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17. Februar 2025, 15:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Graue Haare gelten als ein Zeichen des Alterns – ein Umstand, den viele Menschen gerne hinauszögern oder kaschieren wollen. Doch gibt es Möglichkeiten, den Prozess des Ergrauens aufzuhalten? Eine aktuelle Studie zeigt, dass man ihn zwar nicht komplett aufhalten, dafür aber verringern kann. Die richtige Ernährung bzw. Anwendung mit einem bestimmten Flavonoid spielt dabei wohl eine zentrale Rolle.
Manche finden schon in ihren Zwanzigern das erste graue Haar, andere wiederum erst Jahrzehnte später. Doch ganz egal, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dürften viele wohl eher unerfreut darauf reagieren. Die naheliegendste Lösung: das Grau mit einer Haarfarbe retuschieren. Das ist einer neuen Studie zufolge aber nicht die einzige Möglichkeit, viel mehr kann man den gesamten Prozess des Ergrauens der Haare verringern bzw. verlangsamen. Und zwar mit einem ganz bestimmten Inhaltsstoff, der sich oft in Gemüse finden lässt – so lautet zumindest die Erkenntnis einer aktuellen Studie.
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Übersicht
Flavonoid mit antioxidativen Eigenschaften
Bei dem untersuchten Inhaltsstoff handelt es sich um das Antioxidans Luteolin, das bspw. in Sellerie, Petersilie, Thymian und Artischocke enthalten ist. Aber warum genau lag der Fokus auf diesem Pflanzenstoff? Mit zunehmendem Alter nimmt die Expression von Endothelinen ab. Dabei handelt es sich um Peptide, die als Wachstumsfaktoren für melanozytäre Stammzellen wirken, also Zellen, die für die Produktion des Haarfarbstoffs Melanin verantwortlich sind. Gleichzeitig sinkt die Menge der zugehörigen Rezeptoren in den melanozytären Stammzellen. Dieser Prozess führt letztendlich dazu, dass die pigmentbildenden Zellen abnehmen und sich die Haare grau verfärben.
Da Luteolin antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, wollten Forscher jetzt herausfinden, ob es diesen Prozess aufhalten oder verlangsamen kann. Neben Luteolin wurden auch die ähnlichen Flavonoide Hesperetin und Diosmetin getestet.1
Untersuchungen an Mäusen
Die Untersuchungen führte man mit genetisch veränderten Mäusen durch, die mit zunehmendem Alter ergrauen. Die Tiere wurden in willkürliche Gruppen eingeteilt, um die Effekte von Luteolin mit denen von Hesperetin und Diosmetin zu vergleichen.
Ein Teil der Mäuse erhielt eine äußerliche Behandlung mit Luteolin, indem man eine einprozentige Luteolin-Lösung täglich über 16 Wochen auf die Haut auftrug. Eine zweite Gruppe erhielt Luteolin in gleicher Dosierung als Nahrungsergänzung. Parallel dazu wurden Kontrollgruppen mit Hesperetin oder Diosmetin behandelt.
Um die Effekte der Behandlung zu bewerten, wendeten die Wissenschaftler verschiedene Analysen an. Mithilfe eines immunhistochemischen Verfahren untersuchte man, wie sich die Stammzellen in den Haarfollikeln veränderten. Die Genexpression von relevanten Markern wie Endothelinen und dem sogenannten Altersmarker p16INK4A wurde mittels quantitativer Polymerase-Kettenreaktion analysiert. Zusätzlich ermittelte man die Anteile an grauen Haaren in den verschiedenen Gruppen.
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Luteolin-Anwendungen verringern Ergrauen der Haare
Die Ergebnisse zeigten, dass Luteolin den Ergrauungsprozess in den Mäusen signifikant verringern konnte. Besonders die äußerliche Anwendung führte zu einer deutlichen Reduktion grauer Haare. In den Haarfollikeln der behandelten Mäuse war der Anteil alternder Stammzellen (p16INK4A-positive Zellen) niedriger, während die Signalübertragung zwischen den melanozytären und keratinozytären Stammzellen verbessert wurde. Dadurch blieb die Pigmentproduktion länger erhalten.
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Die innere Anwendung von Luteolin zeigte ebenfalls eine schützende Wirkung, allerdings in geringerem Ausmaß als die äußerliche Anwendung. Hesperetin und Diosmetin hingegen hatten keinen Einfluss auf das Ergrauen der Haare, obwohl ihre chemischen Strukturen der von Luteolin ähneln.
Zusätzlich testeten die Forscher den Einfluss von oxidativem Stress auf das Haarergrauen. Mäuse, die man mit einem oxidativen Stressor behandelte, ergrauten schneller als unbehandelte Tiere. Wurde jedoch gleichzeitig Luteolin verabreicht, konnte dieser Prozess abgeschwächt werden. Dies deutet darauf hin, dass oxidativer Stress eine Rolle beim Ergrauen der Haare spielt und dass Luteolin dies verringern kann.
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Diese Studie liefert erste Hinweise darauf, dass man Luteolin möglicherweise als Mittel einsetzen könnte, um das Ergrauen der Haare zu verhindern. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Wirkmechanismen in Mäusen jenen beim Menschen ähneln.
Sollten zukünftige Studien am Menschen die Ergebnisse bestätigen, könnte Luteolin womöglich in kosmetischen oder medizinischen Produkten zur Vorbeugung von grauem Haar Anwendung finden.
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Einordnung der Studie
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, gibt es einige Einschränkungen. Die Studie wurde ausschließlich an Mäusen durchgeführt, sodass unklar ist, ob Luteolin beim Menschen dieselbe Wirkung entfalten würde. Zudem bleibt die Frage offen, warum Luteolin im Gegensatz zu Hesperetin und Diosmetin eine Wirkung zeigte, obwohl die chemischen Strukturen ähnlich sind.
Ein weiteres praktisches Problem könnte die Farbe von Luteolin sein. Der gelbliche Pflanzenstoff könnte das äußere Erscheinungsbild der Haare verändern, wenn er direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Dies könnte seine Anwendung beim Menschen erschweren.
Zudem sind Langzeiteffekte und mögliche Nebenwirkungen noch nicht ausreichend untersucht. Eine sichere Anwendung am Menschen erfordert umfassendere Forschung, insbesondere zu geeigneten Konzentrationen für äußere und innere Anwendungen.