „Weniger als einmal pro Monat“
  • „Niemals/Kein Zugriff“

Weiterhin beurteilten die Studienautoren durch Interviews das episodische Gedächtnis jedes Teilnehmers. Hierfür bekamen die Probanden zehn Wörter von einem Computer vorgegeben. Nachdem sie alle gehört hatten, durften die Teilnehmer die Wörter, die sie sich gemerkt hatten, ihrem Interviewpartner mitteilen (unmittelbare Erinnerung). Im Anschluss machten sie einen Zahlenreihentest, ehe sie die gemerkten Wörter erneut mitteilten (verzögerte Erinnerung). Als Kontrollvariablen zogen die Studienautoren demografischen Merkmale der Teilnehmer heran, darunter Alter, Geschlecht, monatliches Einkommen, höchster Bildungsabschluss, Familienstand und Wohnort.

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Wer täglich das Internet nutzte, hatte ein besseres Gedächtnis

Die Analyse der gesammelten Daten zeigte, dass die Häufigkeit der Internetnutzung einen signifikanten Effekt auf das episodische Gedächtnis hatte. Und zwar auch dann, wenn die Wissenschaftler demografische Merkmale berücksichtigten. Sowohl beim unmittelbaren als auch verzögerten Erinnern schnitten tägliche Internetnutzer am besten ab.

Je seltener Teilnehmer Zeit im Internet verbrachten, desto deutlicher wurden die Unterschiede in der Leistung ihres Gedächtnisses. Verglich man tägliche Nutzer, mit solchen, die mehrmals pro Woche im Internet waren, unterschieden sich die Mittelwerte ihrer gemessenen unmittelbaren Gedächtnisleistung um einen Wert von 0,07. Im Vergleich zu Personen, die das Internet niemals nutzen, belief sich der Unterschied zwischen den Gedächtnisleistungen auf stolze 0,55.

Gleiches stellten die Wissenschaftler beim verzögerten Erinnern statt. Hierbei unterschieden sich die Mittelwerte der Gedächtnisleistung von tagtäglichen Nutzern, und solchen, die mehrmals pro Woche aufs Internet zurückgreifen, um 0,05. Auch hier stieg die Differenz mit abnehmender Internetnutzung. So war die mittlere Gedächtnisleistung täglicher Nutzer im Vergleich zu Nie-Nutzern um 0,49 stärker.

„Use it or lose it“

Die Studie zeigt, dass das Internet als transaktives Gedächtnis fungiert und das episodische Gedächtnis aktiviert wird, wenn eine Person versucht, sich daran zu erinnern, wo eine externe Information gespeichert ist. Dabei ist die Internetnutzung positiv mit dem episodischen Gedächtnis verbunden, da sie eine häufigere Nutzung der episodischen Form des Gedächtnisses fördert. Diese Beobachtung stützt auch die Theorie „use it or lose it“, zu Deutsch „Nutze es oder verliere es“. Diese besagt, dass die kontinuierliche Nutzung einer Fähigkeit diese verbessert.

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Einordnung der Studie

Zu beachten ist, dass die vorliegende Studie ein Querschnittsdesign hat. Das bedeutet, es kann kein kausaler Zusammenhang bewiesen werden. Verbessert häufige Internetnutzung wirklich das episodische Gedächtnis oder nutzen Personen mit besserem episodischen Gedächtnis das Internet häufiger?

Außerdem weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Internetnutzung zwei Hauptzwecken dient: sozialer Kommunikation und Informationsaufnahme. Künftige Studien im Längsschnittdesign sollte zusätzlich zwischen diesen beiden unterscheiden, um die Auswirkungen des Internets auf das Gedächtnis noch besser zu verstehen.

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Quellen

  1. Tulving E. (1972). Episodic and Semantic Memory. In E. Tulving, & W. Donaldson (Eds.), Organization of Memory (pp. 381-403). Academic Press. ↩︎
  2. Sparrow, B., Liu, J. & Wegner, D. M. (2011). Google effects on memory: Cognitive consequences of having information at our fingertips. Science. ↩︎
  3. Kang, W., Malvaso, A. (2024). Frequent internet use is associated with better episodic memory performance. Scientific Reports. ↩︎
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