30. Oktober 2023, 4:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bevor Sie jetzt angeekelt das Gesicht verziehen – eine Studie hat gezeigt, dass der Verzehr von bestimmten Insekten tatsächlich gut für die Gesundheit sein kann. Genauer gesagt ist vom Exoskelett die Rede, welches von den Insekten zurückgelassen wird. Es soll nämlich den Stoffwechsel positiv beeinflussen und auch beim Abnehmen helfen.
Insekten essen, kannte man hierzulande lange nur aus dem Dschungelcamp. Mittlerweile nähert man sich aber auch in Europa und Deutschland diesen Tieren als Lebensmitteln an. Ein Grund ist, weil man angesichts des Klimawandels auch in der Ernährung neue Wege finden muss. Fleisch gehört bekanntlich zu den „größten Klimatreibern“.1 Laut einer Analyse des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 wären Insekten eine klimafreundlichere Alternative. Denn – so das Ergebnis – Nahrung aus kontrolliert aufgezogenen Insekten erzeuge im Vergleich zu Nutztierfleisch weniger Treibhausgase, weniger Wasser und Flächenverbrauch sowie weniger Lebensmittelabfälle.2 Ein weiterer Vorteil von Insekten als Nahrungsmittel – sie bringen gesundheitliche Vorteile (FITBOOK berichtete).3 Eine Mäuse-Studie hat jetzt Hinweise dafür geliefert, dass Exoskelette eine Bereicherung für die menschliche Nahrung sein könnten, genauer könnte ihr Verzehr beim Abnehmen helfen.
Übersicht
Was sind Exoskelette?
Exoskelette sind nichts anderes als die Hülle von Insekten. Einige Tiere, wie Zikaden, hinterlassen ihre Exoskelette, wenn sie aus ihnen herauswachsen. Diese Insektenhüllen sind nicht nur essbar, sondern enthalten zudem viel Chitin. Obwohl der Begriff im Namen steckt, haben Insekten kein Skelett wie wir Menschen. Stattdessen wird ihr Körper von einer dünnen Chitin-Schicht, Proteinen und phenolischen Verbindungen geschützt – auch Exoskelett genannt.
Vorkommen von Chitin
Das Polysaccharid findet man vor allem in der Natur, genauer gesagt in den Zellwänden von Pilzen oder aber auch in Panzern von Krebstieren, Spinnen und Insekten wieder. Dieser Panzer hat in erster Linie die Funktion, das Tier nach außen hin zu schützen. Außerdem ist Chitin in Mundwerkzeugen oder Flügeln der Insekten enthalten. Die Außenskelette und Panzer der Insekten sind aufgrund des Chitins elastisch und biegsam. Sie werden erst wegen Kombinationen mit anderen Stoffen so fest und stabil, wie man sie beispielsweise beim Krebs kennt.4
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Das Besondere an dem Stoff Chitin
Dass Chitin einige besondere Wirkungen vorzuweisen hat, ist mittlerweile bekannt. Neben der Fähigkeit, die Wundheilung von Haut und Schleimhaut zu unterstützen, hat es auch eine schützende Wirkung auf die Magen-Darm-Flora. Des Weiteren soll es Substanzen binden können, die krebserregend sind und aus dem Magen-Darm-Trakt entfernen. Chitin hat eine antioxidative Wirkung und stärkt das Immunsystem. Dazu soll es Fett und Cholesterin aus der Nahrung im Darm binden und Blutdruck senkend wirken.5,6
Doch damit offenbar nicht genug: Womöglich könnte Chitin – u. a. Insekten – auch beim Abnehmen helfen. Dafür liefert ein Experiment mit Mäusen Hinweise.
Mithilfe von Chitin abnehmen?
Die Mäuse-Studie
In der Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis fütterten die Wissenschaftler Mäuse mit einer fettreichen Diät. Außerdem erhielten die Tiere Chitin. Bei einer Gruppe war zudem die Produktion von Chitinasen – vom Körper gebildete Enzyme, die Chitin abbauen können – gehemmt. Eine Kontrollgruppe von Mäusen wurde ebenfalls fettreich gefüttert, erhielt aber kein Chitin. Um sicherzugehen, dass, gemäß der Hypothese der Forscher, tatsächlich die Chitinasen bzw. das Fehlen dieser für die Studienergebnisse verantwortlich sind, nutzen die Forscher Mäuse, die keine Darmbakterien hatten, die sonst natürlich an der Verstoffwechselung von Nahrung beteiligt sind.7
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Welche Erkenntnisse gab es?
Die Mäuse, die zwar Chitin fraßen, es aber nicht abbauen konnten, nahmen am wenigsten zu, hatten die niedrigsten Körperfettmaße und waren weniger fettleibig als Mäuse, die kein Chitin fraßen, und solche, die Chitin fraßen, es aber abbauen konnten.
Wenn die Mäuse Chitin abbauen konnten, profitierten sie immer noch vom Effekt des Chitins auf ihren Stoffwechsel. Bei ihnen fühtre das verabreichte Chitin zu einer Magendehnung, was wiederum das Immunsystem aktivierte (eine Immunantwort auslöste). Dies beeinflusste in der Folge den Magen-Darm-Trakt und führte zur vermehrten Bildung von Chitinasen, um die Nährstoffe aus dem Chitin zu extrahieren.8
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Was bedeuten die Studienergebnisse für den Menschen?
Erkenntnisse, die durch Tiermodelle wie z. B. eine Mäuse-Studie gewonnen werden, können nicht 1 zu 1 auf den Menschen übertragen werden. Doch die in der aktuellen Studie gezeigten Hinweise, dass Säugetiere sich an Chitin anpassen und dies mit Reduzierung von Körperfett einhergeht, gibt Anlass zur Annahme, dass dieser Mechanismus auch bei Menschen funktionieren könnte. Weitere Forschung soll nun zeigen, ob sich ein therapeutisches Mittel entwickeln ließe, das den bei den Mäusen gezeigten Effekt von Chitin auch auf Menschen übertragbar mache und beim Kampf gegen die weltweit zunehmende Fettleibigkeit helfen könnte.