Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Kinder vor Krankheiten schützen

Was Eltern über den Impfkalender wissen sollten

Der Impfkalender gibt Eltern Orientierung über für ihre Kinder empfohlene Impfungen
Der Impfkalender gibt Eltern Orientierung über für ihre Kinder empfohlene Impfungen Foto: Getty Images

10. März 2025, 3:42 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Schon wenige Tage nach der Geburt kann er Thema sein: der Impfkalender. Doch wie verbindlich ist der und woher kommen die Empfehlungen? FITBOOK-Autorin Sabine Winkler hat bei den Experten des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit nachgefragt und verrät Ihnen, gegen welche Krankheiten und vor allem, warum Sie nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) impfen lassen sollten.

Artikel teilen

Pro oder contra impfen? Bereits bei der U2-Untersuchung zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag eines Neugeborenen kann es sein, dass sich Eltern mit dieser essenziellen Frage konfrontiert sehen. Zur Informationsfindung und Entscheidungshilfe erhalten sie dann häufig den sogenannten Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts. Dort finden Eltern alle Impfempfehlungen, damit ihre Kinder in Zukunft gegen die meisten gefährlichen Kinderkrankheiten gewappnet sind.1 Doch woher stammen diese Empfehlungen und welche Dinge gilt es zu beachten? Das kann Dr. Christoph Peter, Leiter des Referats Infektionsschutz, Risiko- und Krisenmanagement im Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit erklären.

Was ist der Impfkalender genau?

Auch als Impfplan bekannt, listet die Tabelle die meisten von der STIKO, einem unabhängigen Gremium aus Experten und Expertinnen, empfohlenen Impfungen für das jeweilige Alter auf. Er wird jährlich angepasst, denn das Auftreten von Infektionskrankheiten unterliegt jährlichen Schwankungen. „Manche Krankheiten treten häufiger auf, andere werden seltener“, erklärt Dr. Peter. Hinzu kommt, dass kontinuierlich neue Impfstoffe entwickelt werden. „Bei den Impfempfehlungen werden sowohl der individuelle Nutzen für geimpfte Personen als auch der Nutzen für die gesamte Bevölkerung berücksichtigt“, so der Leiter des Referats Infektionsschutz, Risiko- und Krisenmanagement im Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit.

Für welches Alter die Impfungen ratsam sind, hängt von zwei Faktoren ab: zum einen vom Erreger, vor dem man schützen möchte, zum anderen von dem Impfstoff. Bei manchen Impfungen sind mehrere Teilimpfungen notwendig, um eine Grundimmunisierung zu erhalten. Da kann man als Elternteil schon mal den Überblick verlieren – damit das nicht passiert, haben Experten den Impfkalender entwickelt.

Wirksamer Schutz: Darum sind Impfungen für Kinder so wichtig

„Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Masern, Keuchhusten oder Mumps, sind hochansteckend, können sich sehr schnell ausbreiten und schwere Folgen haben“, sagt Dr. Peter. Bei einer Masern-Erkrankung kann etwa eine schwere Hirnhautentzündung als Komplikation auftreten – die lebensgefährlich werden kann. Die Impfempfehlungen seien daher wichtig, damit frühzeitig ein Impfschutz gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten aufgebaut werden könne, so der Experte.

Am besten gelingt das, wenn die Grundimmunisierung bereits im frühen Kindesalter stattfinde. Aber auch Erkrankungen, die hierzulande mittlerweile selten geworden sind, stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. „Viren und Bakterien kennen keine Ländergrenzen“, stellt Dr. Peter klar. Es bestehe jederzeit die Gefahr, dass diese Krankheiten wieder zu uns gelangen. „Impfen ist auch hier der beste Schutz“, stellt der Impfexperte klar.

Impfschutz: Das sind die Empfehlungen für Kinder bis zwölf Jahren

Für Säuglinge und Kleinkinder führt der Impfkalender der STIKO Impfungen gegen RSV, Rotaviren, Tetanus, Diphterie, Keuchhusten (Pertussis), Haemophilus influenzae Typ b, Kinderlähmung (Polio), Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken B und C, Masern, Mumps, Röteln sowie Varizellen, die Windpocken auslösen können, auf.

Für Kinder bis zwölf Jahren wird neben den Auffrischungsimpfungen für Tetanus, Diphterie und Keuchhusten sowie Kinderlähmung auch die Impfung gegen HPV empfohlen.2 Humane Papillomviren (HPV) gelangen vor allem durch kleinste Verletzungen in der Haut oder in den Schleimhäuten in den Körper. Am häufigsten findet eine Übertragung der HP-Viren bei Sexualkontakten statt. Daher ist eine Impfung zum empfohlenen Zeitpunkt (ab dem Alter von neun Jahren) entscheidend – übrigens wird das Vakzin für Jungen und Mädchen gleichermaßen empfohlen und sollte bis zum 14. Geburtstag erfolgen.

Wer sich Sorgen macht, dass das ganz schön viele Impfungen sind, den kann Dr. Peter beruhigen: „Durch Kombinationsimpfstoffe, wie zum Beispiel dem Sechsfach-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung (Poliomyelitis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Keuchhusten (Pertussis) und Hepatitis B, können inzwischen viele Impfungen gleichzeitig stattfinden.“ Hier finden Sie den aktuellen Impfkalender 2025 der STIKO.

