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Methode erklärt

Hypnobirthing – wie funktioniert eine Geburt mit Hypnose?

Hypnobirthing; Geburt mit Hypnose: Hochschwangere Frau
Vorfreude im Bauch, aber auch Ängste, die die Geburt betreffen? Mentale Geburtsvorbereitung soll Frauen für die Entbindung starkmachen. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

3. September 2023, 18:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit weniger Ängsten und Schmerzen ein Kind zur Welt bringen – das ist das Versprechen hinter Hypnobirthing und anderen Methoden mentaler Geburtsvorbereitung. Wie soll das funktionieren?

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Gut vorbereitet und ohne Angst sein, wenn’s losgeht: Das wünscht sich jede werdende Mutter mit Blick auf die Geburt. Und so gibt es mittlerweile zahlreiche (Online-)Kurse zur mentalen Geburtsvorbereitung, häufig unter dem Schlagwort Hypnobirthing. Doch was verbirgt sich hinter der Geburt mit Hypnose genau?

Frauen lernen die Methode der Selbsthypnose

Im Zentrum vieler Angebote steht das Erlernen von Selbsthypnose. Das Ziel: Frauen sollen sich während der Geburt selbst in einen Zustand tiefer Konzentration versetzen können – auch um besser mit dem Schmerz umgehen zu können.

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Das Prinzip hinter mentaler Geburtsvorbereitung

Kristin Graf ist Mentaltrainerin und Hypnose-Coachin und bietet unter dem Namen „Die friedliche Geburt“ selbst Kurse zur mentalen Geburtsvorbereitung an. Sie sagt: „Frauen mental unvorbereitet in eine Geburt zu schicken, ist in etwa so, wie wenn man immer wieder Leute einen extrem hohen Berg erklimmen lässt, jedoch ohne angemessene Ausrüstung.“

Das eigene Schmerzempfinden beeinflussen

Denn eine Geburt kommt mit Wucht – emotional und körperlich. „Hypnobirthing und andere geburtsvorbereitende Mentaltrainings sind Möglichkeiten, das eigene individuelle Schmerzempfinden während der Geburt zu beeinflussen“, sagt Prof. Mandy Mangler. Sie ist Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin im Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin.

Mit bestimmten Techniken könne die Frau dem eigenen Körper vermitteln, dass während der Geburt keine lebensbedrohliche Situation bestehe. „Sondern eine, die schmerzhaft ist und – wenn gewünscht – gelenkt werden kann“, beschreibt Mangler.

Die Wehen als Wellen zu bezeichnen, kann dabei ein erster Schritt sein, Schmerz anders wahrzunehmen. „Einfach erklärt, geht es darum, dass man während der Geburt bei sich bleibt und die Wellen als physiologischen Prozess akzeptiert“, sagt sie.

Romantisiert werden soll die Geburt der Gynäkologin zufolge dabei aber nicht. Sie soll aber auch nicht pathologisiert werden, also per se als etwas mit Krankheitswert angesehen werden.

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Ziel: Hypnotischer Trancezustand

Doch was ist das nun für ein Zustand, in den sich Gebärende bringen können sollen? Mentaltrainerin Kristin Graf spricht von einem hypnotischen Trancezustand. „Den kennen wir beispielsweise sehr gut aus dem Sport. Er ist eine Art Tunnelblick, vergleichbar mit dem Abtauchen in einen Film im Kino.“

Damit das unter der Geburt klappen kann, braucht es allerdings viel Vorbereitung und Übung. Die Kurse setzen dabei auf Audio-Hypnosen, auf Videos, zum Teil auch auf Arbeitsbücher. „Je früher und regelmäßiger man die Methode in der Schwangerschaft übt, desto besser“, sagt Graf.

Jedoch sollte man sich nicht zu sehr unter Druck setzen. „Ein paar Tage zu pausieren oder erst im letzten Trimester mit den Übungen anzufangen, ist auch kein Problem.“

Schmerzlinderung durch Hypnobirthing nicht vergleichbar mit PDA

„Natürlich muss man das alles üben, und das braucht Energie“, sagt auch die Ärztin Mandy Mangler. Wichtig ist dabei zudem, keine falschen Erwartungen aufzubauen. „Natürlich ist Hypnobirthing für die Schmerzlinderung während der Geburt nicht so stark wie eine PDA – aber darum geht es auch gar nicht“, sagt die Gynäkologin.

Sie sieht mentales Training vor allem als Möglichkeit, die Frau unter der Geburt zu stärken. „Und das ist in jedem Fall positiv.“ Schließlich sei die Geburt ein zentrales Ereignis im Leben der Frau, eng verbunden mit Gefühlen von Selbstwirksamkeit und Ermächtigung. In Ergänzung zu einem hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskurs könne Selbsthypnose daher ein wichtiges Werkzeug sein.

Hebammen unterstützen

Generell gilt für die Geburtsvorbereitung: „Hilfreich ist, im Vorfeld ganz viel mit der Hebamme zu kommunizieren und so viel Wissen wie möglich über den Geburtsprozess zu erlangen“, sagt Mandy Mangler und führt aus: „Die Hebamme kann aus den Gesprächen herausfiltern, was die werdende Mutter für eine Person ist, was ihr wichtig ist, wie sie sich eine Geburt vorstellt und wie Ängste abgebaut und Wünsche umgesetzt werden können.“

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Hypnose bei der Geburt – wie sieht das in der Praxis aus?

Nach den Beobachtungen von Mentaltrainerin Kristin Graf sind mittlerweile viele Kliniken und Geburtshäuser mit den Methoden mentaler Geburtsvorbereitung vertraut. Kopfhörer in den Kreißsaal mitzunehmen, um dort vor der Geburt Hypnose-Anleitungen oder Meditationen anzuhören – das ist meist kein Problem.

Übrigens: Wann genau sich werdende Mütter in den Trancezustand begeben, hängt von vielen Faktoren während des Geburtsprozesses ab und ist individuell. Graf rät, sich an den eigenen Körper anzupassen. „Wenn die Wellen beginnen, also wenn der Körper anfängt, zu arbeiten, kann man sich selbst in den Trancezustand begeben. Wenn der Körper dann noch mal Pause macht, kann man auch wieder Pause machen.“

Während der Geburt keine einzige Unterbrechung des Trancezustandes zu erleben, das ist nicht realistisch. „Denn es gibt immer irgendetwas, das stört. Das ist ganz normal. Es geht darum, dass die Frauen lernen, nach einer Störung schnell wieder in die Konzentration zurückzufinden“, sagt Graf.

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Wenn die Geburt unter Hypnose nicht klappt

Manchmal klappt die Geburt in Hypnose aber auch nicht. „Die Frau findet nicht in den entsprechenden Zustand, weil die Technik noch nicht klar verinnerlicht ist oder es doch nicht die richtige Methode für sie ist“, sagt Gynäkologin Mandy Mangler.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) verweist darauf, dass es so gut wie keine wissenschaftlichen Belege für den Erfolg von Hypnobirthing gebe. Zwar würden Kursanbieter immer wieder auf die wenigen, aber positiven Studien verweisen, diese sollten aufgrund von Größe oder Fragestellung allerdings hinterfragt werden.

Mit Material von dpa

Themen Frauengesundheit
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