
4. März 2025, 10:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Obwohl HPV-Infektionen weit verbreitet sind und bösartige Krebserkrankungen verursachen können, sind nur wenige Erwachsene in Deutschland gegen das Virus geimpft. Eine neue Umfrage zeigt alarmierende Lücken in der Impfquote – und Unwissenheit besonders bei Männern.
Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) gehört zu den häufigsten Virusinfektionen weltweit. Bestimmte HPV-Typen können schwere Krebserkrankungen wie Gebärmutterhals-, Anal- oder Rachenkrebs verursachen. Laut einer aktuellen Umfrage der Gesundheitsplattform Doctolib bestehen erhebliche HPV-Impflücken in Deutschland.
Übersicht
Schutz vor HPV – nur 14 Prozent der Erwachsenen geimpft
Nur rund 14 Prozent der über 18-Jährigen sind gegen HPV geimpft und haben somit einen Schutz vor dem Virus. Bei Frauen liegt die Quote bei 16 Prozent, bei Männern lediglich bei 7 Prozent. Diese Zahlen gehen aus einer Umfrage von Doctolib hervor, die FITOOK vorliegt. Die Termin-App hatte im Februar rund 1600 Personen zu ihrem Schutzstatus vor Humanen Papillomviren und dem Wissen um das aus einer Infektion hervorgehende gesundheitliche Risiko befragt. Die Umfrage ist nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Bevölkerung.
Auch interessant: Ist die HPV-Impfung für Erwachsene sinnvoll? Das sagt der Experte
Umfrage zeigt: Männer offenbar besonders uninformiert
Weiter ergab die Umfrage: 72 Prozent haben keine Impfung erhalten und 14 Prozent wissen nicht, ob sie geschützt sind. Besonders Männer sind offenbar uninformiert: 25 Prozent der männlichen Befragten gaben an, nicht zu wissen, ob sie geimpft sind – bei Frauen liegt dieser Wert bei 10 Prozent.
Immerhin: Die aktuelle Umfrage zeigt, dass mehr als 60 Prozent der Befragten wissen, was HPV ist. Rund 70 Prozent sehen eine HPV-Infektion als gesundheitliches Risiko, doch vor allem Frauen werden als gefährdet betrachtet (51 Prozent), während nur 22 Prozent die Risiken für Männer erkennen. Auch bei der Testbereitschaft gibt es Unterschiede: Während sich laut Umfrage 45 Prozent der Frauen regelmäßig auf HPV testen lassen, gab eine Mehrheit der Männer (64 Prozent) an, noch nie einen Test gemacht zu haben.
Trend: Massiver Rückgang der HPV-Impfungen bei Kindern
Insbesondere bei Kindern bzw. Jugendlichen zeigt sich ein massiver Rückgang der HPV-Impfungen. Eine Krankenkassen-Erhebung im August 2024 zeigte auf, dass bei Mädchen und Jungen die Impfquote zwischen 2021 und 2022 deutlich zurückgegangen ist (minus 23,5 Prozent). Die Erhebung der Barmer ergab, dass etwa 40 Prozent der Mädchen mit 14 Jahren nicht gegen den häufigsten Auslöser von Gebärmutterhalskrebs geimpft sind. Bei den Jungen sind demnach nur 25 Prozent der 13-Jährigen vollständig gegen HPV geimpft.1 Bei den 15-jährigen Mädchen waren 2023 immerhin 54,6 Prozent geimpft, bei den Jungen 34 Prozent.
„Die Umfrage zeigt deutlich: Obwohl viele Menschen die Gefahren von HPV kennen, setzen zu wenige auf die Impfung als wirksamen Schutz“, wird die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Nicole Mattern, in der Pressemitteilung zur Umfrage zitiert. Besonders besorgniserregend sei, dass Männer nicht nur seltener geimpft seien, sondern oft auch gar nicht wüssten, ob sie geschützt seien. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf – für mehr Aufklärung, einen leichteren Zugang zur Impfung und eine bessere Prävention HPV-bedingter Krebserkrankungen.“
Auch interessant: Experte zu FITBOOK: „Die HPV-Impfung ist für Jungen ebenso wichtig wie für Mädchen“

Vorsorge Wie sich Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen können

Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs Wie man sich vor einer HPV-Ansteckung beim Sex schützen kann

Schutz vor Krebs Experte zu FITBOOK: „Die HPV-Impfung ist für Jungen ebenso wichtig wie für Mädchen“
Fakten zu Humane Papillomviren (HPV)
- HP-Viren werden beim Geschlechtsverkehr/Sexualkontakt übertragen aber auch durch Schmierinfektionen im Genitalbereich. HP-Viren sitzen nicht nur auf Schleimhäuten, sondern auch auf der Haut – deshalb bieten Kondome keinen 100-prozentigen Schutz.
- Laut der Deutschen Krebsgesellschaft sind sexuell übertragbare HP-Viren für etwa 95 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich.2
- Andere Typen von HP-Viren sind z. B. auch für Feigwarzen verantwortlich, auf die Wucherungen in der Genitalregion hinweisen können (können bei allen Geschlechtern vorkommen).
- Humane Papillomviren können auch Peniskarzinome, Analkrebs oder Mundhöhlenkrebs auslösen.
- Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 6250 Frauen und ca. 1600 Männer an Karzinomen, die durch HPV-Infektionen bedingt sind.3
- Nicht jede Infektion mit HPV löst eine Krebserkrankung aus.2 Was ein positiver Test auf HP-Viren bedeutet, erläutert FITBOOK hier.
- Impfstoffe decken die wichtigsten HPV-Typen ab. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung. Nach einer HPV-Impfung sind Patienten im Schnitt rund sechs Jahre lang vor einer Infektion mit dem Erreger geschützt.
- Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die Stiko, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.