Auch interessant: Welche Arzneitees für Kinder geeignet sind

Masern, Röteln und Co.: Welche Impfungen Pflicht und welche freiwillig sind

Aktuell gibt es nur gegen eine Krankheit eine Impfplicht und auch nur unter bestimmten Umständen: die Masern.3,4 Die Masernimpfung ist für Kinder und Jugendliche obligatorisch, wenn sie Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Kita oder einen Hort, bestimmte Formen der Kindertagespflege, die Schule und sonstige Ausbildungseinrichtungen besuchen, in denen überwiegend minderjährige Personen betreut werden. Sie müssen einen ausreichenden Schutz vor Masern nachweisen. Dies gilt sogar schon für Kinder, die ab vier Wochen in einem Kinderheim betreut werden.

Das Gesetz dazu gilt seit dem 1. März 2020. Personen, die keinen ausreichenden Nachweis über den Masernschutz vorlegen, dürfen in den betroffenen Einrichtungen nicht arbeiten. Kinder ohne Masernimpfung können dort nicht betreut werden. Unabhängig davon ist die gesetzliche Schulpflicht zu sehen, bei einer fehlenden Impfung kommt die zuständige Behörde, in der Regel das Gesundheitsamt, auf die Eltern zu.

Was passiert, wenn Eltern eine Impfung verpasst haben

In erster Linie bedeutet das: der Impfschutz ist lückenhaft und möglicherweise nicht vollständig.5 Das heißt, Ihr Kind kann sich dann unter Umständen doch mit Masern, Windpocken oder Kinderlähmung anstecken. Versäumte Impfungen sollten Sie so bald wie möglich nachholen, rät Dr. Peter. Dabei gebe es meist keine unzulässig großen Abstände zwischen Impfungen. In der Regel muss auch bei einer für viele Jahre unterbrochenen Grundimmunisierung die Impfserie nicht neu begonnen werden. „Jede Impfung zählt!“, betont der Referatsleiter.

Rechtliche Konsequenzen drohen hingegen nicht, mit Ausnahme der Masernimpfung, sofern ihr Kind eine Betreuungs- oder Bildungseinrichtung besucht. Verstoßen Eltern dagegen, liegt es im Ermessen der jeweiligen zuständigen Behörde, ob sie ein Bußgeld verhängt.

Mehr zum Thema

Risiken und Wirksamkeit von Vakzinen

„Ein sicherer Impfschutz besteht, wenn eine Schutzimpfung vollständig durchgeführt ist“, erklärt Dr. Christoph Peter. Das ist dann der Fall, wenn eine Person alle notwendigen Impfdosen in den bestimmten Zeitabschnitten erhalten hat.6 „In kinder- und hausärztlichen Praxen wird in der Regel nach dem Impfschema geimpft, das von der STIKO empfohlen wird und internationalen Standards entspricht“, fügt er hinzu. Einige Impfungen muss man zudem im Jugend- und Erwachsenenalter auffrischen.

Impfkomplikationen sind heutzutage nur noch selten, können aber nie ganz ausgeschlossen werden. „In Deutschland besteht ein umfassendes Überwachungssystem, das Komplikationen erfasst, die stärker sind als das übliche Maß“, so der Gesundheitsexperte. Jeder Verdacht einer außergewöhnlichen Impfreaktion werde durch ein gesetzlich geregeltes Meldesystem sorgfältig analysiert und untersucht. Zuständig dafür ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Leichte Impfreaktionen, wie zum Beispiel eine Rötung oder Schwellung der Impfstelle oder leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, sind hingegen kein Alarmzeichen und sollte man zunächst beobachten. Diese allgemeinen Symptome zeigen, dass der Körper auf das Vakzin reagiert. „Solche Impfreaktionen sind ungefährlich und klingen nach wenigen Tagen wieder ab“, so Dr. Peter. „Im Zweifel sollte man jedoch immer einen Arzt aufsuchen“.

Den vollständigen Impfkalender der STIKO können Sie auf der Website unter diesem Link einsehen: Impfkalender 2025. Alternativ können Sie einen Flyer mit allen Angaben beim Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit bestellen. Weitere, allgemeine Informationen zum Thema Impfen sowie Infektionsschutz bietet außerdem das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit auf der Homepage impfen-info.de.

Themen Kindergesundheit

Quellen

  1. Klein, S., Schöneberg, I. & Krause, G. (2012). Vom Zwang zur Pockenschutzimpfung zum Nationalen Impfplan. Bundesgesundheitsbl. ↩︎
  2. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Impfempfehlungen für Kinder (0-12 Jahre). (aufgerufen am 6.3.2025) ↩︎
  3. Bundesministerium für Gesundheit. Fragen und Antworten zum Masernschutzgesetz. (aufgerufen am 6.3.2025) ↩︎
  4. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Masern-Impfung bei Kindern. (aufgerufen am 6.3.2025) ↩︎
  5. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Impfschutz für die ganze Familie. (aufgerufen am 6.3.2025) ↩︎
  6. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Wie sicher sind Impfstoffe und welche Impfreaktionen können vorkommen? (aufgerufen am 6.3.2025) ↩︎
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.